Die umstrittene Top-Level-Domain (TLD) .xxx ist nicht mehr aufzuhalten. Nachdem die Internet Assigned Numbers Authority (IANA) am Freitag die Porno-Endung auf Root-Ebene des DNS-Systems freigeschaltet hat, sind mittlerweile erste Domains wie "sex.xxx" und "porno.xxx" erreichbar. Noch sind die Inhalte aber unbedenklich, da es sich lediglich um Platzhalter des .xxx-Betreibers ICM Registry handelt. Dieser hat indes via Twitter kundgetan, dass es bereits an die 600.000 Vorregistrierungen für Erotikdomains mit der neuen Endung gibt.
Einen Monat, nachdem die oberste Domainverwaltung ICANN .xxx abgesegnet hat, sind entsprechende Domains also technisch möglich. Wenngleich die ICM Registry das bereits für Eigenwerbung unter besonders griffigen Domainnamen nutzt, bleibt das Unternehmen aber einen konkreten Zeitplan für die breitere Verfügbarkeit der Endung nach wie vor schuldig. Nach Zustandekommen des Vertrags mit der ICANN soll es laut ICM-Webseite 60 bis 90 Tage bis zum Beginn der Sunrise-Periode dauern, in der sich zunächst Markeninhaber Domains unter der neuen TLD sichern können.
Die von der ICM Registry kolportierten Vorregistrierungszahlen sind durchaus ansehnlich. Beispielsweise wären das fast dreimal so viele Domains, wie nach aktuellen ICANN-Statistiken unter der für den asiatisch-pazifischen Raum ersonnenen TLD .asia registriert sind. Auf die Dauer erwartet sich der Betreiber sogar etliche Millionen Registrierungen. Immerhin hat der ICM-Manager Stuart Lawley schon im Sommer 2010 gegenüber Bloomberg davon gesprochen, mindestens 200 Mio. Dollar pro Jahr machen zu wollen, bei einem Preis von 60 Dollar pro Domain.
Erstmals vorgeschlagen hatte ICM Registry die TLD .xxx bereits im Jahr 2000. Dem folgte ein langer, steiniger Weg. Nachdem die ICANN die Endung 2005 bereits einmal angenommen hatte, kam sie 2007 vermeintlich endgültig vom Tisch. Im aktuellsten Anlauf waren gerade Vertreter der Pornoindustrie als große Gegner aufgetreten, da sie in der neuen TLD nicht zuletzt miese Geldmacherei sehen. Und wenn jemand weiß, was miese Geldmacherei ist, dann doch wohl die Pornoindustrie.
Kritiker wie die Free Speech Coalition, eine Branchenorganisation der US-Pornoindustrie, haben zudem vor der Zensurgefahr durch die Erotikdomain gewarnt - eine durchaus begründete Befürchtung. So hatte ein Vertreter des indischen Ministeriums für Telekommunikation und Informationstechnologien kurz nach der Absegnung von .xxx angekündigt, dass das Land die TLD komplett blockieren werde. Bei der für die Pornoindustrie bisher wichtigsten TLD .com war derartiges sicher nicht zu befürchten. (pte/haf)