Jahrespressekonferenz der Verbundgruppe

Auch EP steigert trotz Corona den Umsatz



Matthias Hell ist Experte in Sachen E-Commerce und Retail sowie  Buchautor. Er veröffentlicht regelmäßig Beiträge in renommierten Handelsmagazinen und E-Commerce-Blogs. Zuletzt erschien seine Buchveröffentlichung "Local Heroes 2.0 – Neues von den digitalen Vorreitern im Einzelhandel".
Wie Euronics und Expert konnte auch Electronic Partner (EP) im Corona-Jahr 2020 beim Umsatz zulegen. Und auch bei der Abgabe der Standorte der Fachmarktkette Medimax kommt die Verbundgruppe überraschend gut voran.
EP-Chef Sobol freut sich, dass sich der Fachhandel in der Corona-Krise bewähren konnte.
EP-Chef Sobol freut sich, dass sich der Fachhandel in der Corona-Krise bewähren konnte.
Foto: ElectronicPartner

Trotz Corona-Krise konnte Vorstand Karl Trautmann bei der virtuellen Jahrespressekonferenz von Electronic Partner (EP) von einem "absolut tollen Ergebnis" der Verbundgruppe von im zurückliegenden Jahr sprechen. Denn ähnlich wie die Wettbewerber Expert und Euronics konnte auch EP seinen Jahresumsatz deutlich steigern.

Insgesamt verzeichnete die Verbundgruppe beim Innenumsatz eine Steigerung von 8,1 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro. Davon entfielen 409 Millionen Euro (plus 12 Prozent) auf die ausländischen Landesgesellschaften und 1,1 Milliarden Euro (plus 6,7 Prozent) auf das Geschäft von EP in Deutschland. Klarer Gewinner unter den Vertriebslinien von EP war dabei der Fachhandel mit einer Umsatzsteigerung von 19,3 Prozent. Aber auch beim Systemhausverbund comTeam konnten die Hardware-Umsätze um fünf Prozent und das Servicegeschäft sogar um 30 Prozent gesteigert werden.

EP-Vorstandssprecher Friedrich Sobol zitierte in diesem Zusammenhang Winstons Churchills Diktums, man solle eine Krise nie ungenutzt verstreichen lassen. "Genau mit dieser Geisteshaltung hat sich Electronic Partner der Corona-Krise gestellt", so Sobol. Viele hätten nicht geglaubt, dass die Corona-Krise eine Zeit für den Fachhandel sei - doch genau so sei es schließlich gekommen. "Gerade in der Krise suchen die Konsumenten die Nähe und die Verbindlichkeit des Fachhandels", erklärte der EP-Chef. Eine große Rolle spielte bei der guten Entwicklung des Fachhandelsgeschäfts von EP der Online-Kanal. Um 134 Prozent konnte die Verbundgruppe im vergangenen Jahr ihren Online-Umsatz steigern.

"Aber noch viel stärker ist die Zahl der Zugriffe auf unsere Webseite gestiegen von Kunden, die Informationen und Telefonkontakt zum Fachhandel suchten", berichtete Sobol. EP habe sehr gute Wege gefunden, um in der Krise das organische Wachstum seiner Online-Kanäle zu befeuern. Die Erfahrungen aus der Corona-Zeit sollen künftig auch die weiteren Inhalte der Qualitätsoffensive von EP im Fachhandel vorantreiben. So plane die Verbundgruppe unter anderem Beratungstermine online buchbar zu machen und werde dabei auf eine Technologie zurückgreifen, die aktuell für das Terminshopping im Einsatz sei. "Beratung zu vermarkten, ist ein Thema, das mich schon lange umtreibt", bekannte Sobol.

