Für alle, die sich mit dem Schicksal der deutschen Flächenmärkte beschäftigen, bietet der US-Retailer Best Buy interessanten Anschauungsunterricht. Einem Paukenschlag gleicht nun die Nachricht vom Rücktritt von Best Buy-CEO Brian Dunn. „Zwischen Dunn und Best Buy gab es keine Meinungsverschieden im Hinblick auf das operative Geschäft, die Finanzkontrolle, die Strategien und interne Verfahrensweisen“, heißt es in einer knappen Mitteilung des Unternehmens. „Es bestand wechselseitiges Einverständnis darüber, dass es zur Bewältigung der auf Best Buy zukommenden Herausforderungen einer neuen Unternehmensführung bedarf.“ Als Interims-Geschäftsführer folgt Dunn der bisherige Best Buy-Vorstand Mike Mikan.
Die Realität dürfte sich allerdings ungleich dramatischer darstellen, da Best Buy in einer bereits seit längerem schwelenden Krise steckt und sich Ende März erst zu einer schmerzhaften „Transformation Strategy“ entschloss. Das Fass zum Überlaufen brachte ein Nettoverlust von 1,7 Milliarden Dollar im Jahresendquartal sowie Umsatzrückgänge im stationären Geschäft in Höhe von 2,4 Prozent. Während die deutschen Elektromarkt-Betreiber noch mit ihrer E-Commerce Strategie hadern, ist Best Buy schon einen Schritt weiter: Online hat sich der Retailer gut positioniert, konnte im Jahresendquartal einmal mehr Umsatzzuwächse in Höhe von 21 Prozent verzeichnen und erzielte so konzernübergreifend eine Umsatzsteigerung von 3 Prozent auf 16,6 Milliarden Dollar. Als Klotz am Bein erweisen sich aber zunehmend die stationären Großflächen.
Neues Konzept für stationäre Filialen gesucht
Eines der Kernelemente der Transformation von Best Buy ist daher auch die Schließung von 50 Flächenmärkten im laufenden Geschäftsjahr, wodurch alleine 300 Millionen Dollar eingespart werden sollen. Um den Negativtrend im stationären Handel umzukehren, setzt Best Buy auf die Eröffnung von 100 neuen, deutlich kleiner dimensionierten Mobilfunkgeschäften sowie die sukzessive Umwandlung bestehender Flächenmärkte in sogenannte „Connected Stores“, die einen stärkeren Showroom-Charakter besitzen und Multichannel-Angebote stärker in den Mittelpunkt rücken. Der Retailer will dadurch trotz einer Reduzierung seiner Verkaufsflächen die Store-Präsenz erhöhen.
Analysten wie Candace Corlett von der amerikanischen Consultingfirma WSL Strategic Retail sehen vor allem in den Defiziten von Best Buy bei der Neuausrichtung des stationären Geschäfts den Grund für den Rücktritt von CEO Brian Dunn: „Best Buy hat zwar im Elektronikbereich den Trend zum Online-Einkauf beschleunigt, hat aber die Bedeutung seines Online-Erfolgs nicht schnell genug verstanden“, so Corlett im US-Magazin Internet Retailer. „Best Buy braucht seine großen Flächenmärkte nicht mehr und auch die Kunden müssen nicht länger für den Kauf eines Elektrogeräts extra zum nächsten Best Buy Markt fahren. Es wird künftig bessere Gründe für einen Besuch bei Best Buy geben müssen – über den reinen Kauf hinaus.“ (mh)