Metro-Chef Olaf Koch sieht die Elektro-Branche von einem harten Verdrängungswettbewerb geprägt und will das Tochterunternehmen Media-Saturn-Holding (MSH) dabei mit aggressiven Methoden zum Sieg führen. Das erklärte der seit Januar amtierende Metro-Vorstandsvorsitzende bei der Vorstellung der Geschäftsbilanz 2011 (mehr zu den Zahlen hier). "Media-Saturn hat 2011 vermutlich die dramatischste Veränderung in unserem Konzern erlebt", so Koch. Die Geschwindigkeit der Veränderungen sei im Elektronikbereich dramatischer ausgefallen, als man erwartet habe. Explizit zählte der Metro-Chef dazu auch das rasche Wachstum der Internet-Anbieter in dem Bereich.
Um Media-Saturn auf den Erfolgsweg zurückzuführen, setzt Koch auf eine aggressive Preispolitik: "Wir müssen wieder zu dem zurückkommen, was und stark gemacht hat und die Kostenführerschaft zurückgewinnen", so der gebürtige Hesse. Media-Saturn werde künftig beim Einkauf Skaleneffekte größer nutzen, die bis dato wegen der dezentralen Aufstellung der Elektrokette nicht ausgenutzt wurden. Bereits im Vorfeld der Bilanzkonferenz hatte Koch angekündigt, die Auseinandersetzung mit den Media-Saturn Gründern Kellerhals und Stiefel um eine stärkere Zentralisierung des Retailers fortzusetzen (ChannelPartner berichtete).
"In der Unterhaltungselektronik-Branche findet eine Konsolidierung statt und es ist auch ein hoher Preisdruck da, aber wir werden davor nicht zurückschrecken", erklärte Koch, "wir werden aggressiv Marktanteile holen, ohne Kompromisse." Eine wichtige Rolle soll dabei das Online-Geschäft der Elektronik-Kette spielen. Zu recht sei die Online-Strategie von MSH in den letzten Jahren kritisch hinterfragt worden. Doch sei der Start in den Multichannel-Handel nun vollbracht und werde der Retailer künftig das Tempo verschärfen: "Wir wollen online mit dem, was wir haben, mehr erreichen und endlich einen signifikanten Online-Marktanteil holen." Gerade der im vergangenen Jahr übernommene reine Online-Versender Redcoon biete Media-Saturn die Möglichkeit, in diesem wichtigen Segment an Fahrt zu gewinnen.
Die Metro-Bilanzkonferenz bot dabei auch interessante Einblicke in das Online-Geschäft von MSH: Die Retailgruppe hat im vergangenen Jahr einen Online-Umsatz von 348 Millionen Euro erzielt, die Einnahmen von Redcoon wurden allerdings erst seit Juli mitbilanziert. Rund ein halbes Jahr nach dem Start komme der Onlineshop Saturn.de mittlerweile auf mehr als 200.000 Visits pro Tag, der bei den Kunden erzielte Durchschnittsbon betrage 265 Euro.
Eine größere Resonanz bietet der im Januar gestartete Shop unter Mediamarkt.de, der auf 400.000 Visits und einen Durchschnittsbon von 400 Euro komme. Der Anteil der online bestellten, aber in den stationären Filialen abgeholten Waren ist sowohl bei Saturn.de mit 45 Prozent wie auch bei Mediamarkt.de mit 39 Prozent auffällig hoch – für Metro-Chef Koch ein Hinweis auf den Erfolg der Multichannel-Strategie: "Wir erhalten so die Gelegenheit, mit den Kunden direkt Geschäft zu machen." So könnten in den Filialen noch komplementäre Produkte und Dienstleistungen dazuverkauft werden. (mh)
- Auffallen um jeden Preis
<br>Was zahlen Hersteller an Media Markt, damit ihre Produkte und Logos so platziert werden, dass es den Kunden auffällt? Die Zahlen auf den folgenden Bildern stammen von der "Wirtschaftswoche". - Bis zu 60.000 Euro
<br>Bei TV-Geräten der jüngsten Generation zahlen Hersteller bis zu 60.000 Euro dafür, dass Media Markt sie ins Sortiment aufnimmt und ihnen prominente Plätze in den Regalen einräumt. - Bis zu 5.000 Euro
<br>Um an den Wänden die eigenen Logos anbringen zu dürfen, zahlen Unternehmen bis zu 5.000 Euro pro Fläche an den Media Markt. - Bis zu 40.000 Euro
<br>Wer seine Ware auf Palettenplätzen an von Kunden stark frequentierten Durchgängen positionieren will, muss dem Media Markt bis zu 40.000 Euro zahlen. - Bis zu 20.000 Euro
<br>Wenn Trittspuren auf dem Fußboden die Kunden zu einem bestimmten Produkt im Media Markt leiten sollen, ist das den Herstellen bis zu 20.000 Euro wert.