SAP-Wettbewerber Oracle hat von der wieder gestiegenen Nachfrage nach Unternehmenssoftware profitiert und sein Ergebnis im vierten Geschäftsquartal um 25 Prozent gesteigert. Bei fast 40 Prozent mehr Umsatz in den Monaten März bis Mai 2010 blieben unter dem Strich 2,36 Milliarden Dollar Gewinn. Zum Wachstum trug auch der übernommene Serverkonzern Sun bei. Dessen Beitrag zum operativen Ergebnis bezifferte Oracle mit 400 Millionen Dollar.
Oracle-CEO Larry Ellison bekräftigte in einer Telefonkonferenz sein Vorhaben, das Geschäft von Sun erheblich ausweiten zu wollen. Analysten sagte er, der Vertrieb solle in der Größe mehr als verdoppelt werden. Im vierten Quartal trug Sun 1,8 Milliarden Dollar zum Gesamtumsatz von 9,51 Milliarden Dollar bei.
Beobachter beurteilen den milliardenschweren Zukauf des angeschlagenen Serverproduzenten, mit dem der Softwarekonzern Oracle auch ins Hardwaregeschäft einstieg, nach wie vor kritisch. Bis zu 825 Millionen Dollar, so ließ Oracle jüngst verlauten, werde die Integration von Sun kosten. 100 Millionen Dollar Kosten wurden im zurückliegenden Quartal verbucht. Konzentrieren will sich der Konzern künftig verstärkt auf die margenträchtigeren High-End-Server, wie Co-President Safra Katz sagte.
Unter dem generell margenschwächeren Server-Geschäft litt auch die Profitabilität des gesamten Oracle-Konzerns: Die operative Marge im Schlussquartal blieb mit 34,7 Prozent deutlich unter dem Vorjahreswert von 42 Prozent.
Dennoch beurteilten Markt und Analysten das Quartalsergebnis positiv. Die Oracle-Aktie legte im nachbörslichen Handel um vier Prozent zu. Grund dafür ist das eigentliche Kerngeschäft mit Software. Allein das Geschäft mit Neulizenzen legte um 14 Prozent auf 3,1 Milliarden Dollar zu und damit noch einen Prozentpunkt über dem oberen Ende der von Oracle vorgegebenen Spanne.
Analyst Peter Goldmacher von Cowen & Co nannte dies "ziemlich beeindruckend". David A. Stepherson, Portfolio-Manager von Hardesty Capital Management, bezeichnete die Oracle-Aktie als unterbewertet: Es überrasche ihn immer wieder, wie der Konzern die Erwartungen übertreffe. Von Thomson Reuters befragte Analysten hatten im Schnitt mit 54 Cents Gewinn je Aktie vor Sonderposten gerechnet. Verbucht wurden 60 Cents.
Mit Blick auf den deutschen Wettbewerber SAP erklärte Co-President Charles Phillips, man habe den Walldorfern erneut Marktanteile in "großen Stücken" abgenommen. Im neuen ersten Quartal will Oracle seine Umsätze mit Neulizenzen zwischen zwei und zwölf Prozent steigern und je Aktie vor Sonderposten 35 bis 37 Cents verdienen. (Dow Jones/rw)