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Microsoft legt sich bei On-Demand-ERP nicht fest

15.06.2007
Ob Microsoft neben dem angekündigten On-Demand-Angebot "Dynamics CRM Live" auch ERP-Lösungen zur Miete auflegen wird, schließt der Konzern zwar nicht aus, konkrete Aussagen bleibt der Konzern aber schuldig. ERP-Konkurrent SAP will Anfang 2008 eine On-Demand-Offerte (Codename: "A1S") auflegen.

Unter "Dynamics CRM Live" will Microsoft in den USA eine On-Demand-Lösung für das Customer-Relationship-Management freigeben. Das Angebot kommt vermutlich innerhalb des letzten Quartals dieses Jahres auf den Markt, in Europa folgt es dann sechs Monate später.

Das Produkt unterscheidet sich von Hosting-Lösungen von Microsoft-Partnern, die auf Grundlage des Service Provider License Agreements Business-Software in eigenen Rechenzentren betreiben und an Firmen vermieten. Unter dem Live-Label vermarktet Microsoft Softwaredienste, die wie die Portale Office Live und Windows Live in hauseigenen Datenzentren laufen.

Technische Grundlage des Live-Produkts für CRM ist eine hybride Version (Codename: "Titan") der aktuellen Lösung Dynamics CRM, die sowohl für den Inhouse-Betrieb beim Kunden als auch für On-Demand geeignet sein soll. Titan wird sich etwas verspäten, denn ursprünglich sollte das neue Release im Sommer freigegeben werden.

Auf die Frage, ob auch die ERP-Produkte "Dynamics NAV" und "AX" (vormals "Navision" und "Axapta") in dieser Weise ausgebaut und im Live-Portfolio angeboten werden, meinte der Konzern, man denke über die Option nach, wolle aber zunächst Dynamics CRM Live zum Laufen bringen. Mit dem CRM-Mietprodukt reagiert Microsoft auf Firmen wie Salesforce.com oder RightNow.

Ein nächster Schritt wäre, auch ERP-Funktionen on Demand feilzubieten, wie es zum Beispiel SAP mit "A1S" vor hat. Auch solche Lösungen gibt es bereits. In Deutschland zählt dazu beispielsweise der Anbieter Myfactory.com, dessen On-Demand-Software in Rechenzentren von IBM läuft. Marktforscher wie etwa IDC sagen solchen Angeboten ein kräftiges Wachstum voraus.

Doch Microsoft benötigt für eine On-Demand-Offerte auch im ERP-Markt andere Software, da die aktuellen ERP-Produkte keine mit Titan vergleichbaren Funktionen aufweisen und diese auch nicht im Produktfahrplan von Dynamics NAV und AX auftauchen.

Neue Oberfläche setzt SQL Server im Backend voraus

Ähnlich wie Titan erscheint auch die nächste Version von Dynamics NAV etwas später als bisher verlautbart. Das Release 5.1 kommt nicht mehr im Laufe dieses, sonder erst innerhalb der erste Jahreshälfte 2008. Gründe dafür nannte Microsoft nicht.

Version 5.1 wird eine neue Benutzeroberfläche erhalten, in der aus Anwendersicht die Funktionen von Office und ERP verschmelzen. Zudem baut der Konzern im Innern um: Dazu zählt eine Dreischichtarchitektur mit Web-Services, die das bisherige zweischichtige Konzept ablöst. Zwar wird auch weiterhin die native Datenbank C/Side unterstützt und auch der heutige Client angeboten. Die neue Benutzerschnittstelle ist jedoch nur zu haben, wenn die ERP-Software auf dem SQL Server läuft. Web-Services sollen es erleichtern, Funktionen von Dynamics NAV mit anderer Software von Microsoft und Drittfirmen beziehungsweise mit im Internet verfügbaren Softwarediensten zu verzahnen.

Welche Features die für den Zeitraum 2009 bis 2010 geplante Version 6.0 beinhalten wird, hat sich Microsoft noch nicht überlegt. Etwa alle zwei Jahre soll ein neues Release der ERP-Produkte erscheinen.

Ältere ERP-Releases müssen konvertiert werden

Wegen des Plattformwechsels auf das Dreischichtenmodell müssen NAV-Anwender, die auf Dynamics NAV 5.1 wechseln wollen, bestehende Lösungen mit Hilfe eines Werkzeugs konvertieren. Dies sei zu 80 bis 90 Prozent automatisch möglich, verspricht der Produktverantwortliche Mogens Elsberg. Beim Rest müsse der Kunde selbst Hand anlegen, wobei die Konvertierungsarbeit immer von der jeweiligen Lösung abhängt. Umstellungsarbeiten kommen auch auf die zahlreichen Microsoft-Partner zu, die branchen- beziehungsweise kundenspezifische Lösungen auf der Grundlage von Dynamics NAV entwickelt haben.

Auch von Dynamics AX wird es in der ersten Jahreshälfte 2008 eine neue Version geben. Mit dem Release 5.0 sollen Kunden in die Lage versetzt werden, innerhalb eines Unternehmens von zentraler Stelle aus Shared Services anzubieten, etwa für die Buchhaltung. Ferner wird es Funktionen für eine schlanke Fertigung geben. Die für 2010 geplante Version 6.0 soll Anwendern mehr Möglichkeiten bieten, ihre IT-Systeme und damit ihre Geschäftsprozesse zu verbinden.

Für das nächste Jahr versprochen hat Microsoft ferner ein Tool, mit dem Kunden und Partner Business-Software leichter einführen können. Das heute erhältliche Werkzeug "Sure Step" hilft dabei, Prozesse eines Unternehmens zu dokumentieren. Eine Erweiterung von Sure Step soll es erlauben, aus dem dabei entstehenden Modell die erforderliche ERP-Konfiguration sowie die entsprechende Gestaltung der Benutzerschnittstelle abzuleiten. (fn)

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