Erneuter Führungswechsel bei HP: Der Vorsitzende von HP-Deutschland Volker Smid, der bislang als Vice President die Geschäfte der HP Enterprise Group verantwortet hat, verlässt das Unternehmen.
Seine Aufgaben übernimmt Heiko Meyer, der bereits seit 1984 bei HP in verschiedenen Positionen tätig ist und seit Mai 2012 als General Manager und Vice President den Geschäftsbereich Personal Printing und Computing für die Region Westeuropa leitete.
Meyer ist damit ab sofort Vice President die HP Enterprise Group in Deutschland und für das Geschäft mit IT-Infrastrukturlösungen verantwortlich. Die Ernennung von Heiko Meyer zum Vorsitzenden der Geschäftsführung durch den Aufsichtsrat der Hewlett-Packard GmbH soll in Kürze erfolgen.
"Heiko Meyers Führungsstärke, seine Begeisterung für Kunden und Technologie sowie die Breite seiner Erfahrung über alle Geschäftsbereiche von HP hinweg machen ihn zur idealen Wahl für diese Aufgabe", kommentiert Peter Ryan, Senior Vice President und General Manager der HP Enterprise Group EMEA und Managing Director von HP EMEA:, den Wechsel an der Unternehmensspitze. "Er hat die Schlüsselqualifikationen, die es braucht, um unser Wachstum in Deutschland voranzutreiben."
Entscheidung für Heiko Meyer bestätigt HPs Channelkurs
Branchenkennern zufolge war der Wechsel an der Spitze überreif. Partner vermissten Smids Einsatz für den Channel. Dabei steuern HP-Partner hierzulande rund 90 Prozent zu HPs Umsätzen bei.
Dass HP künftig auch weltweit wieder ganz klar auf Channelkurs dreht, verdeutlichte nicht zuletzt Meg Whitman in ihrer Rede auf der HP-Partnerkonferenz in Las Vegas. Sie gab noch einmal ein deutliches Bekenntnis zum Channel ab, mit einer unmissverständlichen Botschaft an ihre Führungsmannschaft aus dem Direktvertrieb: "Wer einem Partner ein Projekt abjagt, fliegt raus." So klare Worte gab es noch nie und das kam sehr gut an.
Im nächsten Schritt wurde Jochen Erlach - ein ebenso erfahrener wie in der Partnerlandschaft geschätzter Channel-Mann in die HP-Geschäftsführung geholt. Bei der Neubesetzung des Europa-Chefpostens entschied sich die HP-Führung für Frank Obermeier - bisheriger Channel-Manager in Deutschland, anstelle von Smid. Insider werteten schon diese Entscheidung als eindeutiges Signal, dass Channel-treue Manager auf Geheiß von Whitman das Ruder übernehmen sollen.
Volker Smid stand in der Kritik
Auch die jetzige Personalentscheidung zugunsten von Heiko Meyer, der bei den Vertriebspartnern hohes Ansehen genießt, bestätigt den Channelkurs. Smid galt in der Branche eher als Befürworter des Direktvertriebs. So auch bei seinem früheren Arbeitgeber Novell, bei dem er auch einmal den Satz fallen ließ: "Es sind ja nur 200 Direkt-Accounts in Deutschland". Partner bemängelten generell Smids mangelndes Interesse am Kontakt und der Zusammenarbeit mit dem Channel.
Smid stand Insindern zufolge auch aus anderem Grund in der Kritik: Die Abwicklung der zum Bereich Enterprise Services (ES) gehörenden HP Outsourcing-Tochter EDS, sei am Standort Bochum sehr turbulent abgelaufen. Insgesamt hatte HP im Februar 2013 beschlossen, hierzulande 1.100 Stellen im Bereich Enterprise Services (ES) zu streichen, das sind knapp zehn Prozent aller HP-Beschäftigten in Deutschland. Von den Stellenstreichungen betroffen war vor allem der Standort Rüsselsheim mit rund 850 Beschäftigten, der bis Ende 2013 abgewickelt werden soll.
