Längst sind die Zeiten vorbei, in denen PC-Anwender und Admins als Disk-Jockeys mit Dutzenden Disketten jonglierten. Es folgte die Ära der CDs, DVDs und auch Web-Downloads, die den Prozess der Distribution und Installation deutlich verkürzten. Dass das alles nicht der Weisheit letzter Schluss war, zeigte Apple im Zuge der Markteinführung des iPhone: Von der Suche über den Erwerb bis zur Installation von Anwendungen können die Anwender alle Schritte komfortabel innerhalb eines App-Stores abwickeln.
Microsoft startet mit Verspätung
Auch Google übernahm dieses Modell für sein Mobilsystem Android, und schließlich zog auch Microsoft 2010 mit seinem Marketplace für Windows Phone 7 nach. Nachdem App-Stores inzwischen eine breite Akzeptanz genießen, wagen die Redmonder nun mit Windows 8 den Großangriff auf den Windows-Markt. Statt Anwendungen auf Datenträgern oder als separate Downloads zu erwerben, soll man künftig alle nützlichen Tools und Produktivanwendungen für die neue Metro-Kachel-Oberfläche in Windows 8 über einen Mausklick aus dem Windows-Store beziehen können. Die Infrastruktur dazu hat Microsoft bereits weitgehend aufgesetzt, und seit Dezember läuft der Testbetrieb für Entwickler.
- Windows on ARM
Microsoft wird mit Windows 8 erstmals seit Jahren wieder eine neue Hardwarearchitektur parallel zum angestammten x86/64-PC-Standard unterstützen - mit Windows on ARM (WOA) für die Tablet-Geräte mit ARM-Prozessoren. - Windows on ARM
Dieser neue Spross der Windows-Familie wirkt auf den ersten Blick wie ein eineiiger Zwilling von Windows 8. Künftige Konkurrenten des iPad werden damit über die selbe Metro-Kacheloberfläche verfügen und zusätzlich auch noch den klassischen Windows-Desktop enthalten, wie Windows-Chef Steven Sinovsky kürzlich bestätigte. - Windows on ARM
Bei näherer Betrachtung entpuppt sich WOA allerdings als kastrierte Windows-Variante mit reduziertem Funktionsumfang. So dient der Desktop im Unterschied zum großen x86/64-Bruder hier keineswegs als Kompatibilitätsbrücke für Altanwendungen, sondern lediglich als Steuerungszentrale für Datei-Management und Systemsteuerungsaufgaben. Überraschend war immerhin die Ankündigung Microsofts, dass die künftige Office-15-Suite auf diesem WOA-Desktop laufen wird, während alle Drittanbieter-Anwendungen kategorisch ausgeschlossen sind. - Windows on ARM
Die komplette Softwareversorgung auf ARM-Systemen wird über den Windows-App-Store abgewickelt. Softwareinstallationen über externe Datenträger wie USB-Sticks oder DVDs sind nicht vorgesehen. Microsoft wird auch Windows Update in den Store integrieren, so dass die Benutzer System-Updates und Treiber aus einer Hand beziehen werden. - Windows on ARM
Unternehmen genießen allerdings eine Ausnahmebehandlung. So hat Microsoft bereits deutlich gemacht, dass Firmen einen internen Softwarekatalog einrichten können, um vom öffentlichen App-Store abgeschottet zu sein. Die Verteilung der Apps wird hierbei über die etablierten Mechanismen der Windows Software Update Services (WSUS) laufen.
Um zu ermessen, welche Marktchancen ein Windows-Store haben wird, ist zunächst einmal die duale Windows-8-Strategie zu berücksichtigen. Ganz eigene Spielregeln wird es beispielsweise für die Tablet-Variante Windows on ARM geben (siehe Kasten "Windows on ARM"). Solche Geräte kommen am Windows Store überhaupt nicht vorbei, sie werden hierüber komplett mit Software, Treiber und Updates versorgt. Auf der klassischen x86/64-Schiene hingegen können die Anwender weiterhin wählen, ob sie Metro-Software über den Windows-Store beziehen oder weiterhin klassische Wege der Softwareinstallation nutzen wollen.