Einbußen im Kerngeschäft

Fachkräftemangel kostet die IT-Branche Milliarden

22.05.2012
Mittelständische Unternehmen sind vom Weggang qualifizierter Arbeitskräfte am stärksten betroffen.
Der Fachkräftemangel und seine Folgen: abgelehnte Aufträge und überlastete Mitarbeiter
Der Fachkräftemangel und seine Folgen: abgelehnte Aufträge und überlastete Mitarbeiter
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Rund 11 Mrd. Euro Umsatz entgehen deutschen IT-Unternehmen jährlich durch Wissens- und Kompetenzverlust. Dieses alarmierende Ergebnis zeigt eine aktuelle Studie des Fraunhofer-Institut für Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO) und des Hightech-Bundesverbands Bitkom. "Die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen IT-Branche leidet massiv darunter, dass hochqualifizierte Mitarbeiter ihr erfolgskritisches Know-how mitnehmen - sei es zur Konkurrenz oder in die Rente", sagt der stellvertretende IAO-Institutsleiter Wilhelm Bauer.

Trotz aktuell guter Geschäftsentwicklung geht vor allem das Wissen der mittelständischen IT-Unternehmen verloren. So geben 64 Prozent der Befragten an, dass sie einen Kompetenzverlust erleiden, weil Fachleute aus Karrieregründen das Unternehmen verlassen. "Der Wettbewerb um die besten Köpfe in der IT-Branche wird schärfer", sagt Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. Das treffe vor allem die mittelständischen IT-Unternehmen hart, weil sie im Vergleich zu größeren Konzernen weniger bekannt sind und in der Regel nicht so hohe Gehälter zahlen können. Weitere Gründe für Kompetenzverluste sind altersbedingtes Ausscheiden, das 42 Prozent der Unternehmen nennen, und längere Familienphasen (35 Prozent).

Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder: "Der Wettbewerb um die besten Köpfe in der IT-Branche wird schärfer."
Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder: "Der Wettbewerb um die besten Köpfe in der IT-Branche wird schärfer."
Foto: Bitkom

Strukturell bedingte Personalengpässe führen zur Überlastung von Wissens- und Leistungsträgern, die für die strategische Entwicklung der Unternehmen und die technologischen Innovationen entscheidend sind. Laut der Umfrage geben 45 Prozent der Unternehmen an, dass ihre Mitarbeiter infolge knapper Personalressourcen überlastet sind. 26 Prozent mussten deswegen bereits Aufträge ablehnen, 9 Prozent konnten Projekte nicht zu Ende führen und bei 8 Prozent sind Kunden deshalb abgewandert. "Die Folgen des Fachkräftemangels sind massive Einbußen im Kerngeschäft der Unternehmen", sagte Bauer. Im Durchschnitt verlieren die Unternehmen 8,5 Prozent ihres Umsatzes (siehe Tabelle).

Umsatzverlust durch Wissens- und Kompetenzverlust in der IT-Branche

Umsatzverlust (in Prozent)

Anzahl der Unternehmen (in Prozent)

0 bis 1

14

1,1 bis 5

38

5,1 bis 10

24

10,1 bis 20

17

20,1 bis 30

1

> 30

6

Quelle: Fraunhofer IAO, Bitkom

Gleichzeitig trifft der demografische Wandel die häufig noch als jugendzentriert geltende IT-Branche: Aktuell sind fast vier Fünftel (79 Prozent) aller IT-Spezialisten in den Unternehmen unter 41 Jahre alt. Dieser Anteil wird innerhalb von zehn Jahren auf 45 Prozent sinken. Dann wird die Altersgruppe der 41 bis 45-jährigen Mitarbeiter mit 38 Prozent das beschäftigungsstärkste Segment der IT-Branche sein. Aktuell sind es in dieser Altersgruppe erst 18 Prozent.

"Alternde Belegschaften stellen die IT-Branche vor besondere Herausforderungen, weil das technologische Know-how in keinem anderen Bereich so schnell veraltet", sagt Bauer. "Hier sind Unternehmen und Mitarbeiter gefragt: die Unternehmen müssen Weiterbildungsangebote machen und die Mitarbeiter bereit sein, diese anzunehmen."

Für die Untersuchung haben Fraunhofer IAO und Bitkom 203 IT- und Telekommunikationsunternehmen befragt. Die Studie "Fachkräftemangel und Know-how-Sicherung in der IT-Wirtschaft" gibt einen Überblick über die Ursachen des Verlusts von Wissen und Kompetenzen. Gleichzeitig werden Erfolg versprechende Lösungsansätze aufgezeigt. (tö)

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