Als ChannelPartner Mitte 2021 zuletzt mit Back Market Europa-Chef Martin Hügli sprach, stand bei der 2018 auf dem deutschen Markt gestarteten, aus Frankreich stammenden Refurbished-Plattform noch die Rekrutierung weiterer deutscher Händler ganz oben auf der Prioritätenliste. Außerdem kündigte Hügli die Erweiterung des Sortiments sowie den Ausbau des Netzwerks für den Ankauf von gebrauchter Elektronik an. "Alles umgesetzt", erklärt der General Manager Europe von Back Market nun zwei Jahre später.
Die Anzahl der auf der Plattform aktiven deutschen Anbieter hat sein Unternehmen von rund 70 auf mehr als 100 fast verdoppelt. Die Kategorien wurden in den Longtail verlängert und wo Back Market 2021 noch stark auf Top-Geräte wie das iPhone fixiert war, zählen inzwischen auch Produkte wie Spielkonsolen, Smartwatches, Fitness Tracker oder Küchengeräte zu den Verkaufsschlagern. Was den Nachschub an gebrauchten Geräten betrifft, zeigt das Trade-in-Programm der Plattform Wirkung. "Es ist essenziell, dass wir den Kreis schließen und unseren Kunden beim Kauf auch die Möglichkeit zum Trade-in ihrer Altgeräte geben", sagt Hügli. "Und es freut mich auch einfach, wenn ein immer größerer Teil der Ware auf unserer deutschen Plattform auch von deutschen Kunden stammt."
Was sich bei Back Market ebenfalls geändert hat, ist der Grad der Marktdurchdringung. Wo die Plattform vor kurzem noch Angebote subventionierte, um möglichst attraktive Endpreise zu gewährleisten, lässt man nun die internen Algorithmen weitgehend ungestört arbeiten. "Wir suchen nicht mehr das Wachstum um jeden Preis", erklärt Hügli dazu. Trotzdem wachse Back Market stärker als Refurbished-Markt. Das liege zum einen an den veränderten wirtschaftlichen Bedingungen.
"2023 haben wir einen deutlichen Wandel im Konsumentenverhalten gesehen. Refurbished-Produkte sind für viele Kunden deutlich attraktiver geworden." Zum anderen zahlt sich für Back Market auch auf die Investition in einen überdurchschnittliche Kundenerfahrung aus. So wurde die Plattform unter anderem Testsieger bei einem Anbietervergleich der Stiftung Warentest. Indem Back Market den Kundenservice komplett in die eigene Hand genommen hat und so unabhängig davon bei welchen Marktplatzanbieter ein Kunde kauft, in der Lage ist, ein einheitliches Serviceniveau zu bieten, baut der Refurbished-Marktplatz diesen USP nun weiter aus.
Zwei Drittel der Deutschen wollen refurbed kaufen
Auch wenn die Entwicklung bei Back Market also durchwegs positiv verläuft, will sich das Unternehmen nicht auf seinen Lorbeeren ausruhen und es werden bereits die nächsten Ausbaustufen geplant. Dazu zählt eine weitere Vergrößerung der Auswahlmöglichkeiten für die Kunden. Wie Hügli erzählt, wolle man es den Nutzern zum Beispiel ermöglichen, beim Kauf eines gebrauchten Smartphones noch genauer auszuwählen, wie der Zustand des Geräts sein soll - etwa indem Unterkategorien wie "refurbished mit neuem Akku" eingeführt werden. "Die Kunden sollen genau auswählen können, was sie wollen und wir müssen uns überlegen, wie das am einfachsten abbilden", erklärt Hügli. Außerdem will der Back Market Europa-Chef spezielle Sortimentsbereiche verstärken und dafür die Zusammenarbeit mit bestimmten Brands und deren Refurbished-Partnern intensivieren.
Ein Thema, das Hügli und auch seine Kollegen im Management von Back Market umtreibt, ist die Frage nach der Motivation, mit der sich noch mehr Meschen zum Kauf von Refurbished-Produkten bewegen lassen. Dafür hat das Unternehmen nun von dem Marktforschungsunternehmen Ipsos eine Studie erstellen lassen, die in fünf Ländern mit insgesamt 10.001 Teilnehmenden im Zeitraum Juli-August 2023 durchgeführt wurde.
"Die Daten verdeutlichen einen starken Wunsch, in Zukunft im Umgang mit Technologie nachhaltiger zu handeln", fasst Martin Hügli zusammen und führt weiter aus: "Während die Verbraucher bereits Anpassungen in ihrem Verhalten bezüglich Food oder Fashion vorgenommen haben, zeigt sich in Bezug auf Technologie noch Nachholbedarf. Es ist zu erwarten, dass Technologie in den kommenden Jahren zu einem zentralen Nachhaltigkeitsthema avanciert, da das Bewusstsein durchaus da ist, aber es noch viel Aufklärung braucht."
Aktuell ziehen laut der Studie bereits 65 Prozent der deutschen Befragten den Kauf von wiederaufbereiteten Elektronikprodukten in Betracht. Die Hauptmotivation hier sind noch finanzielle Vorteile, allerdings gefolgt von einem verstärkten Klimabewusstsein: 58 Prozent davon geben an, erneuerte Produkte als kostengünstige Option in Erwägung gezogen zu haben, während 42 Prozent aus Gründen der Nachhaltigkeit über den Kauf nachgedacht haben.
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