Der Computerperipherie-Hersteller Belkin bestätigt gefälschte Produktbewertungen auf der amerikanischen Online-Plattform von Amazon. Ein Mitarbeiter hatte über den Amazon-Service "Mechanical Turk" nach Usern gesucht, die gegen Bezahlung positive Rezensionen über einen Belkin-Router schreiben sollten. Das Produkt war zuvor hauptsächlich schlecht bewertet worden. Für eine positive Rezension bot der Mitarbeiter 65 US-Cent und wies darauf hin, dass die Fake-Schreiber keinerlei Kenntnis von dem Produkt haben müssten.
In einem Brief auf der Webseite des Unternehmens entschuldigte sich Belkin-Präsident Mark Reynoso am vergangenen Sonntag vor der Öffentlichkeit und beteuerte, dass es sich hier um einen "isolierten Einzelfall" handle. "Belkin beteiligt sich nicht an solchen unethischen Praktiken und befürwortet diese auch nicht", so Reynoso. Belkin habe schnell gehandelt und die betreffenden Rezensionsanfragen aus dem Mechanical-Turk-System entfernen lassen. Außerdem werde nun sichergestellt, dass keine der gefälschten Bewertungen auf Amazon in Umlauf bleiben. Reynoso weist in seinem Entschuldigungsschreiben auch darauf hin, dass die Online-Vertriebspartner nichts von dem Vorgehen des Mitarbeiters wussten. Nun sei das Unternehmen darum bemüht, das Vertrauen der Kunden wieder zurück zu gewinnen.
Dies könnte sich nach dem Vorgehen des Belkin-Mitarbeiters aber durchaus schwierig gestalten. "Je nach medialer Verbreitung kann so etwas zu einem globalen Vertrauensverlust in die Marke führen. So ein Vorfall kann im manchen Fällen sogar viele Jahre nachwirken", meint Markus Hübner, Webexperte und Geschäftsführer der Agentur Brandflow, gegenüber pressetext. Fälle wie der von Belkin kämen sicherlich immer wieder vor. Doch gerade die große Masse der User und Kommentare sorge im Internet normalerweise für eine wahrheitsgemäße Selbstbereinigung. Anders hingegen sehe die Sache aus, wenn Unternehmen im großen Stil versuchten, durch Undercover-PR oder vorgetäuschte word-of-mouth Marketing-Maßnahmen die Meinungsbildung durch Täuschung zu beeinflussen. "Solche Fälle werden von den kritischen Internet-Usern meist aufgedeckt und führen anschließend zu einer weitreichenden Richtigstellung", so Hübner weiter. Unternehmen müssten aber auch auf der Hut sein vor böswilligen Untergriffen von Konkurrenten, die in ähnlicher Weise versuchten Produkte bzw. Marken schlecht
zu machen.
"Wir nehmen Manipulationen an den Kundenrezensionen natürlich nicht einfach hin. Im gegebenen Fall ergreifen wir geeignete Maßnahmen und die betreffenden Rezensionen werden von der Seite entfernt", sagt Christine Höger, Sprecherin von Amazon Deutschland, auf Nachfrage von pressetext. Je nach Vorfall seien auch Maßnahmen über das bloße Entfernen der Bewertungen hinaus denkbar. Wie diese im konkreten Fall von Belkin aussehen könnten, darüber hält man sich bei Amazon derzeit allerdings bedeckt. (pte) (wl)