Unter dem Codenamen "Atlantic" wollen IBM und SAP bis Ende des Jahres eine Software auf den Markt bringen, die Lotus Notes mit dem ERP-Backend verknüpft. Nach der Kooperation mit Microsoft gewinnt der deutsche Softwarehersteller damit den zweiten Frontend-Spezialisten.
Atlantic soll für eine engere Integration von Lotus Notes mit SAPs Business Suite sorgen. Das gaben beide Hersteller im Rahmen der aktuell stattfindenden IBM-Konferenz "Lotosphere" in Orlando, Florida, bekannt. Anwender seien damit in der Lage, aus IBMs Collaboration-Tool heraus direkt auf Daten und Prozessinformationen im ERP-Backend von SAP zuzugreifen. Die Lösung adressiert in erster Linie die so genannten Information-Worker, die auf Basis schnell verfügbarer Geschäftsinformationen Entscheidungen treffen müssten. Beispielsweise könnten Manager vor der Genehmigung von Reiseanträgen aus Notes heraus auf SAP-Reports zugreifen, um sich die aktuelle Situation ihrer Kostenstelle anzeigen zu lassen.
"Firmen suchen neue Wege der Zusammenarbeit und eine Möglichkeit, Geschäftsprozesse besser zu managen", erläutert Mike Rhodin, General Manager IBM Lotus and Collaboration, die Hintergründe der Zusammenarbeit. Für SAP gehe es in erster Linie darum, den Kunden eine möglichst breite Palette von Desktop-Tools bieten, von denen aus auf die eigene ERP-Lösung zugegriffen werden kann, ergänzt Vishal Sikka, Chief Technology Officer (CTO) von SAP. Nicht zuletzt dürfte für beide Anbieter jedoch im Vordergrund stehen, durch die verbesserte Integration mehr Nutzer für die eigenen Anwendungen zu gewinnen und damit das Lizenzgeschäft anzukurbeln. Erst vor wenigen Tagen hatte Konzernchef Henning Kagermann im Zusammenhang mit der Übernahme von Business Objects als Marschroute vorgegeben, die Zahl der Anwender für die eigenen Programme drastisch zu erhöhen (siehe auch: SAP will Zahl seiner Anwender in Unternehmen deutlich erhöhen) . SAP und IBM beziffern die Zahl der gemeinsamen Firmenkunden weltweit auf 13.000.
Anlaufen dürfte das Geschäft jedoch frühestens Ende des Jahres. Laut den bislang vorliegenden Plänen soll Atlantic im vierten Quartal 2008 auf den Markt kommen. Die Lösung soll durch IBM und SAP vertrieben werden. Release 1 von Atlantic wird nach Angaben der Hersteller SAP Workflows, Reporting und Analytics unterstützen. Darüber hinaus sind verschiedene Pakete geplant, um die Integrationslösung an unterschiedliche Nutzerrollen anzupassen und SAP-Rollen mit dem Lotus-Notes-Client zu synchronisieren. Außerdem wollen die Softwareanbieter Werkzeuge ausliefern, mit deren Hilfe sich diese Rollen erweitern und anpassen lassen.