In der Corona-Krise konnte EP die Online-Kanäle gut nutzen, um die Händler im Kontakt mit den Kunden zu halten
In der Corona-Krise konnte EP die Online-Kanäle gut nutzen, um die Händler im Kontakt mit den Kunden zu halten
Foto: EP

Medimax-Umstrukturierung kommt gut voran

Für die Fachmarktkette Medimax präsentierte Sobol Zahlen, die belegten, dass die Abgabe der Standorte an Unternehmer und Franchisenehmer auch im vergangenen Jahr gut vorankam. "Die Pandemie war für das Projekt nicht einfach, aber wir sind auf einem guten Weg", erklärte Sobol. So würden sich Mitte des Jahres nur noch sieben Standorte im Besitz der EP-Zentrale befinden und werde das Umstrukturierungsprojekt wie geplant bis Ende 2021 abgeschlossen werden können.

Die Umwandlung der Fachmarktkette geht allerdings auch mit einem deutlichen Rückgang der Standorte einher. Von 110 Märkten Anfang 2020 bestehen aktuell noch 90 Medimax-Geschäfte und werden es zum Jahresende voraussichtlich 85 Standorte sein. "Das wird dann aber auch die Talsohle sein und ab da können wir wieder in die Expansion einsteigen", erklärte Sobol. Die Schließung von nicht mehr rettbaren Standorten sei von Anfang an Teil der Restrukturierungsstrategie gewesen. "Wir wollten niemand übervorteilen, indem wir Standorte abgeben, die keine Chance mehr haben", so der EP-Chef. Mit einem neuen Markenauftritt solle die Fachmarktkette in diesem Jahr zudem wieder an Fahrt zulegen.

Sobol äußerte sich auch zu der Frage, warum EP sich nicht an der gemeinsamen Kooperationsmesse KOOP von Euronics und Expert beteiligt. Zum einen gehe es darum, dass man den Händler die gesamte Breite seiner Messeangebote präsentieren wolle, was nur auf einer eigenen Plattform möglich sei. Zum anderen hätten die EP-Händler gewünscht, die virtuelle Jahresveranstaltung im bereits vertrauten Order-Tool Infonet durchzuführen. Anders als Expert und Euronics versuche man dabei gar nicht, eine physische Messe dreidimensional im Netz abzubilden. "Wir haben für uns für eine Lösung entschieden, die wie eine gute Webseite funktioniert und eine möglichst große Übersichtlichkeit bietet". Die an der Veranstaltung teilnehmenden Händler könnten dann auch ohne Systembruch ihre Warenbestellungen aufgeben.

EP-Vorstand Trautmann fand deutliche Worte für Mängel in der Corona-Politik
EP-Vorstand Trautmann fand deutliche Worte für Mängel in der Corona-Politik
Foto: ElectronicPartner

Kritik an der Corona-Politik der Regierung

In seiner Einleitung zur Jahrespressekonferenz fand EP-Vorstand Karl Trautmann überraschend deutliche Worte zur Corona-Politik der Regierung und den Folgen für den Handel. "Niemand kann verstehen, warum es erlaubt ist, einen Fernseher in einem Food-Geschäft zu kaufen und warum Noon-Food-Geschäfte das nicht dürfen, weil es angeblich gefährlicher sei." Neben solchen wenig plausiblen Regelungen sei sowohl die Umsetzung der Corona-Hilfsmaßnahmen für Unternehmen viel zu wenig dynamisch verlaufen und habe auch die kurzfristig beschlossene Mehrwertsteuersenkung mehr Belastung als Nutzen gebracht.

"Meine Forderung an die Politik ist: Hört auf, in Zusammenhang mit Corona von einer Strategie zu sprechen. Denn strategisch handeln könnt ihr offensichtlich nicht", erklärte Trautmann. "Mein Vorschlag wäre, die Politik versucht es stattdessen mit operativer Exzellenz." Denn wie man sich durch Agilität gut mit der immer wieder wandelnden Situation arrangieren könne, hätten die EP-Mitglieder im zurückliegenden Geschäftsjahr überzeugend vorgeführt.

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