Amazon

Zusteller-Überwachung kürzt deren Einkommen

Denise Bergert ist Fotografin und IT-Journalistin aus Chemnitz.
Die von Amazon testweise installierten Überwachungskameras für Zusteller sind fehleranfällig und strafen Fehler ab, die die Mitarbeiter nicht gemacht haben.
Amazon-Zusteller in den USA werden mit einem Kamera-System überwacht.
Amazon-Zusteller in den USA werden mit einem Kamera-System überwacht.
Foto: alexfan32 - shutterstock.com

Der Online-Versandriese Amazon hat in diesem Jahr damit begonnen, Zusteller-Fahrzeuge in den USA mit Überwachungskameras auszustatten. Die Kamera-Technik des KI-Startups Netradyne überwacht alle vier Seiten der Fahrzeuge und soll Fahrfehler erkennen und den Zusteller vor Gefahren warnen. Laut Amazon handle es sich bei der Technik um eine „Innovation“, die die Fahrer „schützen“ soll.

Wie Vice berichtet, scheint das KI-System jedoch sehr fehleranfällig zu sein, was sich wiederum negativ auf das Gehalt der Zulieferer auswirkt. So berichtet etwa ein Fahrer aus Los Angeles, dass ihn das Kamera-System jedes Mal abstraft, wenn ihm ein anderer Wagen im Stadtverkehr der US-Metropole die Vorfahrt nimmt. Bei weiteren Befragungen von Amazon-Fahrern aus Kalifornien, Texas, Kansas, Alabama und Oklahoma bekam Vice ähnliche Aussagen: Die Amazon-Kameras bestrafen Fahrer für Situationen, an denen sie keine Schuld tragen – unter anderem, wenn sie in den Seitenspiegel schauen, das Radio bedienen, ihnen die Vorfahrt genommen wird oder sie an einem Stopp-Schild halten.

Jedes Mal, wenn das System einen mutmaßlichen Fahrfehler erkannt haben will, wird das Videomaterial auf die Netradyne-Server hochgeladen und beeinflusst die Punktebewertung, die jeder Fahrer am Ende der Woche für seine Fahrsicherheit erhält. Für viele der Fahrer entscheidet dieser Punktestand dann, ob sie Boni und zusätzliche Zahlungen von Amazon erhalten. Laut einem der Fahrer aus den USA sei Amazon bei einem schlechten Score nicht zur Klärung bereit. Fragt er das Unternehmen, was er falsch gemacht habe, bekomme er keine Antwort. Das Video-Material dürfe er auch nicht einsehen. Das Unternehmen wolle zudem nicht einräumen, dass das Kamera-System fehlerhaft sein könne. Amazon wollte bislang keine Stellungnahme zu den Vorwürfen abgeben.

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