Gebrauchte Software

Alles Neue macht der EuGH - oder doch nicht?

30.07.2012

Zusammenfassung

Das Interesse am Thema gebrauchte Software - sowohl was den Verkauf als auch die Beschaffung angeht - ist in den letzten Jahren deutlich gestiegen. Entscheidungen, wie die des EuGH, treiben die Diskussion. Gebrauchte Software wird von immer mehr Entscheidern als ein alternativer Beschaffungsweg gesehen; jedoch von den wenigsten auch genutzt.

Auch wird klar, dass das Thema Gebrauchtsoftware in den Unternehmen - und den Köpfen der Entscheider - noch nicht umfassend präsent ist, bzw. unter dem Aufmerksamkeitsradar fliegt. Es wird aber auch klar, dass Gebrauchtsoftware ein zunehmendes Risiko für die Hersteller von Software, ihre Lizenzmodelle und Beziehungen zu ihren Partnern (IT-Channel) wird.

Fazit und Empfehlung

Zwar stärkt der EuGH mit dem Urteil den Markt, allerdings herrscht noch keine vollständige Klarheit für den gesamten Markt. So gibt es noch immer unterschiedliche Auffassungen zu wichtigen Themen - beispielsweise dem "Aufteilen von Sammellizenzen". Der EuGH hat hierzu zwar Stellung bezogen. Die unterschiedlichen Parteien (Software-Industrie und Händler) interpretieren dies jedoch noch stark unterschiedlich. Auch ist das tatsächliche Handling - also eine mögliche operative Umsetzung - aus unserer Sicht noch unklar.

Die Entwicklungen am Markt für gebrauchte Software haben auch Auswirkungen auf andere Themen im Kosmos der Unternehmens-IT und den Beziehungen zur Industrie. Ziel ist die oftmals zitierte "Augenhöhe". Es gilt dabei, die Interessen aller Beteiligten zu wahren.
Bezogen auf den Markt für gebrauchte Software muss die Wirklichkeit - also der Markt - schneller werden als die juristische Diskussion. Hierzu müssen sich alle Beteiligten - auch die Anwender - einer zielführenden Aussprache stellen. Ziel muss es sein, einen marktkonformen Konsens zu finden.
Ein Rückblick auf die vergangenen Jahre zeigt, dass Aktionen mit Debattierclub-Charakter keinen Nutzen stiften. Insbesondere das Verhalten vieler IT-Verantwortlicher wirkt vor diesem Hintergrund als störend. Aus Angst vor Restriktionen (Audits) scheuen viele der mächtigen IT-Manager eine öffentliche Diskussion - insbesondere dann, wenn sie bereits Lizenzen über diesen Weg erworben haben.
Die Folge ist ein asymmetrischer Markt, der mittelfristig ein Nischendasein fristen muss. Der Markt wird sich nur dann essenziell weiterentwickeln, wenn auch die Anwender ihren Beitrag erbringen. Sie sind keine Bittsteller, sondern Kunden der Software-Industrie mit konkreten Bedarfen. Ziel muss ein Konsens sein, der die Interessen aller Beteiligten sicherstellt

Ferner besteht sicherlich der Bedarf für eine Clearing-Stelle und eine Normierung der Prozesse; auf jeden Fall besteht ein Bedarf an pragmatischen Regelungen. Hierzu müssen die Händler der gebrauchten Software, die Hersteller sowie die Anwenderunternehmen - respektive deren Vertretungen - an einen Tisch.

Die Experton Group empfiehlt Anwenderunternehmen weiterhin, sich kritisch mit der Option Gebrauchtsoftware zu beschäftigen. Es gilt jedoch, die Anforderungen an die Anbieter dieser gebrauchten Lizenzen zu steigern - insbesondere bei Volumenlizenzen. Hierzu zählen deutlich transparentere und verbesserte Preise, Absicherungen (Avale) gegen Forderungen Dritter (beispielsweise der Softwarehersteller) sowie Einbeziehung der Hersteller in den Übertragungsprozess.

(rb)

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