"Graumsamste Arbeitsbedingungen"
Bei den ebenfalls heftig umstrittenen Paketdiensten laufe die Billigmasche vor allem über die Zwischenschaltung von nicht tarifgebundenen Subunternehmern, berichtete Tarifsekretär Patrick Fois. Die betroffenen Unternehmen hätten zwar Besserung gelobt, hielten aber teilweise immer noch an Verträgen fest, die Fahrer mit einem "Bruttolohn 1.200 Euro all inclusive" abspeisten. Damit sollten sämtliche Überstunden und Zuschläge abgegolten sein.
Auch der Enthüllungsjournalist Günter Wallraff prangert die Arbeitsbedingungen bei Amazon an: "Mir sind mehrfach von dort Beschäftigten grausamste Arbeitsbedingungen geschildert worden", sagte der Autor. Das betreffe vor allem Saison- und Leiharbeiter. Aus Zuschriften von Betroffenen gehe hervor, dass diese von Kameras überwacht, schon bei kleinen Verschnaufpausen zum Vorgesetzten zitiert würden und mit Repressalien rechnen müssten. "Über die Arbeiter wird verfügt wie über Leibeigene."
Die Gewerkschaft Verdi kämpft indes um höhere Löhne für die fest angestellten Amazon-Beschäftigten. An den Standorten Leipzig und Bad Hersfeld hätten erste Gespräche mit dem US-Unternehmen stattgefunden, berichtete der Frankfurter Verdi-Sekretär Bernhard Schiederig am Montag. Man fühle sich stark genug, einen Tarifvertrag durchzusetzen. Verdi verlangt, dass Amazon den Flächentarifvertrag für den Einzelhandel anerkennt. Daraus würden sich deutlich höhere Stundenlöhne ergeben. Bislang orientiere sich das nicht tarifgebundene Unternehmen am Tarifvertrag für die Logistikbranche. (dpa/tö)