"Es hat noch keiner eine Patentlösung, um aus Smart Home ein Geschäft im großen Stil zu machen", so Euronics-Chef Benedict Kober am Rande der IFA im Gespräch mit ChannelPartner. Zwar setzt die Verbundgruppe stärker als die Wettbewerber auf die Themen Smart Home, Wearables und vernetzte Geräte - so gehört Euronics als einziger Retailer der Internet-of-Things-Herstellerinitiative AllSee Alliance an -, doch muss Kober einräumen, dass es noch mehr Geduld brauche, um den Nutzern den Mehrwert zu vermitteln, den vernetzte Lösungen für diese mitbrächten.
"Used Cases" heißt deshalb das Zauberwort bei Euronics: Die Verbundgruppe ermuntert die angeschlossenen Händler, mit konkreten Anwendungsszenarios in den Geschäften den Nutzen von Smart Home ganz praxisnah zu vermitteln. Und auf der IFA-Pressekonferenz von Euronics International zeigte die Gruppe einen aufwändig produzierten Werbefilm, der die vielfältigen Einsatzmöglichkeiten vernetzter Lösungen im Alltag aufzeigt. "Der Kunde hat in den meisten Fällen noch keine Vorstellung vom konkreten Nutzen von Smart Home, deshalb bleibt das Thema weiter erklärungsbedürftig", so Benedict Kober.
Skeptisch ist der Euronics-Chef im Hinblick auf das Potenzial von neuen Smart-Home-Servicekonzepten wie dem Installationsservice Enjoy von Apple-Store-Erfinder Ron Johnson oder den erweiterten Vor-Ort-Dienstleistungen, die Media-Saturn nach der Übernahme von RTS anbieten will: "Vertrauen spielt hier die entscheidende Rolle. Gerade bei Lösungen wie Smart Home, wo alles ins private Netzwerk eingebunden ist, lässt der Kunde keinen ins Haus, den er nicht genau kennt. Deshalb ist das Thema eine Kerndomäne für den Euronics-Fachhandel, der gute Beziehungen zu den Konsumenten vor Ort besitzt und bereits viele Stammkunden hat", erklärt Benedict Kober.
Positive Geschäftsentwicklung
Nicht nur Heimvernetzung, auch neue Themen im Hobbybereich wie z.B. den Verkauf von Drohnen kann sich der Euronics-Chef als Thema für die Mitglieder seiner Verbundgruppe vorstellen. Die eindrückliche Entwicklung von Euronics im Mobilfunkbereich - im laufenden Jahr verzeichne man hier erneut Zuwächse von mehr als 30 Prozent - sieht Kober als gutes Beispiel für die Potenziale der Gruppe. "Wir haben vor zwei Jahren gesagt, dass wir im Mobilfunkbereich angreifen wollen. Jetzt wird das in den Zahlen manifest. Das ist ein gutes Zeichen, dass unsere Arbeit Früchte trägt und motiviert dazu, in weitere neue Bereiche hineinzugehen. Denn wenn wir das genauso konsequent machen wie im TK-Bereich, werden wir auch hier Erfolg haben."
Insgesamt zeigt sich Benedict Kober mit der Geschäftsentwicklung seiner Verbundgruppe zufrieden: Bei der Summer Convention hatte Euronics bereits eine Umsatzsteigerug von sechs Prozent vermeldet. Auf der IFA präzisierte Kober: "Unsere Wachstumstreiber sind TK und Weiße Ware, zudem liegt auch die IT über dem Vorjahr - und das entgegen dem Markttrend." Das TV-Segment sei im laufenden Jahr zwar sehr herausfordernd, doch im Juni/Juli konnte Euronics hier - ebenfalls entgegen der Allgemeintendenz - eine Wende zum Positiven beobachten.
E-Commerce nimmt an Fahrt auf
Zufrieden zeigt sich Kober auch mit der Umsetzung des ambitionierten Cross-Channel-Retail-Konzepts der Verbundgruppe, das auf einer Marktplatzlösung mit einzelnen Shops für die Euronics-Mitglieder basiert. Die Zahl der teilnehmende Händler steige kontinuierlich, ebenso die Anzahl der von diesen online angebotenen Produkte: "Zur Summer Convention lagen wir hier bei 25.000 Artikel, inzwischen sind wir bereits bei mehr als 50.000", so Kober. Zwar stecke hinter der Online-Lösung von Euronics tatsächlich eine hohe Komplexität, doch lasse sich diese wie geplant handeln. "Wir machen für unsere Mitglieder viele Tutorials und Präsenzveranstaltungen. Natürlich stellt die Administration ihres Shops für Euronica-Mitglieder eine zusätzliche Herausforderung dar. Doch wir ermutigen unsere Händler, neben den traditionellen Werbemitteln auch in das Online-Marketing zu investieren." Dabei erhalte die Verbundgruppe immer größeren Zuspruch von ihren Mitgliedern.
Wie Kober erzählt, könnten erste Euronics-Händler bereits einen zweifachen Effekt der neuen Online-Strategie beobachten: "Der Unterschied ist zum einen mehr Online-Umsatz. Aber Händler berichten auch darüber, dass jeden Montag neue Kunden in die Läden kommen, die sich über das Wochenende online über das Produktangebot informiert haben. Und genau darum ist es uns ja immer im Online-Bereich gegangen: Um die Zuführung von Kunden zum stationären Handel über das Internet", so der Euronics-Vorstandssprecher.
Mittelfristig strebe die Verbundgruppe im Online-Handel "eine Umsatzbedeutung, die unserer Stellung im Gesamtmarkt entspricht" an. Weitere Fortschritte erwartet Benedict Kober dabei im anstehenden Weihnachtsgeschäft, wenn das Online-Angebot von Euronics nach der Startphase erstmals prominent in die Endkundenwerbung miteinbezogen werden soll. Und auch personell habe sich Euronics mittlerweile im E-Commerce-Bereich deutlich verstärkt - "wir müssen das, um in der ersten Liga mitspielen zu können", erklärt der Vorstands-Chef der Verbundgruppe. (mh)