Neun neue Gesellschafter, 37 neue Fachmärkte und eine geplante Steigerung der Gesamtverkaufsfläche von 59.000 qm auf insgesamt 456.000 qm bis Ende des Geschäftsjahrs 2013/2014 – stolz listet Expert in einer aktuelle Mitteilung das rasante Expansionstempo der Verbundgruppe auf. „Die Zahlen sprechen eine eindeutige Sprache“, heißt es weiter: „Expert wächst trotz schwieriger Branchenlage.“ Ob allerdings auch die Umsatzentwicklung mit dem Flächenwachstum schritthält, verschweigt die Verbundgruppe – und nährt damit Befürchtungen, in der Expert-Zentrale grassiere das Expansionsfieber.
Entgegen dem Branchentrend war Expert im Kalenderjahr 2012 um ganze 6,9 Prozent gewachsen. Bereits die Bilanz für das Geschäftsjahr 2012/13 machte aber die Grenzen der Expansionsstrategie deutlich: Trotz der Eröffnung von 11 neuen Fachmärkten und einem Flächenwachstum von 4 Prozent stagnierte der Umsatz der Verbundgruppe auf Vorjahresniveau. Gerade im umkämpften Unterhaltungselektronikgeschäft besteht schnell die Gefahr, durch zu viele teure neue Flächen der eigenen Geschäftsentwicklung zu schaden. Ein Musterbeispiel dafür ist ProMarkt, für das die 2010 erfolgte Übernahme der acht „Wegert-ProMärkte“ letztlich den Beginn des Niedergangs darstellte.
Keine Angst vor der "Causa ProMarkt"
Expert scheint sich vor der Causa ProMarkt allerdings nicht zu fürchten. Bereits im Juli hatte die Verbundgruppe von der Rewe Group 16 Standorte der gescheiterten Retail-Kette übernommen. Am Rande der Expert Hauptversammlung 2013 wurde nun bekannt, dass sich die Expert-Zentrale zur Weiterführung zweier weiterer ehemaliger ProMärkte als Regiebetriebe entschlossen hat. Es handelt sich dabei um die Standorte in Flensburg und Schwerin. Die von der Rewe Group als hoffnungslose Fälle abgeschriebenen ProMarkt-Filialen erweisen sich damit als unerwartet attraktiv. Expert sowie die Wettbewerber Electronic Partner (EP) und Euronics haben inzwischen rund zwei Drittel der zuletzt 54 ProMarkt-Standorte übernommen.
Auch wenn Zweifel an der Wirtschaftlichkeit der Weiterführung der ProMarkt-Standorte angebracht sind, ist das große Interesse der Verbundgruppen immerhin für die betroffenen Mitarbeiter eine uneingeschränkt positive Nachricht, wie auch Expert-Vorstandschef Volker Müller unterstrich: „Insgesamt haben wir an den 18 Standorten mehr als 450 Arbeitsplätze gesichert. Die Integration der ProMarkt-Filialen in die Struktur unserer Verbundgruppe verläuft reibungslos und ist für uns ein großer Erfolg“, so Müller. Befürchtungen, die rasante Expansion und der Ausbau der Regiebetriebe könnten den Charakter der Verbundgruppe verändern, erteilte der Kooperations-Chef eine Absage: „Expert ist und bleibt eine unternehmergeführte Verbundgruppe, in der die Gesellschafter im Mittelpunkt stehen. Unser Anspruch ist es, unsere Mitglieder, unabhängig vom Betriebstyp, mit individuellen Dienstleistungen bestmöglich zu unterstützen“, erklärte Müller.
Online-Strategie "light" wird weitergeführt
Neben Optimierungen am POS und zusätzlichen Service-Angeboten für Expert-Kunden zählt zu den von der Langenhagener Zentrale vorangetriebenen Unterstützungsleistungen vor allem der Ausbau der Online-Strategie der Verbundgruppe. Ziel bleibt hier weiterhin die Verknüpfung von Online- und stationärem Handel. Um Kunden in die Fachmärkte und Fachgeschäfte zu lenken, setzt Expert dabei auf spezielle Online-Module. So können Expert Kunden künftig beispielsweise den Bearbeitungsstand von Serviceaufträgen online abfragen und Produkte online bei ihrem expert Händler vor Ort reservieren. „Wir sind mit dem Stand unserer E-Commerce Aktivitäten sehr zufrieden – sowohl Traffic- als auch Abverkaufszahlen haben ein solides Niveau erreicht“, resümierte dazu Expert Vorstand Stefan Müller. Im Vergleich zu den Wettbewerbern Euronics und EP verfolgt Expert allerdings eine deutlich zurückhaltendere Online-Strategie. (mh)
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