Wie das E-Commerce-Portal Shopanbieter.de herausfand, stellt Amazon Deutschland die Mietshop-Lösung Amazon Webstore zum 30.6.2014 ein. Eine offizielle Mitteilung zur Einstellung des Services gibt es nicht, jedoch wartet auf Besucher der Webstore-Homepage eine unmissverständliche Botschaft: "Vielen Dank für Ihr Interesse an Amazon Webstore", heißt es darin, "eine Registrierung für diesen Service ist in Deutschland leider nicht mehr möglich." Die Konten bereits registrierter Händler blieben allerdings noch bis zum Stichtag Ende Juni aktiv.
Für das erfolgsverwöhnte Amazon stellt die Webstore-Schließung einen ungewohnten Rückschlag dar. So wurde der Service erst vor einem Jahr gelauncht (ChannelPartner berichtete). Wie Bodo Kipper, Director Merchant Services bei Amazon, damals erklärte, war es dem E-Commerce-Primus mit der Mietshop-Lösung durchaus ernst: "Unser Ziel ist es, das Verkaufen im Internet langfristig so einfach wie möglich zu machen", so der Amazon-Manager. Händler, die sich im vergangenen Jahr für das Shopsystem entschieden haben, dürften sicherlich nicht begeistert darüber sein, dass die von Amazon in Aussicht gestellte Langfristigkeit so schnell schon wieder ein Ende findet.
Das Aus für Amazon Webstore bezieht sich allerdings nur auf den deutschen Markt. In den USA und auch in Großbritannien wird der Service weiter angeboten. Wie der Online-Dienst Josic zu berichten weiß, stößt die Mietshop-Lösung dort auf eine gute Resonanz und wird unter anderem von Retail-Ketten wie Fruit of the Loom und Marks & Spencer eingesetzt, um einfach und kostengünstig Warenangebote ins Netz zu bringen. Für Aufsehen sorgt hier lediglich eine geplante Preiserhöhung - so plant Amazon die Webstore-Gebühr 2014 von 40 Dollar auf 79 Dollar anzuheben.
Doppel-Rolle sorgt für Misstrauen
Einer der wesentlichen Gründe für den Rückzug von Amazon Webstore dürfte das geringe Vertrauen sein, das deutschen Händler dem amerikanischen E-Commerce-Riesen entgegenbringen. Bereits bei Marketplace-Teilnehmern ist es eine oft gehörte Klage, dass Amazon das Plattform-Geschäft zur Marktbeobachtung nutzt und im Zweifelsfall mit günstigeren Angeboten den eigenen Händlern Konkurrenz macht. Die Aussicht, sich als Nutzer eine Amazon-Shopsystems in eine noch größere Abhängigkeit zu begeben, dürfte daher hierzulande viele Interessenten abgeschreckt zu haben. In den USA wird die Wahrnehmung dagegen vor allem von der riesigen Reichweite von Amazon und den sich daraus für den Handel ergebenden Möglichkeiten geprägt.
Interessant ist das Deutschland-Aus für Amazon Webstore auch mit Blick auf den Wettbewerber eBay. Dieser ist nach den 2011 getätigten Übernahmen des Shopsystems Magento sowie des E-Commerce-Dienstleister GSI (heute: eBay Enterprise) gerade dabei, seine Dienstleisteraktivitäten weiter auszubauen. Unter anderem bietet der Online-Konzern unter dem Namen Ship-from-Store eine neue SaaS-Lösung an, die es Handelsketten ermöglicht, ihr Filialnetz als "virtuelles Logistikzentrum" für Online-Bestellungen einzusetzen. Dass sich Amazon ohne langem Atem von seiner Shop-Lösung verabschiedet, während eBay seine diesbezüglichen Aktivitäten ausbaut, verdeutlicht den unterschiedlichen Ansatz der beiden weltgrößten E-Commerce-Unternehmen.
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