Privates Kapital für Start-ups

Zwei FDP-Minister werben für Aktien

01.07.2022
Viele Menschen in Deutschland machen um Aktien einen Bogen. Zwei FDP-Minister wollen das ändern. Auch, weil viel privates Geld für den grünen Umbau der Wirtschaft gebraucht wird.
Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP): "Wertpapiere sind nicht etwas für Millionäre, Wertpapiere sind etwas für Millionen."
Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP): "Wertpapiere sind nicht etwas für Millionäre, Wertpapiere sind etwas für Millionen."
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Mit einem umfangreichen Maßnahmenpaket wollen die FDP-Bundesminister Christian Lindner (Finanzen) und Marco Buschmann (Justiz) Aktien in Deutschland attraktiver machen. "Wir wollen eine Aktienkultur in Deutschland stärken", sagte Lindner am Mittwoch in Berlin. "Wertpapiere sind nicht etwas für Millionäre, Wertpapiere sind etwas für Millionen." Dazu müssten aber die Rahmenbedingungen verbessert werden. So solle ein höherer Freibetrag geschaffen werden für Gewinne aus dem Verkauf von Aktien und Aktienfonds im Privatvermögen.

Die FDP-Minister legten Eckpunkte für eine Modernisierung des Kapitalmarkts vor. Diese sind aber innerhalb der Bundesregierung aus SPD, Grünen und FDP noch nicht geeint. Ziel sei eine Umsetzung im kommenden Jahr, sagte Lindner.

Start-up-Finanzierung

Konkret planen Lindner und Buschmann, dass aufstrebende Firmen (Start-ups) leichter Zugang zu Kapital bekommen sollen. Die steuerlichen Rahmenbedingungen für eine stärkere Teilhabe der Arbeitnehmer am Erfolg ihres Unternehmens sollen verbessert werden. Der Freibetrag für Mitarbeiterkapitalbeteiligungen soll von derzeit 1.440 Euro auf 5.000 Euro erhöht werden. Auch die Arbeitnehmer-Sparzulage bei der Anlage vermögenswirksamer Leistungen in Vermögensbeteiligungen soll steigen. Die Aktien- und Vermögensanlage solle steuerlich attraktiver gemacht werden, sagte Buschmann.

Im Vergleich etwa zu angelsächsischen Ländern halten die Menschen in Deutschland vergleichsweise wenig Aktien. Im Durchschnitt des Jahres 2021 hatten nach Zahlen des Deutschen Aktieninstituts knapp 12,07 Millionen Menschen hierzulande Aktien, Aktienfonds oder börsengehandelte Indexfonds (ETFs) im Depot. 17,1 Prozent der Bevölkerung waren demnach am Aktienmarkt investiert und damit etwa jeder Sechste ab 14 Jahren. In anderen Industrieländern ist die Aktionärsquote teils deutlich höher, in den USA beispielsweise fördert der Staat die Altersvorsorge über den Kapitalmarkt stärker.

Privates Kapital für Aufbau klimaneutraler Wirtschaft

Lindner und Buschmann betonten, Deutschland stehe vor der gewaltigen Aufgabe, den digitalen Wandel und den Umbau hin zu einer klimaneutralen Wirtschaft zu gestalten. Dies könne nur gelingen, wenn neben umfangreichen öffentlichen Mitteln, die der Staat bereitstelle, ausreichend privates Kapital mobilisiert werden könne. Dafür müsse der Kapitalmarkt leistungsfähiger aufgestellt und der deutsche Finanzstandort attraktiver werden. "Der Kapitalmarkt ist der Motor der Veränderung", sagte Bundesfinanzminister Lindner.

Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP): "Das digitale Zeitalter werden wir künftig auch für Aktien anbrechen lassen."
Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP): "Das digitale Zeitalter werden wir künftig auch für Aktien anbrechen lassen."
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Die Eckpunkte sehen auch vor, dass die Möglichkeit der Ausgabe von Aktien als elektronische Wertpapiere geschaffen wird. "Das digitale Zeitalter werden wir künftig auch für Aktien anbrechen lassen", sagte Bundesjustizminister Buschmann.

Das Aktieninstitut begrüßte die Initiative. "Wir müssen unseren Unternehmen dringend mehr Kapital zur Verfügung stellen, damit sie Lösungen zur Bewältigung von Herausforderungen wie der Digitalisierung und des Klimawandels finden können", ließ Institutschefin Christine Bortenlänger mitteilen.

Nach Ansicht von Deutsche-Börse-Vorstand Thomas Book bieten die Vorschläge eine sehr gute Grundlage, um das Potenzial des deutschen Kapitalmarkts für Zukunftsinvestitionen zu nutzen: "Jetzt kommt es darauf an, schnell zu handeln. Als Deutsche Börse stehen wir jederzeit bereit, unseren Beitrag zu leisten."

Lob kam auch vom Bundesverband deutscher Banken (BdB). "Deutschland steht vor einem Jahrzehnt der Investitionen. Um diese Herausforderung zu stemmen, brauchen wir privates Kapital und einen starken Finanzmarkt", kommentierte BdB-Hauptgeschäftsführer Christian Ossig. "Neben den nationalen Rahmenbedingungen ist und bleibt aber die europäische Kapitalmarktunion entscheidend für einen wettbewerbsfähigen Finanzmarkt. Hier muss Deutschland vorangehen."

Bei der Kapitalmarktunion geht es im Kern darum, bürokratische Hürden zwischen den einzelnen Staaten der Europäischen Union abzubauen, um Unternehmen mehr Möglichkeiten zu geben, sich Geld zu beschaffen. Verbraucher sollen zudem mehr Möglichkeiten für grenzüberschreitende Geldanlagen bekommen. Kredite und Finanzierungen werden in Europa - im Gegensatz zu den USA - hauptsächlich von Banken vergeben. Pläne der EU-Kommission für eine Kapitalmarktunion liegen seit September 2015 auf dem Tisch, doch die Umsetzung stockt. (dpa/rs)

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