Im Dezember letzten Jahres hatte die Metro Group die Details zur Aufspaltung von Elektronik- und Lebensmittelgeschäft präsentiert, Anfang Februar stimmten nun die Aktionäre des Handelskonzerns mit 99,95 Prozent für die Aufteilung. Der für Mitte des Jahres geplante Börsenstart der neuen Metro AG sowie der zur Ceconomy AG umfirmierten bisherigen Metro Group rund um Media-Saturn läuft damit nach Plan.
Für Irritationen sorgt allerdings einmal mehr Media-Markt-Gründer Erich Kellerhals. Seit Ende 2016 hatte sich der mit 22 Prozent an Media-Saturn beteiligte streitbare Minderheitsgesellschafter vergleichsweise ruhig verhalten. Der u.a. für seine Dienste im Streitfall Schickedanz/Deutsche Bank bekannte Mediator Clemens Vedder hatte sich in die Auseinandersetzung zwischen Metro und Kellerhals eingeschaltet und dabei nach Insiderinformationen mit dem Segen beider Seiten eine Aufteilung von Media-Saturn zur Diskussion gestellt. Demzufolge würde sich Kellerhals von Media-Saturn zurückziehen und dafür mit der Überlassung einzelner Landesgesellschaften belohnt werden. Vor allem die Ehefrau des mittlerweile 77-jährigen Media-Markt-Gründer sei an einem Friedensschluss interessiert, heißt es.
Im Vorfeld der Aktionärsentscheidung über die Metro-Aufspaltung Anfang Februar wurde eine erste Runde de Mediation allerdings ergebnislos beendet. Seit einigen Tagen zeigt sich Kellerhals nun wieder streitlustig: Über sein Beteiligungsunternehmen Convergenta hat er eine Anfechtungsklage gegen die Metro-Aufteilung eingereicht. Auch auf seiner Webseite meldet sich Kellerhals wieder zu Wort: "Es wurde niemals versucht ein Gespräch mit der Familie Kellerhals zu führen, wie man der Metro AG helfen kann, um eine Aufspaltung reibungslos umzusetzen." Der von dem Düsseldorfer Handelskonzern vorgelegte Teilungsplan koste die neue Ceconomy AG mindestens 100 Millionen Euro und beschere den Vorständen massive Gehaltszuwächse. "Eine Abspaltung von Media-Saturn anstatt der Lebensmittelsparte, würde für die Metro AG mehrere 100 Millionen Euro ersparen", ist sich Kellerhals sicher.
Alles nur Verhandlungstaktik?
Doch liegt es nicht zuletzt an dem Media-Markt-Gründer, dass es nicht zu diesem - eigentlich näherliegenden - Aufspaltungsszenario gekommen ist. Denn die Ausgliederung der Lebensmittelsparte in eine neue AG ist im Kern ein Anti-Kellerhals-Plan: Das Metro-Großhandelsgeschäft und die Real-Märkte werden auf diese Weise von der Bürde des jahrelangen Rechtsstreits mit Kellerhals befreit. Und indem Media-Saturn nicht als eigenstände AG an die Börse geht, sondern weiterhin unter einer Dach-AG firmiert, bleibt die juristische Position des Media-Markt-Gründers unverändert schwach. 15 Prozesse seien bisher entschieden worden, betont Metro-Chef Olaf Koch gerne, und stets sei die Entscheidung für den Handelskonzern gefallen.
Das weiß auch Kellerhals, der nach seinem letzten Gerichtstermin in Ingolstadt erklärte, bei seinen Investitionen künftig anderen Regionen als dem Media-Saturn-Sitz den Vorzug geben zu wollen. Gut möglich, dass es dem Media-Markt-Gründer mit seiner Anfechtungsklage also gar nicht darum geht, die Metro-Aufteilung zu stoppen, sondern dass er vor allem das eigene Gewicht in den Verhandlungen mit dem Handelskonzern stärken will. Mediator Clemens Vedder erklärte jedenfalls, dass die Vermittlung zwischen Kellerhals und der Metro Group fortgesetzt werden solle.
Media-Saturn stärkt sich mit Übernahme
In der Media-Saturn-Zentrale in Ingolstadt ist man unterdessen dabei, das Portfolio mit Blick auf den Börsenstart der Ceconomy AG abzurunden. Anfang Februar kündigte das Unternehmen an, mit der neu gegründeten "Retail Media Group" die u.a. über den Media Markt Club gewonnen Kundendaten weiterzuvermarkten - es winken lukrative Einnahmemöglichkeiten im digitalen Werbegeschäft. Ende Februar stellte der Retail-Marktführer dann einen neuen Namen für sein Handelsgeschäft vor. So will die Media-Saturn-Unternehmensgruppe zukünftig ihren Marktauftritt an den Namen ihrer Vertriebsgesellschaften ausrichten und als"MediaMarktSaturn Retail Group" nach außen auftreten. Juristisch firmiert das Unternehmen aber weiterhin als Media-Saturn-Holding GmbH.
Und schließlich gab es Anfang März eine Übernahme: Das Start-up Deutsche Technikberatung, das seit der Teilnahme an dem Media-Saturn-Acceleratorprogramm Spacelab eine Minderheitsbeteiligung der Metro Group ist, gehört nun mehrheitlich zu dem operativen Teil des Handelskonzerns, der ab Mitte 2017 als Ceconomy AG firmieren soll. Dass die Übernahme durch die Dachgesellschaft und nicht durch Media-Saturn erfolgt, dürfte übrigens ebenfalls an dem Gesellschafterstreit mit Erich Kellerhals liegen. Das Start-up soll Kunden von Media Markt und Saturn künftig mit seinem Beraternetzwerk schnelle Hilfe bei Fragestellungen rund um die Installation, Vernetzung und Fehlerbehebung von neuen Fernsehern, Tablets, Smartphones oder anderen digitalen Produkten liefern. "Die mehrheitliche Beteiligung an der Deutschen Technikberatung ist ein entscheidender Schritt für die Umsetzung unserer Strategie, Ceconomy als die führende Consumer Electronics Plattform mit den entsprechenden Services zu positionieren", erklärt Media-Saturn-CEO Pieter Haas. Der Elektronik-Retailer könne so seine Wertschöpfung auch in den After-Sales Bereich verlängern. "Wir sind sicher, dass davon wichtige Impulse auch für unser bisheriges Kerngeschäft ausgehen werden, indem wir Kaufentscheidungen für komplexe digitale Lösungen erleichtern und das Vertrauen in unsere Vertriebsmarken weiter stärken", so Haas. (mh)