Microsoft, Google, IBM, O2, 1&1 sowie die Telekom werben mit günstigen Collaboration-Services aus der Cloud. Ein Funktionsvergleich ergibt einen klaren Sieger.
von Joachim Hackmann
Die Marktforscher von Techconsult kümmern haben die IT-Belange mittelständische Unternehmen im Auge. Diese Anwender, so haben die Marktanalysten beobachtet, legen zunehmend die Zurückhaltung gegenüber IT-Leistungen aus der Cloud ab. Allerdings scheuen Unternehmen beziehungsweise deren Anwender und IT-Spezialisten einen radikalen Umschwung, sie bevorzugen es, zunächst die private Infrastruktur für Notfälle beizubehalten und das vermeintlich Neue sukzessive einzuführen. Für ITK-Anbieter bedeutet dies, dass sie einen Ressourcen-Mischbetrieb zulassen müssen, um gerade in der aktuellen Umbruchphase Kunden zu gewinnen.
IT-Infrastrukturkomponenten zur Kommunikation beziehungsweise zum Daten- und Dokumentenaustausch sind heute Grundvoraussetzung für den ordnungsgemäßen Geschäftsbetrieb in mittelständischen Unternehmen. In einer im Sommer 2011 repräsentativ erhobenen Studie von Techconsult wurden 207 Unternehmen nach ihren größten Schwierigkeiten in Bezug auf die reibungslose Kommunikation im technischen Unternehmensalltag befragt. Die größte Hürde liegt demnach im Bereich Dokumenten- und Applikationsaustausch über Medien- und Plattformgrenzen hinaus. An zweiter Stelle wurden Infrastrukturanforderungen sowie das Zusammenspiel vorhandener Hardware mit neuer Software genannt. Fast ein Drittel der Befragten haben Schwierigkeiten, ihr Home Office in den Unternehmensalltag einzubinden.
- Sechs Cloud-Collaborations-Dienste im Vergleich
Ziel der Analyse war es, Selbstständigen und Mittelständlern eine Entscheidungshilfe in der Auswahl der geeigneten Cloud-basierende Collaboration-Lösung an die Hand zu geben. Wesentlich sei eine möglichst integrierte Lösung mit Funktionen für Groupware, Collaboration und Unified Communication sowie mit Office-Anwendungen, betont Techconsult. Besonders gewichtet wurden Sicherheitsaspekte, Mitarbeiterakzeptanz, derzeitige Einsatzgrade bestehender (produktiver) Lösungen. - Was der Mittelstand will
Basis dieser Bewertungskriterien ist eine Studie vom Sommer 2011 unter 207 mittelständischen Firmen. Die Befragung zeigt, dass Anwender den Dokumenten- und Applikationsaustausch über Medien- und Plattformgrenzen hinweg als problematisch erachten. Fast ein Drittel der Befragten haben Schwierigkeiten, ihr Home Office in den Unternehmensalltag einzubinden. Hier könnten integrierte Cloud-Angebote helfen. - O2 ist nicht empfehlenswert
O2 ist Schlusslicht des Lösungsvergleichs, der Anbieter steigt laut Techconsult nach mehreren Versuchen im Bereich der Hosted-Groupware und Collaboration-Lösungen stillschweigend aus dem Markt aus. Empfehlenswert ist dieses Angebot aufgrund der Vertragsmodalitäten, Anwendungsfunktionalitäten und mangelnder Zukunftssicherheit daher nicht. Konkurrent Vodafone hat diesen Schritt bereits hinter sich gebracht und reicht inzwischen ausschließlich Google Apps und Microsoft Office 365 an Kunden durch. - Dem Telekom-Dienst fehlt Integration
Die Telekom vertraut im Mittelstands-Segment ausschließlich Hosting-Lösungen auf Microsoft-Basis. Sie sind zum einen finanziell unattraktiv und wirken zum anderen in sich zersplittert. Dem Angebot fehlt der integrative Ansatz. Zudem sind Support-Leistungen der Telekom erschreckend teuer und können zu einer Kostenexplosion führen. - 1&1 muss nachbessern
