Probleme beim Logistikausbau

Getgoods plant die Sortimentserweiterung

13.05.2013
"Die höchste Drehzahl haben wir weiterhin bei Smartphones, doch von der Marge her machen Gartenmöbel mehr Spaß", sagt Samir Azzawi-Steyrer zur strategischen Stoßrichtung von Getgoods.
Neben kleinen Smartphones will Getgoods künftig vermehrt große Gartenmöbel verkaufen - nur müssen die Logistikkapazitäten mithalten
Neben kleinen Smartphones will Getgoods künftig vermehrt große Gartenmöbel verkaufen - nur müssen die Logistikkapazitäten mithalten

"Die höchste Drehzahl haben wir weiterhin bei Smartphones, doch von der Marge her machen Gartenmöbel mehr Spaß", mit diesem launigem Bekenntnis unterstrich Samir Azzawi-Steyrer, Leiter Business Development bei Getgoods, vor einigen Tagen im Interview mit Börsen Radio Network die strategische Stoßrichtung des Elektronikversenders: Ziel sei die Entwicklung hin zum Vollsortimenter. So habe Getgoods bereits im vergangenen Jahr weiße Ware und Spielzeugartikel ins Angebot aufgenommen und biete der Onlinehändler inzwischen auch Baumarktprodukte und Sportgeräte an, die zum Teil von direkt von Lieferanten in Asien bezogen würden.

Mit der Ausweitung des Sortiments will Getgoods nicht nur die Gewinnchancen verbessern, sondern auch seinen Kunden zusätzliche Kaufanreize bieten. Auch das im März gestartete Reiseportal Getgoods-Reisen verfolgt dieses Ziel: "Die Idee ist es, das Angebot materieller Güter mit digitalen Diensten zu ergänzen", erklärt Azzawi-Steyrer dazu in dem Interview. So handle es sich bei dem Reiseportal um eine Whitelabel-Lösung, über welche die gleichen Angebote verfügbar seien, wie bei vielen anderen Reiseanbietern. Doch könne der Kunde, der bei Getgoods ein Smartphone kaufe, nun gegebenenfalls auch gleich eine Reise bei dem E-Commerce-Unternehmen mitbuchen.

Während der Einstieg ins Reisegeschäft bei Getgoods somit nach dem typisch schlanken Onlinehandels-Prinzip erfolgt, bringt die Ausweitung des Warensortiments für den Elektronikversender ganz andere Anforderungen mit sich – und dies vor allem in logistischer Hinsicht: So berichteten lokale Medien am Getgoods-Standort in Frankfurt/Oder unlängst über Pläne des Unternehmens, ehemalige Produktionshallen eines amerikanischen Solarherstellers zu übernehmen. Dabei soll ein Konsortium rund um Getgoods bereit gewesen sein, bis zu 40 Millionen Euro in den Kauf der leerstehenden Fabrikhallen zu investieren. Doch Mitte April zog Getgoods-Chef Markus Rockstädt-Mies die Notbremse: Unter anderem aus bautechnischen Gründen seien die Hallen nicht als Lagerstandort geeignet und die geplante Übernahme damit vom Tisch.

Als Alternative will Rockstädt-Mies nun bis Anfang Oktober selbst eine neue Lagerhalle in Frankfurt/Oder bauen. Die Logistikkapazität soll damit von bisher 5.000 Quadratmetern auf künftig 9.000 Quadratmetern ausgeweitet werden. Dabei macht der Getgoods-Chef Druck: Um das kommende Weihnachtsgeschäft logistisch zu bewerkstelligen, müssten die Stadtverantwortlichen mit dem Onlinehändler, der in der Grenzstadt 170 Mitarbeiter beschäftigt, an einem Strang ziehen. Andernfalls könne es notwendig werden, den Versand durch einen externen Dienstleister an einem anderen Ort abwickeln zu lassen.

Ex-Onlinechef von Promarkt als neuer Getgoods-Vorstand

Während die logistischen Grundlagen für das Fernziel von Getgoods, eines Tages mit Amazon zu konkurrieren, somit erst noch gelegt werden müssen, arbeitet der Onlinehändler nach Angaben von Business Development-Leiter Azzawi-Steyrer gleichzeitig daran, seine internen Strukturen weiterzuentwickeln. Dabei helfen soll der Ende März in den Vorstand des Onlinehändlers aufgerückte E-Commerce-Spezialist Markus Dubon. In der IT-Branche machte sich Dubon in den 2000er Jahren als E-Commerce-Leiter der "Wegert-Promärkte" einen Namen. Nach der Einstellung des Onlineshops arbeitete Dubon unter anderem im Business Development bei dem auf CE-Produkte spezialisierten Shoppingclub Paul Direkt sowie bei einem Multichannel-Beratungsunternehmen.

Bei Getgoods soll Dubon nun am Ausbau von IT und Logistik mitarbeiten, aber auch die geplante "Übernahme einiger kleiner Nischenanbieter" vorbereiten, wie Azzawi-Steyrer ankündigte. Genauere Details dazu verriet der Business Development-Leiter nicht, ebenso wenig wie zur Identität des geheimnisvollen Getgoods-Großinvestors. Ob es sich bei den Plänen von Getgoods um real unterfütterte Ambitionen oder nur um Luftschlösser zur Bespaßung der Aktionäre handelt, lässt sich damit nur schwer unterscheiden. Klar ist jedoch, dass das Unternehmen derzeit weiterhin die schillerndste Erscheinung unter den Elektronikversendern bleibt. (mh)

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