Klares Signal an den Channel
Offenbar hat HP die große Bedeutung des Channels für das Geschäft - insbesondere im Bereich Infrastruktur und Cloud, also der Enterprise Group - wieder erkannt. Jetzt kommt es darauf an, wie konsequent diese Strategie auch langfristig umgesetzt wird. In der Zusammenarbeit mit den Partnern hat HP in den vergangenen Jahren viel Porzellan zerschlagen, hinzu kamen Schwächen bei der technologischen Weiterentwicklung insbesondere im Bereich Storage und Mobile. Hier hat HP das Feld in weiten Teilen der Konkurrenz überlassen. Insbesondere EMC und Netapp haben die Chance genutzt. Doch auch hier hat HP seit Ende 2012 nachgebessert. Sollte Whitman diesen Kurs beibehalten, ist von HP wieder viel zu erwarten. (cm/rw/rb)
- Die Story von Hewlett-Packard
Hewlett-Packard (HP) durchlebt seit drei, vier Jahren sehr stürmische Zeiten. Das liegt nicht nur an Verschiebungen auf dem Markt und starkem Wettbewerb, sondern auch an der Sprunghaftigkeit sowie Fehlentscheidungen im Topmanagement und in der Unternehmensstrategie. Allerdings hat der Konzern seit seiner Gründung bereits erfolgreich eine respektable Metamorphose durchgemacht. - 1939: In der Garage fing alles an
In der mittlerweile wohl berühmtesten Garage der Welt findet Hewlett-Packard 1939 seinen Anfang. Damals gründen Bill Hewlett und David Packard ihr Unternehmen und schrauben neben ihren eigentlichen Jobs in der Garage gleich auf dem Grundstück in Palo Alto, auf dem sie wohnen, einen Tongenerator zusammen. Sie legen damit unbewusst den Grundstein für das Silicon Valley, die vielbeachtete Hightech-Region in Kalifornien. - Die Walt Disney Studios zählen zu den ersten Kunden ...
... und kaufen gleich acht Oszillatoren HP200B, um ein innovatives Tonsystem für den Film "Fantasia" zu entwickeln. - 1957: Der Gang an die Börse mit Messtechnik
1951 erfindet HP mit dem 524A ein Hochgeschwindigkeits-Frequenzmessgerät. Damit ist technisch die Grundlage für das Analysegeschäft gelegt. Fünf Jahre später baut das Unternehmen sein erstes Oszilloskop. 1957 geht HP an die Börse. Eine Aktie kostet 16 Dollar. (In Frankfurt wurde die HP-Aktie am 30. April 2013 für knapp 15,50 Euro gehandelt.) - 1959: Produktion in Deutschland
Die erste Produktion außerhalb der USA baut HP 1959 in Deutschland auf. Hier hat das amerikanische Unternehmen die meisten Kunden im europäischen Geschäft. Die Standortentscheidung für Baden-Württemberg ist angeblich eine Entscheidung gegen Bayern: In München soll ein Ministeriumsvertreter bei Gesprächen mit Bill Hewlett die bayerische Lebensart mit deftiger Brotzeit und Bier allzu sehr gelobt haben. Der Amerikaner war aber mehr an Produktivität als an Lebensgenuss interessiert und entschied sich deshalb für das als tüchtig und arbeitsam geltende Schwaben. - 1962: Böblingen verantwortet das Softwaregeschäft
Der nächste Umzug steht im Jahr 1962 an: Über 150 Mitarbeiter ziehen in das HP-eigene Werk in der Herrenberger Straße, an der noch heute der Sitz der deutschen Tochter liegt. Im Jahr 1963 wächst die technologische Bedeutung der deutschen GmbH: Böblingen baut eine Entwicklungsabteilung auf. - 1966: Marktpremiere des ersten HP-Computers
1967 zeigt HP Deutschland, dass das Unternehmen nicht nur technologisch an der Spitze stehen will und führt als internationaler Vorreiter flexible Arbeitszeiten ein. Stechuhren haben ausgedient, auch in der Produktion. In den USA führt HP ein solches Arbeitszeitmodell erst sechs Jahre später ein. - 1972: Der Taschenrechner hält Einzug
Mit dem HP-35 bringt Hewlett-Packard 1972 den ersten wissenschaftlichen Taschenrechner der Welt auf den Markt, zwei Jahre später kommt der erste programmierbare Taschenrechner dazu, der HP 65. - 1977: Miniaturisierung mit dem HP-01
n der Elektronik treibt HP die Miniaturisierung voran und bringt 1977 eine Art Personal Digital Assistant fürs Handgelenk heraus: Die HP-01 trägt sich wie eine Armbanduhr, zeigt aber nicht nur die Uhrzeit an, sondern dient auch als Taschenrechner und Kalender. - 1980: Der erste Personal Computer HP 85
