Deinstallation ist möglich
Zhang zufolge könnte Green Dam zwar sehr wohl auch andere Inhalte als Pornografie filtern und auch vertrauliche Nutzerdaten sammeln, allerdings habe Jinhui keinen Grund, das zu tun. "Aus westlicher Sicht klingt das natürlich bedenklich", meint Pichlmayr. Allerdings muss die Software offenbar nicht vorinstalliert, sondern nur mit dem PC mitgeliefert - etwa auf CD-ROM - werden. Zhang zufolge sei auch ein Deaktivieren oder eine Deinstallation möglich. "Software am PC jedenfalls kann von versierten Nutzern immer in irgendeiner Weise immer 'ausgehebelt' werden", betont Thurnhofer.
Zur Zensur sei ein zentral gesteuerter Ansatz, wie er in China offenbar schon lange existiert, letztendlich effizienter. Laut Wall Street Journal haben ausländische Tester Fehlfunktionen bei Windows und eine möglicherweise erhöhte Anfälligkeit gegen Hackerattacken beobachtet. Solche Probleme könnten allerdings einfach ein Zeichen einer qualitativ schwachen Programmierung sein.
"Aber ist das Ansinnen der chinesischen Regierung Bedacht auf die gefährdeten Kinder oder doch eher die Kontrolle der Bürger", hinterfragt Thurnhofer. Er ortet dabei aber ein Risiko, dass Green Dam ein staatliches Bespitzelungstool sein könnte. Pichlmayr wiederum gibt sich skeptisch, ob ein offenbar gar nicht verpflichtendes Software-Tool der chinesischen Regierung als Kontrollwerkzeug letztendlich wirklich gute Dienste leisten könnte.
"Es wäre doch wesentlich effektiver, Microsoft zu entsprechender Funktionalität bei Windows zu zwingen", so der Sicherheitsexperte. Gänzlich auszuschließen ist letztendlich nicht, dass Green Dam tatsächlich Kinder schützen soll und aufgrund Chinas langer Tradition der Internet-Zensur ungerechtfertigt als Kontrollwerkzeug in die Kritik geraten ist. (pte/rw)