1&1 platziert sein zweigleisiges Angebot KMU-freundlich. Es scheint, als ob das Unternehmen künftig stärker auf Angebote auf Basis der Open-Xchange-Lösung setzen wird. Hier stellt Zoho im Rahmen einer Kooperation die Productivity-Anwendungen bereit. Aktuell ist dieser englischsprachige Dienst für KMUs wenig empfehlenswert. Ein Vorteil der 1&1-Lösung ist Kundennähe und ein deutsches Rechenzentrum. - IBM vertraut auf LotusLive
IBM entwickelt ihre Lösung weiter, scheint aber noch im Experimentierstadium zu stecken. Im Vergleich zu Microsoft Office 365 oder Google Apps for Business sind etwa Productivity-Funktionen nur als Beta-Ausführung vorhanden. Zudem hat IBM mit einem geringen Lotus-Notes-Kundenstamm im KMU-Bereich zu kämpfen. Für viele KMUs bedeutet eine Umstellung auf LotusLive mehr Schulungsaufwand. - Google Apps fehlt die Offline-Option
Google Apps for Business verfügen über ein breit gefächertes Portfolio. Das Angebot ist für den deutschen Mittelstand riskant, weil es keine On-Premise-Absicherung vorsieht. Problematisch ist auch die Informationspolitik des Anbieters zur Datenhaltung. Techconsult-Untersuchungen belegen, dass Anwender Google nicht als vertrauenswürdigen Provider für den Business-Einsatz erachten. - Techconsult empfiehlt Office 365
Microsoft punktet mit geringen Kosten und vielen Features, die andere Provider nur gegen Aufpreis bereit stellen. Das Unternehmen bietet Zukunftssicherheit und vielen KMUs Investitionsschutz, da sie vorhandene Systeme von Microsoft nicht unmittelbar ablösen müssen. Anwender sind mit den Tools vertraut, so dass kostspielige User-Testlaufreihen und Change-Management-Projekte entfallen. Microsoft Office 365 rechnet sich daher schneller. Hilfreich ist zudem, dass sich die Online-Suite um lokale Ressourcen ergänzen lässt und Clients mit dem vollwertigen Office Professional ausstatten lassen. - Die Einzelbewertungen im Überblick
Das hier dargestellte Bewertungsraster fast die Einzelbewertungen der Lösungsbestandteile zusammen. Dabei wurde jeder Anbieter in jedem Kriterium vor dem Hintergrund einer allumfassenden All-in-One-Lösung zur Zusammenarbeit aus der Cloud bewertet.
Cloud-Provider haben mit ihren Infrastruktur- (IaaS) und Applikationsangeboten (SaaS) den Anspruch, diese Probleme zu lösen, indem sie Applikationen über Medien- und Plattformgrenzen hinweg bereit stellen. Techconsult hat sich daher insgesamt sechs in Deutschland verfügbare Angebote für die Zusammenarbeit (Collaboration) in beziehungsweise aus der Cloud genauer angesehen, die für mittelständische Anwender geeignet sind. Im einzelnen sind dies
-
die Kombination von Hosted Exchange, Infostore, Online Office von 1&1;
-
Hosted Exchange E-Mail Services von O2 sowie
-
BusinessMail Exchange und Shared Business Unified Communications (UC) von der Telekom.
Die Prüfer haben sich die Online-Dienste aus Sicht von kleinen und mittelständischen Unternehmen unter die Lupe genommen dabei den Maßstab angelegt, dass Anwender eine möglichst integrierte Lösung mit Bestandteilen aus Software für die Zusammenarbeit (Groupware und Collaboration), Software zur Kommunikation (Unified Communication) und Office-Anwendungen (Productivity Software) bevorzugen. Zudem wurden die Bewertungskriterien für IT-Sicherheit, Mitarbeiterakzeptanz, derzeitige Verbreitung bestehender (produktiver) Lösungen und somit auch weiterführende Kosten der Einführung beziehungsweise des Betriebs besonders gewichtet.(Das gesamte Whitepaper steht hier zum Download bereit)