Mesh-Netze

Bestes WLAN im ganzen Haus mit Google Wifi

Peter Müller ist der Ansicht, dass ein Apple täglich den Arzt erspart. Sei es iMac, Macbook, iPhone oder iPad, was anderes kommt nicht auf den Tisch oder in die Tasche. Seit 1998 beobachtet er die Szene rund um den Hersteller von hochwertigen IT-Produkten in Cupertino genau. Weil er schon so lange dabei ist, kennt er die Apple-Geschichte genau genug, um auch die Gegenwart des Mac-Herstellers kritisch und fair einordnen zu können. Ausgeschlafene Zeitgenossen kennen und schätzen seine Beiträge im Macwelt-Morgenmagazin, die die Leser werktags pünktlich um acht Uhr morgens in den nächsten Tag mit Apfel und ohne Doktor begleiten. Privat schlägt sein Herz für die Familie, den FC Bayern, sechs Saiten, Blues-Skalen und Triolen im Shuffle-Rhythmus.
Will man das WLAN-Signal seines Routers über mehrere Stockwerke verteilen, hilft nun die Mesh-Technik weiter. Wir haben Google WiFi ausprobiert.
Drei sind nur ein bisschen besser als zwei.
Drei sind nur ein bisschen besser als zwei.
Foto: Google

Das grundsätzliche Problem unseres heimischen Netzes haben wir bereits in unserer ausführlichen Geschichte über unsere Anschlussprobleme mit der Telekom erläutert. Jetzt, da aber wieder alles mit einem neuen Speedport-Router funktioniert, können wir uns an die Lösung eines prinzipiellen Problems machen, für das der Internetprovider nichts kann: Denn wir wollen auch im zweiten Stock unterm Dach ein schnelles Netz, ohne neue Kabelschächte durch Wände und Decken zu bohren.

Wie man das Netz in einem mehrstöckigen Reihenhaus oder einer größeren Wohnung optimiert, haben wir schon in mehreren Ratgebern erklärt. Die bisher beste Lösung bot uns in unserem speziellen Fall ein Powerline-Adapter, der im zweiten Stock ein eigenes drahtloses Netz aufspannt und sich über die Stromleitung mit dem Router im Erdgeschoss verbindet. Das geht, macht aber wenig Spaß, wie unsere Messungen belegen – dazu später.

Überhaupt keinen Spaß würden herkömmliche WLAN-Repeater machen, denn diese verringern bauartbedingt den Datendurchsatz, da sie auf dem gleichen Kanal senden und empfangen, jeder Punkt in der Verstärkerkette verlängert zwar die Reichweite, halbiert aber die theoretisch mögliche Netzgeschwindigkeit.

Weitere Knoten statt nur Wiederholungen

Mit der Mesh-Technologie ergibt sich nun ein neuer Ansatz. Ein vermaschtes Netz – so der korrekte Ausdruck auf deutsch – besteht aus mehreren miteinander verknüpften Routern, die untereinander kommunizieren. Eine zentrale Instanz fehlt. Anders als ein herkömmlicher Router, den in den 2,4-GHz- und 5-GHz-Bändern funkt, besitzt ein Mesh-Router noch ein drittes unabhängiges Funkmodul, über das sich die einzelnen Accesspoints verständigen. Die Folge: Es gibt keinen Abfall der Datenübertragungsrate, ein Mesh ist an jedem Standort gleich schnell, zumindest dort, wohin der letzte der Router mit seinem Funksignal noch hinreicht.

Mit dem Google Wifi machen wir die Probe aufs Exempel. Zunächst hängen wir das erste der Geräte direkt an unseren Router und richten ein drahtloses Netz ein. Schon dieses sollte besser sein als jenes vom Speedport aufgespannte. Das können wir mit einem Macbook Air von 2011 im Erdgeschoss bestätigen. Wir messen im WLAN des Speedport enttäuschende 45,66 Mbit/s im Download, unsere Leitung ist auf 100 Mbit/s ausgelegt. Mit dem Google Wifi erreichen wir hier 65,03 Mbit/s im Schnitt, jeweils nach drei Messungen mit dem Speedtest der Deutschen Telekom. Zwischendurch hatten wir immer das WLAN gewechselt.

