Nur kurz nach der Platzierung einer Anleihe mit einem Volumen von 30 Millionen Euro hat der Onlinehändler Getgoods eine Kapitalerhöhung angekündigt. Das im Entry Standard der Frankfurter Börse notierte Unternehmen bietet seit 7. Dezember insgesamt 7 Millionen neue Aktien zu einem Bezugspreis von 2,90 Euro an. Die Bezugsfrist endet am 21. Dezember 2012. Den erfolgreichen Abschluss der Kapitalerhöhung vorausgesetzt, will Getgoods die zufließenden Mittel in Höhe von knapp 20 Millionen Euro nach eigener Angabe „zu circa 75 Prozent für die Finanzierung des organischen Wachstums und zu circa 25 Prozent für Akquisitionen bzw. die Rückführung von Verbindlichkeiten“ verwenden.
So ungenau wie diese Absichtserklärungen sind auch einige der weitergehenden Ausführungen im Wertpapierprospekt für die Kapitalerhöhung. So wird darin erklärt, dass dem Unternehmen nicht bekannt ist, ob Hauptaktionäre oder Organe der Gesellschaft die neu ausgegebenen Aktien zeichnen wollen. Ausdrücklich vermerkt wird dagegen, dass Getgoods Kenntnis davon hat, dass „sonstige Personen mehr als 5 Prozent des Angebots zeichnen wollen“. In Anlegerkreisen sorgt der Elektronikversender damit für erhöhte Aufregung. Zum einen wird spekuliert, ob mit der Kapitalerhöhung dem Einstieg eines Investors der Weg geebnet werden soll. Andere Anleger kritisieren dagegen die Informationspolitik von Getgoods und beklagen eine Verwässerung der Aktienanzahl sowie ein generell erhöhtes Anlagerisiko.
Getgoods nimmt damit unter den Elektronikversendern einmal mehr die Rolle des schillernden Newcomers ein. Während Redcoon und Notebooksbilliger.de mit den Elektronikketten Media-Saturn und EP zusammenspannen und Cyberport seit Jahren zur Burda-Gruppe gehört, wirkt bei Getgoods alles, als hätte jemand die Uhren auf die Zeit des Neuen Marktes zurückgedreht: Vom Einstieg in den Wertpapiermarkt mittels des Börsenmantels DübAG, über die im Herbst platzierte Unternehmensanleihe, bis hin zur aktuellen Kapitalerhöhung setzt Firmenchef Markus Rockstädt-Mies zur Finanzierung seines rasanten Wachstumskurses auf die in der Branche sonst eher selten gewordenen Börsenmechanismen. Das kann eine gewinnbringende Strategie sein – ist wie die Dotcom-Zeit lehrt, aber auch nicht ohne Risiko: Kommt der Getgoods-Wachstumsmotor einmal ins Stottern, dürfte sich der Onlinehändler schnell mit ernsthaften Schwierigkeiten konfrontiert sehen.
Im großen ChannelPartner-Interview hatte Getgoods-Chef Rockstädt-Mies vor kurzem erklärt, seinen Wachstumskurs auch aus eigener Kraft fortsetzen zu können. „Ein Investor könnte sicherlich dazu beitragen, das Wachstum zu beschleunigen, was wir uns übrigens auch von unserer kürzlich durchgeführten Anleiheemission erwarten, aber eine unbedingte Voraussetzung für weiteres Wachstum ist das nicht“, so der Getgoods-Chef. Zudem schloss Rockstädt-Mies auch einen Zukauf nicht aus, dementierte aber konkrete Pläne dazu. (mh)