Nachdem die Ceconomy-Führungsriege um CEO Pieter Haas nach einer missglückten zweimaligen Gewinnwarnung und einer Intervention des Neuaktionärs Freenet Ende 2018 den Hut nehmen musste, war zu befürchten, dass sich für den Spitzenposten bei der Media-Saturn-Mutter nicht mehr so leicht ein geeigneter Bewerber finden lassen würde. Umso erfreulicher ist es für den Handelskonzern, dass mit Jörn Werner nun eine Ideallösung für den CEO-Posten gefunden werden konnte.
Der 57-jährige stand von 2012 bis 2015 an der Spitze von Conrad Electronic und legte in diesen Jahren die Basis dafür, dass die traditionsreiche Elektronikkette heute nicht nur im Elektronik-Online-Handel zu den führenden Playern gehört, sondern auch bei Themen wie Handelsdigitalisierung, Internet of Things und Smart Home ganz vorne dabei ist. So erklärte Werner als Conrad-CEO im ChannelPartner-Interview: „Wir wollen zu einem E-Commerce-Unternehmen werden.“
Nun soll Werner als „ausgewiesener Experte für die digitale Transformation von Geschäftsmodellen und internationale Wachstumsstrategien“ sowie mit seiner „Expertise im komplexen Filialgeschäft als auch im Multichannel-Handel“ den kräftig ins Trudeln geratenen Ceconomy-Konzern wieder auf Spur bringen. „Mit Jörn Werner gewinnen wir einen überaus renommierten und erfahrenen Manager, der über umfassende Expertise in der Branche verfügt“, erklärt Jürgen Fitschen, Vorsitzender des Aufsichtsrats der Gesellschaft.
„Er hat mehrfach bewiesen, dass er auch in herausfordernden Situationen Geschäftsmodelle erfolgreich transformieren und nachhaltiges Wachstum schaffen kann. Sein strategischer Weitblick, der feste Wille, Dinge voranzutreiben und seine konsequente Teamorientierung sind für Ceconomy ein großer Gewinn.
Werner selbst hat als CEO des Elektronik-Retailers viel vor: „Ich sehe bei Ceconomy das Potenzial für eine erfolgreiche Zukunft. Nun gilt es, das Unternehmen angesichts der tiefgreifenden Umbrüche im Handel nachhaltig für die Zukunft aufzustellen, indem wir bei MediaMarktSaturn das Geschäftsmodell und die Mitarbeiter konsequent auf den Kunden ausrichten. Fokussierung und disziplinierte Umsetzung durch eine Mannschaft, die sich als Team versteht, stehen hierbei für mich im Vordergrund. Ich freue mich sehr, diese spannende Phase mitgestalten zu können.“
Wieviel Spielraum bekommt Werner?
Schon die Mitteilung zur neuen Führungsregelung bei Ceconomy wirft die Frage auf, wieviel Werner in der Position tatsächlich bewegen können wird. So heißt es darin: „Das operative Geschäft der zentralen Ceconomy-Beteiligung Media-Saturn-Holding GmbH wird auch nach der Neuaufstellung des Vorstands unverändert durch Ferran Reverter, Vorsitzender der Geschäftsführung (CEO), gesteuert.“
Werners Vorgänger Pieter Haas hatte noch den Vorteil, beide Positionen in Personalunion auszuführen. Weiter erschweren dürfte Werners Arbeit, dass er sich nicht nur mit der weiteren Neuausrichtung von Europas größtem Elektronik-Retailer beschäftigen muss, sondern auch das Vertrauen der Börsen zurückgewinnen muss. Ob es aber ein Rezept gegen die hohen Digitalisierungskosten bei stagnierendem Gesamtumsatz gibt, ist fraglich. Auch bei Conrad Electronic ist die Entwicklung in den letzten Jahren ähnlich verlaufen.
Neben Werner wurde zudem Karin Sonnenmoser (49) als CFO in den Ceconomy-Vorstand berufen, die zuletzt für Finanzen und Beschaffung beim börsennotierten österreichischen Leuchtenhersteller Zumtobel Group AG verantwortlich war und ihre berufliche Laufbahn im VW Konzern startete, wo sie unter anderem Geschäftsführerin Finanzen und Controlling der VW Sachsen GmbH inklusive der Gläsernen Manufaktur in Dresden war. Auch Sonnenmoser startet am 1. März 2019 bei Ceconomy. Mit den beiden Berufungen will Ceconomy die umfassende Neuausrichtung des Vorstands erklärtermaßen erfolgreich abschließen.