Uneinheitliche Online-Entwicklung bei Media-Saturn

Befindet sich Redcoon in der Rückwärtsbewegung?



Matthias Hell ist Experte in Sachen E-Commerce und Retail sowie  Buchautor. Er veröffentlicht regelmäßig Beiträge in renommierten Handelsmagazinen und E-Commerce-Blogs. Zuletzt erschien seine Buchveröffentlichung "Local Heroes 2.0 – Neues von den digitalen Vorreitern im Einzelhandel".
Um mehr als zehn Prozent sollen die Umsätze bei Redcoon, dem Pure-Online-Player der Media-Saturn-Gruppe zurückgegangen sein. Statt sich gegenseitig zu befeuern, scheinen sich die MSH-Onlineshops damit eher zu kannibalisieren.

Vor zwei Wochen meldete die Metro-Group vorab Umsatzzahlen, die nicht zuletzt die Online-Entwicklung von Media-Saturn in ein glänzendes Licht stellten: Der bei dem Retailer online generierte Umsatz stieg demzufolge im Geschäftsjahr 2014/15 um über 20 Prozent und erreichte 1,8 Milliarden Euro. Damit beträgt der Internetanteil am MSH-Gesamtumsatz von 21,7 Milliarden Euro bereits mehr als acht Prozent.

Allerdings verzichtet die Metro seit einigen Quartalen darauf, separate Umsatzzahlen für den 2011 übernommenen reinen Online-Händler Redcoon auszuweisen - und öffnet damit die Tür für Spekulationen. So geht ChannelPartner für Redcoon von einem Umsatz von etwa 600 Millionen Euro für das Jahr 2014 aus und bestätigte Anfang 2015 auch Martin Sinner, Geschäftsführer von Redcoon und der Electronics Online Group (EOG) von Media-Saturn, dass der Onlineshop die Umsatzmarke von 500 Millionen Euro übersprungen habe. Bis 2017/18 kündigte Sinner an, Redcoon auf ein Umsatzniveau zwischen 600 und 700 Millionen Euro führen zu wollen.

Einem Bericht der gewöhnlich gut informierten Lebensmittelzeitung zufolge, ist nun allerdings nicht nur der Wachstumsmotor von Redcoon ins Stottern gekommen, sondern soll sich der Online-Händler sogar in der Rückwärtsbewegung befinden. Um mehr als 10 Prozent seien die Umsätze von Redcoon im vergangenen Geschäftsfjahr zurückgegangen. Damit sei das Unternehmen wieder deutlich unter die Marke von 600 Millionen Euro gesunken.

Will Saturn in zwei Jahren auf 700 Millionen Euro Umsatz führen: Martin Sinner, CEO der Electronics Online Group von Media-Saturn
Will Saturn in zwei Jahren auf 700 Millionen Euro Umsatz führen: Martin Sinner, CEO der Electronics Online Group von Media-Saturn
Foto: Media-Saturn

Kannibalisierung statt Pace-Maker?

Treffen die Informationen der Lebensmittelzeitung zu, geht die hinter der Übernahme von Redcoon steckende Strategie für Media-Saturn nicht auf. Ursprünglich sollte der wachstumsstarke Pure-Player als Schrittmacher für die Onlineshops von Media Markt und Saturn fungieren - und damit im E-Commerce-Kontext das Konzept des internen Wettbewerbs fortführen, welches das stationäre Wachstum von Media Markt und Saturn lange Jahre befeuerte.

Die Lebensmittelzeitung führt auch eine Reihe von Gründen an, die eine schwache Entwicklung von Redcoon plausibel erscheinen lassen. So wende der Retailer deutlich geringere Werbeausgaben für den Online-Händler auf. Während Media Markt und Saturn jährlich mehr als 350 Millionen Euro in die Werbung investierten, sei dieser Wert bei Redcoon auf weniger als 10 Millionen Euro geschrumpft. Zudem habe die Strategie von Media-Saturn, sich online am Preisniveau von Amazon auszurichten, das bisherige Alleinstellungsmerkmal von Redcoon geschwächt. "Wenn Ingolstadt die aktuelle Preispolitik beibehält, wird Redcoon im Konzernverbund eigentlich überflüssig", so ein Marktmanager von Media-Saturn gegenüber dem Fachblatt. (mh)

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