Einrichten per App: Nach Anmeldung mit dem Google-Konto kurz und schmerzlos
Einrichten per App: Nach Anmeldung mit dem Google-Konto kurz und schmerzlos

Zur Ehrenrettung der Telekom und des Speedports seit aber erwähnt, dass auch die etwas ältere Hardware des Macbook Air eine nicht unwesentliche Rolle spielt. Denn dem iMac 21,5 Zoll (late 2015) im Keller ist es relativ egal, mit welchem der WLANs im Haus er verbunden ist. Der Speedport bringt es im Schnitt auf 86,11 Mbit/s, das Google Wifi auf 83,88 Mbit/s. Eine Messung tags zuvor mit dem WLAN der Time Capsule hatte an dieser Stelle einen durchschnittlichen Wert von 66,28 Mbit/s ergeben, jedoch mit einem erheblichen Ausreißer nach unten in einem der drei Versuche – der Messfehler war also recht groß.

Nun wollen wir aber sehen, was ein zweites Google Wifi uns an Netzverbesserungen bringt. Google verkauft die Geräte im Doppelpack, eines davon muss wie beschrieben per Ethernet direkt an den Router, die Einrichtung geschieht über die App Google WiFi, für die man sich mit seinem Google-Konto anmeldet. Die App will jeweils über einen QR-Code die Identifikation des Gerätes kennen. Ein weites solle man "nicht weiter als zwei Räume entfernt" vom ersten aufstellen, wie es in der Anleitung heißt. In unserem Fall findet sich ein Platz im Schlafzimmer, neben einer Steckdose (am Google Wifi ist eine USB-C-Buchse für den Stromanschluss) sollte auch noch eine halbwegs erhöhte Position entscheidend für die Platzwahl sein – hier eben auf einer Kommode. Ein zweites Gerät in das Mesh einzubauen ist ebenso simpel wie schnell erledigt, die App findet das Gerät von alleine und lädt anschließend Treibersoftware herunter, die in wenigen Minuten installiert ist. Nach dem Neustart des Meshs geht es erneut an Messungen mit dem Macbook Air, diesmal im Schlafzimmer im ersten Stock und gut vier Meter näher am (zweiten) Google Wifi als es im Wohnzimmer der Fall gewesen ist.

Das Mesh-Netz ist schnell einsatzbereit und bringt sichtliche Verbesserungen
Das Mesh-Netz ist schnell einsatzbereit und bringt sichtliche Verbesserungen

Schnelles Netz in allen Räumen

Der Unterschied ist beeindruckend. In unseren drei Messungen im WLAN des Speedport erreichen wir im Schnitt 31,34 Mbit/s, ein Stockwerk über dem Router ein durchaus erwartbarer Wert. Das Google Wifi verwöhnt uns aber mit einer Datenrate von 90,3 Mbit/s im Download. Klar – wir sitzen ja auch nur gut drei Meter vom Router entfernt auf der Bettkante. Wie gesagt: Ein herkömmlicher Repeater bekommt das nicht hin und auch kein Powerline-Adapter, wie sich nun zeigt.

Denn für die nächste Messung gehen wir ein Stockwerk höher, sind nun also zwei Stockwerke vom Telekomrouter entfernt und immer noch einen vom zweiten Mesh-Gerät. Zwei Tage zuvor hatten wir den dort in einer Ecke stehenden iMac von 2007 angeworfen und festgestellt, dass über die Time Capsule praktisch gar kein Signal kam, über den Speedport ein schlechtes und über Powerline-WLAN immerhin ein mäßiges. Mit dem Macbook Air vergleichen wir nun Speedport mit Powerline-WLAN mit Google Wifi. Und hier sehen wir eindeutig, welch gute Lösung ein Mesh für unsere speziellen Probleme mit dem Drahtlosnetz bietet. Der Speedport lässt im Schnitt einen Download von 17,26 Mbit/s zu – auch hier wegen eines Ausreißers nach unten mit großem Messfehler. Das WLAN des Powerline-Adapters ist nicht viel besser, 27,5 Mbit/s, auch ein deutlicher Ausreißer nach unten in der Messreihe.

Aus zwei mach drei: Ein drittes Google WiFi bringt in unserer Konfiguration nicht einmal besonders viel mehr.
Aus zwei mach drei: Ein drittes Google WiFi bringt in unserer Konfiguration nicht einmal besonders viel mehr.

Aber jetzt: 54,43 Mbit/s via Google Wifi im Download. Beeindruckender wird es, betrachtet man die einzelnen Messungen: 72,77 Mbit/s, 74,55 Mbit/s und – leider auch – 15,97 Mbit/s. (Streng genommen haben wir also 54,43 Mbit/s +/- 27,22 Mbit/s ermittelt und sollten noch viel öfter messen. Aber schon hier ist der Unterschied deutlich).

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