Im Jahr 1980 bringt HP seinen ersten Personal Computer auf den Markt, den HP 85. Mit kleinem Bildschirm und schmalem Druckwerk erinnert er noch stark an eine Schreibmaschine. Für die deutsche Tochtergesellschaft gewinnt das Softwaregeschäft an Bedeutung: Die GmbH übernimmt die Verantwortung für Entwicklung und Vermarktung von Anwendungssoftware im CAD/CAM-Bereich und behält sie auch bis zur Abspaltung des Geschäftsbereichs im Jahr 2000. - 1988: Die fetten Druckerjahre kommen
Ab 1988 beliefert Hewlett Packard mit seinem Tintenstrahldrucker HP DeskJet den Massenmarkt, ab 1991 auch mit einem Farbdrucker, dem DeskJet HP 500C. - 1993: Jörg Menno Harms prägt HP Deutschland
Im Jahr 1993 übernimmt Jörg Menno Harms den Vorsitz in der Geschäftsführung der HP GmbH. Bis heute ist er dem Unternehmen verbunden und hat den Vorsitz des Aufsichtsrats inne. Die ersten x86-Server von HP kommen unter dem Namen ProLiant auf den Markt. - 1998: Jordana - der erste PDA
Mit dem HP Jornada PDA baut Hewlett-Packard 1998 seinen ersten echten Personal Digital Assistant. - 2001: Fusion mit PC-Hersteller Compaq
Eine weitere Änderung äußert sich 2001 in der Gründung von HP Services. Der Computerhersteller will stärker auch mit Dienstleistungen Geld verdienen und bietet jetzt Consulting, Outsourcing, Support und Solution Deployment Services an. Das Internet und elektronische Dienstleistungen bilden den Kern der neuen HP-Strategie. Nach dem Abschluss der Übernahme von Compaq geht auch in Deutschland das neue Unternehmen HP am 3. Mai an den Start. - 2004: Geschäftsfeld IT-Services wird ausgebaut
Das Unternehmen erweitert sein Angebot für Privatanwender um digitale Unterhaltungstechnik vom Fotodrucker bis zum Personal Media Drive. Im selben Jahr macht HP einen großen Schritt in Richtung Dienstleister und schließt zum 1. April 2004 die Akquisition von Triaton ab, dem von ThyssenKrupp ausgegründeten IT-Dienstleister des Stahlkonzerns. - 2005: HP feuert Fiorina und holt Mark Hurd
Der Verwaltungsrat entlässt 2005 die Konzernchefin Carleton Fiorina. Ihr Compaq-Deal bleibt umstritten. Ihr Versuch, Konkurrenten wie Dell im unteren und IBM im oberen Leistungsbereich des IT-Geschäfts anzugreifen, gilt als wenig erfolgreich. Ihr Nachfolger wird Mark Hurd, Chef der NCR Corporation. - 2008: EDS-Übernahme macht HP zum Servicegiganten
Mit dem Zukauf von einer ganzen Reihe an Unternehmen will HP sein Geschäft in den Bereichen Software und Services stärken. 2008 übernimmt HP schließlich für 13,9 Milliarden Dollar den IT-Dienstleister EDS, nach der Compaq-Übernahme der zweitgrößte Deal der Unternehmensgeschichte. EDS beschäftigte damals knapp 120.000 Mitarbeiter, die einen Umsatz von 21,3 Milliarden Dollar erwirtschafteten. HP wird damit im Dienstleistungsgeschäft zu einem absoluten Schwergewicht mit 210.000 Mitarbeitern und einem Umsatz von 38 Milliarden Dollar. - 2009: HP kauft den Networking-Spezialisten 3Com
Seine Netzwerkkompetenz baut HP schließlich 2009 durch die Akquisition der 3Com Corporation aus. In Deutschland übernimmt zum 50-jährigen Bestehen der HP GmbH Volker Smid den Vorsitz in der Geschäftsführung. Er leitet bis heute die Deutschland-Tochter. - 2011: eBay-Chefin Meg Whitman übernimmt das Ruder
Der Verwaltungsrat ist gegen Apotheker und holt eBay-Chefin Meg Whitman. Seit dem 22. September 2011 ist sie CEO von HP. Sie geht einen anderen Weg, sieht das Hardwaregeschäft als wichtiges Standbein. Mittlerweile hat sie HP einen harten Sparkurs verordnet. Die Geschäftszahlen für 2012 waren noch katastrophal: Bei einem Umsatz 120,4 Milliarden Dollar machte HP einen Verlust von 12,7 Milliarden Dollar. - 2013: Das PC-Geschäft bricht ein
Unter Whitman will HP wieder in die technologische Offensive gehen. Neue Produkte rund um Cloud Computing, Big Data und Analytics sollen helfen, das Runder herumzureißen. Sie sollen das wegbrechende PC-Geschäft kompensieren helfen. HP ist zwar noch Marktführer, doch die PC-Verkäufe sind im ersten Quartal 2013 um fast 24 Prozent abgesackt. - 2014: Die Aufspaltung kommt
Anfang Oktober 2014 nimmt der einstige Branchenprimus Anlauf für den finalen Befreiungsschlag: Bis November 2015 soll der Konzern durch einen Aktiensplitt aufgeteilt werden in HP Inc. als Anbieter von Personal Computern und Drucker sowie in Hewlett-Packard Enterprise (HPE) mit Unternehmenslösungen für Infrastruktur, Software und Services. - 2015: Neues Enterprise-Logo
Im April stellt Hewlett-Packard Enterprise sein neues Logo vor.