Künstliche Intelligenz als Muse
Komplexer wird es beim in Berlin arbeitenden Künstler Roman Lipski. Er und sein Partner Florian Dohmann von der Künstlerinitiative YQP präsentierten ihre Zusammenarbeit während der jüngsten Münchner Digitalkonferenz UBX als "echte Partnerschaft zwischen einem Maler und künstlicher Intelligenz".
Lipski gab der Maschine, die er inzwischen seine "Muse" nennt, neun gemalte Varianten einer Landschaft in Kalifornien vor. Dohmanns Rechner warf darauf seine Ideen zu diesem Thema aus, die wiederum den Maler zu neuen Interpretationen inspirierten. Die immer neuen Idee des Rechners sind als Stream online zu sehen. Der Name von Lipskis eigener Serie entspricht ihrem Ziel: "unfinished".
Ähnlich arbeitet das Aican-Netzwerk, das eigene Arbeiten auf Basis von mehr als 100 000 Kunstwerke ausdruckt. Der Münchner Künstler Mario Klingemann hat einen KI-Spiegel entworfen, in dem Betrachter als ihr eigenes Bild erscheinen und agieren.
Wissenschaftler Bächle sieht in der KI-Entwicklung auch eine Rückbesinnung: "Der KI-Stempel sorgt dafür, dass klassische ästhetische Kategorien innerhalb des marktwirtschaftlich orientierten Kunstsystems wieder gestärkt werden. Indem Fragen gestellt werden wie: Was ist Kreativität? Was ist der Künstler? Wer ist denn der Urheber? Die Bedeutung, die vermutet wird hinter KI und Kunst, führt eigentlich wieder genau zurück zu diesen uralten Fragen."
Fragen hinterlassen auch die Tulpen von Anna Ridler und David Pfau. Die videorealistischen, im Rechner generierten Blumen wurden online versteigert. Doch wie die Vorbilder welkt auch die Kunst dahin - und ist nach einer Woche verschwunden im digitalen Nirwana. (dpa/sa)