Steuerberater und Anwaltskanzleien, die auf Microsofts XP-Linie (Windows und Office) umsteigen wollen, müssen nicht auf das reguläre Mietangebot mit einer Laufzeit von drei Jahren zugreifen. Genossenschaftsmitglieder der Datev eG können von dem wesentlich kostengünstigeren Da-tev-Mietmodell Gebrauch machen. "Die Verhandlungen mit Microsoft gestalteten sich sehr schwierig", erinnert sich Peter Willig von Datev. "Die glaubten zuerst, wir wären ein russisches Softwarehaus." Dabei zählt die Genossenschaft rund 39.000 Steuerberater und Rechtsanwälte zu ihren Mitgliedern. Mit dieser Anwenderbasis gelang es schließlich, ein verbessertes Lizenzmodell bei Microsoft durchzusetzen.
Statt der dreijährigen Laufzeit bei der Microsoftschen "Open Subscriber License" (OSL) mieten Datev-Mitglieder Windows und Office XP vier Jahre lang - aber zu gleichem Preis wie bei OSL. Ferner können sie sich bis zum Ende des Jahres Zeit lassen, dieses oder ein anderes Lizenzmodell zu wählen. Und der Umstieg auf Windows XP ist von allen Vorgängerversionen möglich, also 2000, 98 und 95.
Einen Haken hat der Vertrag aber schon: Ausschließlich zertifizierte Datev-Systempartner dürfen dieses Angebot wahrnehmen und an ihre Kunden weitergeben. Alle anderen Microsoft-Händler gehen leer aus, so unter anderem Frank Rudolph aus Ratzeburg: "Damit ist meine gesamte Geschäftsgrundlage zerstört. Keiner meiner Kunden, und das sind etwa 15 Rechtsanwälte und Steuerberater, wird noch von mir eine Windows-Lizenz erwerben."
Dabei zeigt Rudolph sogar Verständnis für diese Haltung: "Mit den Datev-Konditionen spart sich der Kunde ein ganzes Jahr Lizenzgebühren." Nun muss sich der norddeutsche Microsoft-Partner neue Geschäftsfelder erschließen. Einen Trumpf hat er immerhin schon im Ärmel: Rudolph hat eine Access-basierende Mandanten-Anwendung entwickelt, die unter anderem zum Abbuchen von Lastschriften dient. Damit konkurriert der Händler eigenen Aussagen zufolge mit diversen Softwarepaketen von Datev. "Während ein vergleichbares Datev-Produkt etwa 2.500 Euro kostet, biete ich meine Access-Anwendung für weniger als 500 Euro an", so Rudolph gegenüber ComputerPartner.
Das Kapitel Microsoft-Lizenz-Verkäufe hat der Händler hingegen abgeschlossen. Er habe nicht vor, allein deswegen ein Datev-Systempartner zu werden. "Alle meine Kunden werden bereits von zertifizierten Datev-Partnern betreut, und in unserer strukturschwachen Region (Holstein und Mecklenburg, Anm. d. Red.) gibt es genügend von ihnen." Ferner wären die Eintrittshürden für die kleine Firma von Frank Rudolph zu hoch: Zwei Techniker und einen Vertriebsmitarbeiter nur für die Betreuung der Datev-Kunden abzustellen, ist einfach nicht realisierbar. Wer Systempartner der Genossenschaft werden möchte, muss außerdem zweijährige Erfahrung mit Datev-Programmen nachweisen, Referenzkunden nennen und eine viertägige Schulung durchlaufen.
Zwar sind die Basislehrgänge kos-tenlos, trotzdem müsste ein Nicht-mitglied wie Rudolph eigenen Aussagen zufolge etwa 2.500 bis 5.000 Euro für die Mitgliedschaft investieren. Dazu ist er nicht bereit, hat er doch schon einiges an Zeit und Geld in diverse Windows-Lizenz-Schulungen gesteckt. Rudolphs Anfrage bei Microsoft Deutschland, wie nun weiter zu verfahren sei, führte auch zu keinem Ergebnis: "Sie haben mir einen Laser-Pointer geschenkt."
www.datev.de
ComputerPartner-Meinung:
In zähen Verhandlung konnte sich die Datev eG gegenüber Microsoft zumindest in einigen Punkten durchsetzen. Eine um ein Jahr verlängerte Laufzeit des Lizenzvertrages bei gleich bleibenden Kosten lässt sich durchaus sehen. Nur schade, dass die Untergrenze von fünf PCs nicht gefallen ist. (rw)