Comtech ist insolvent. Der Online-Händler hat vor dem Amtsgericht Stuttgart unter dem Aktenzeichen 5 IN 452/19 Antrag auf Insolvenz gestellt. Der Schritt überrascht aus mehreren Gründen. Zum einen hatte sich Comtech als wachstumsstarkes, wirtschaftlich gesundes Unternehmen dargestellt und zuletzt für das Geschäftsjahr ein Umsatzwachstum um knapp 20 Prozent auf 140 Millionen Euro sowie ein positives Ergebnis von 0,9 Millionen Euro ausgewiesen. Außerdem gehört Comtech seit 2015 mehrheitlich zu dem norwegischen Distributor und Online-Händler Komplett Group, so dass für eine ausreichende finanzielle Decke gesorgt schien.
Über die Hintergründe der Insolvenz ist beim vorläufigen Insolvenzverwalter, Dietmar Haffa von der Acherner Kanzlei Schultze & Braun, nur wenig zu erfahren. "Haffa hat angekündigt, den Geschäftsbetrieb des Unternehmens zunächst unverändert fortzuführen", erklärt ein Sprecher der Kanzlei. Die 85 Mitarbeiter von Comtech seien bis einschließlich Oktober über das Insolvenzgeld abgesichert. "Unser wichtigstes Ziel ist zunächst, den Geschäftsbetrieb der Gesellschaft wieder in ruhiges Fahrwasser zu lenken und eine Sanierung voranzutreiben", so der Insolvenzverwalter.
Wer ist schuld an der Insolvenz?
Wie es aus der Kanzlei weiter heißt, verschaffe Haffa sich derzeit einen Überblick über die wirtschaftliche Lage des Unternehmens und prüfe Sanierungsoptionen. "In Kürze werden wir eine gezielte Suche nach Investoren starten, die bereit sind, den Geschäftsbetrieb zu übernehmen und dauerhaft zu erhalten", so Haffa. Ursache der wirtschaftlichen Schieflage sei der durch Vergleichsportale und Onlinemarktplätze äußerst transparente Markt für Elektronikartikel, der einen außerordentlichen Preisdruck und gleichzeitig nur wenig Wachstum aufweise. Daraus resultierten lediglich geringe Margen.
Doch offensichtlich liegen die Gründe für die Zahlungsunfähigkeit von Comtech nicht nur in äußeren Faktoren: Ein nicht optimal aufgestellter Onlineshop sowie Uneinigkeiten zwischen den Gesellschaftern hätten die positive Entwicklung des Unternehmens in den vergangenen Monaten behindert, heißt es aus der Kanzlei. Das deutet in Richtung des norwegischen Mehrheitseigners Komplett Group. Ein Kommentar war von dort bis dato allerdings noch nicht zu bekommen.
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