Programmiertrends heute und morgen

Coding im Wandel der Zeit

12.10.2015
Von Thomas Drilling
Wer heute aus persönlichen oder beruflichen Motiven programmieren lernen will, hat dazu auch ohne Studium weit mehr Möglichkeiten als vor 20 Jahren. Unabdingbar ist es aber, die aktuellen Trends zu kennen und sich möglichst an diesen zu orientieren.

Sie möchten programmieren lernen? Sei es aus persönlichem Interesse, Spaß oder als Investition in eine berufliche Perspektive? Möglicherweise haben Sie vor Jahren in der Schule oder Uni erste Erfahrungen sammeln können und liebäugeln jetzt mit einem Wiedereinstieg in die faszinierende Welt des Codings? Um in puncto Know-How-Erwerb nicht in einer Sackgasse zu landen, was letztendlich auch ein Zeit- und Kostenfaktor ist, müssen Sie die aktuellen Programmier-Trends kennen. Programmieren ist eine faszinierende, endlose Profession mit schnellen Veränderungen, leidenschaftlich geführten Debatten aber auch plötzlichen und unerwarteten Comebacks. Lassen Sie sich überraschen.

Im Trend

Das Tolle am Programmieren ist: Schreiben Sie eine echte Killer-App, interessiert sich kein Arbeitgeber für Ihr Uni-Diplom. Die Liste entsprechender Persönlichkeiten, insbesondere aus dem Open-Source-Umfeld ist lang, um mit Linux-Erfinder Linus Torvalds den Anfang zu machen. Der hat zwar sein Diplom schon lange in der Tasche, war aber schon vor seinem Abschluss eine Berühmtheit und konnte sich seinen Traumarbeitsplatz im Wunschland USA nachher mehr oder weniger aussuchen.

Coding für Fun?

Programmierer haben für die schnelllebige und veränderliche Welt aus Mode und Lifestyle, in der Trends ebenfalls kommen und gehen, meist nur ein Grinsen übrig. In der Welt der Technik, Wissenschaft, IT und Mathematik treten dagegen allein Regeln, Strenge und Präzision an die Stelle von Mode-Erscheinungen. Trotz oder gerade deswegen kann man wohl kaum sagen, dass Programmieren als Beruf keinen Trends unterworfen ist. Der Unterschied zwischen gewöhnlichen und Programmiertrends besteht darin, das letztere in der Regel ausschließlich durch die Aussicht auf eine größere Effizienz, einer einfacheren Benutzbarkeit oder besseren Individualisierbarkeit getrieben sind und nicht von weichen Faktoren. Neue Technologien, die einen oder mehrere dieser Aspekte realisieren, stellen vorherige Entwicklungen oft schnell in den Schatten. Wir leben nun einmal in einer Leistungsgesellschaft.

Zugang zu Wissen

Daher ist es auch wichtig, wie und wo Sie programmieren lernen. Kaum eine andere Wissenschaft bietet allerdings heute die Möglichkeit, auch ohne vermeintliche Beschränkungen durch Schulbildung, soziales Umfeld oder finanzielle Möglichkeiten Zugang zu finden. Viele bekannte Programmierer kommen aus den USA. Hier sitzen zweifelsohne die weltweit größten und wichtigsten IT-Firmen. Allerdings: ein Kollege-Platz in den USA kostet richtig Geld, am MIT etwa satte 55.000 US-Dollar. In Deutschland ist ein Informatikstudium zwar auch mit finanziell geringeren Aufwand zu haben, ob die Qualität dann aber der am MIT entspricht, steht auf einem anderen Blatt. Wer professionell programmieren lernen will, kann und sollte sich aber ohnehin anderswo umsehen.

Hackerspaces statt Studium

Der neuste Trend sind Hackerspaces, eine sich selbst nähende Organisationsform ohne den Overhead an Schulen und Universitäten. Ein Hackerspace ist ein physischer, meist auch offener Raum, in dem sich Hacker sowie allgemein an Technologie Interessierte treffen und austauschen können. Hackerspaces werden in der Regel von Vereinen getragen. Die Anbahnung findet meist über soziale Netzwerke statt. Im deutschsprachigen Raum haben es z.B. die c-base in Berlin, das RaumZeitLabor in Mannheim, der Chaos Computer Club Göttingen, der Attraktor in Hamburg oder das Metalab in Wien zu überregionaler Bedeutung gebracht.

Eine Liste weltweit aktiver Hackspaces findet sich auf hackspace.org.
Eine Liste weltweit aktiver Hackspaces findet sich auf hackspace.org.
Foto: hackspace.org

Noch populärer im englischsprachigen Raum sind der NYC Resistor in New York oder die Noisebridge in San Francisco. Eine Liste weltweit aktiver Hackerspaces liefert unter anderem das Projekt hackerspaces.org. Hier findet sich ein umfassendes Verzeichnis weltweit existierender oder geplanter Hackerspaces. Hackerspaces bringen nicht selten erfolgreiche Startups hervor und das weitgehend ohne Bürokratie und ohne das, was der US-amerikanischer Philosoph Ralph Waldo Emerson's 1848 in seinem berühmten Buch "Self-Reliance" (Selbständigkeit) mit "A foolish consistency is the hobgoblin of little minds" umschreibt. Die Vorteile von Hackerspaces liegen nicht nur bei den sozialen und finanziellen Zugangsvoraussetzungen: Hackerspace-Kurse müssen nicht ein ganzes Semester dauern und Studenten müssen auch nicht ein Jahr oder länger allein für die Zulassung büffeln.

Zur Startseite