Die jüngsten Zahlen zeigen: E-Commerce-Giganten wie Amazon schwächeln in ihrem Kerngeschäft. Für kleinere Händler und die für den Betrieb ihrer Online-Handelsplattformen verantwortlichen Technik-Teams eröffnet das die Chance, für immer verloren geglaubte Marktanteile zurückzuerobern. Dazu müssen die E-Commerce-Plattformen über Funktionen verfügen, die ein hohes Maß an Personalisierung ermöglichen – denn die sich ständig wandelnden Konsumgewohnheiten und die Konkurrenz machen es notwendig, Angebote für die Kunden maßzuschneidern. Die Antwort auf all diese Anforderungen liegt im Composable Commerce.
Composable Commerce weckt neue Potenziale
Der Begriff "Composable Commerce" wurde erstmals 2020 von Gartner geprägt. Einfach ausgedrückt, geht es bei Composable Commerce darum, Unternehmen die Freiheit zu geben, Anbieter auszuwählen, die die für ihre spezifischen Geschäftsanforderungen erforderlichen Commerce-Lösungen und -Services – etwa im Bereich Embedded Finance – anbieten. So können jederzeit die besten Lösungen (neu) ausgewählt werden, um einen hochgradig anpassungsfähigen Technologie-Stack zusammenzustellen.
Viele Einzelhändler stecken noch immer in monolithischen ERP-Umgebungen fest, die unflexibel und für den modernen Handel ungeeignet sind. Zwar hat sich das Tempo der digitalen Transformation durch die Pandemie stark erhöht, aber einige Unternehmen sehen noch immer wenig Handlungsbedarf. Das muss sich ändern, denn die Konsumgewohnheiten ändern sich stetig: Die Customer Experience muss reibungslos sein - vom Shop-Erlebnis, über die Verfügbarkeit der Ware und Bezahlung, bis hin zur Lieferung.
Der Unterschied zwischen Composable Commerce und Legacy-Systeme ähnelt dem zwischen Lego und einem Spielzeugauto. Mit Letzterem kann man so spielen, wie es geliefert wird. Aber mit Lego-Bauteilen kann man sein eigenes Spielzeug bauen. Man muss nur verstehen lernen, wie die Teile kombiniert werden können. Dabei gilt es zu beachten:
Händler sollten ihr altes Commerce-System nicht einfach nachbauen. Stattdessen hilft es, das neue Composable-System von den Kunden her zu denken und mindestens drei starke Customer Journeys zu definieren, an denen sich der Relaunch ausrichtet. So updatet man die komplette Shop-Logik und nicht nur die Technologie.
Wer mit Composable Commerce erfolgreich sein will, sollte sich zu Beginn einmal entscheiden, welche Module wirklich einen Unterschied ausmachen. Sind es die individuellen Workflows, der Content oder die Produktdaten? Entsprechend sollten dann die Entscheidungen für das initiale Setup getroffen werden.
Die Umstellung auf ein grundlegend neues Commerce-System muss im Team gut vorbereitet sein. Die Organisation sollte darauf eingestellt werden, dass das Projekt nicht in einem großen Wasserfallmodus abgeschlossen wird, sondern in kleinen, pragmatischen Schritten permanent verbessert wird.
Die E-Commerce-Zukunft ist composable
Um mit Amazon und anderen E-Commerce-Größen konkurrieren zu können, müssen Unternehmen extrem personalisierte Angebote machen. Dazu gehören die Einführung neuer Funktionen, die Interaktion mit den Kunden über das von ihnen bevorzugte Medium und die Herausgabe maßgeschneiderter Preise oder Angebote, die nur für diesen einen Kunden gelten. Dies ist mit einem alten, nicht-modularen Commerce-System "von der Stange" oft nicht möglich. Der Vorteil von individuell zusammensetzbaren Shop- oder Marktplatz-Systemen liegt darin, dass die diversen Anwendungen entlang der Customer Journey nahtlos integriert werden können. Dazu sollten sie auf offenen Standards basieren.
Da die Kunden immer mehr Funktionen auf Handelsplattformen oder über verschiedene Berührungspunkte hinweg fordern, müssen Unternehmen flexibel auf das sich ständig verändernde Geschäftsumfeld reagieren können. In der heutigen Welt ist dieses Best-of-Breed-Prinzip weitaus relevanter und attraktiver als Standardpakete, die Unternehmen zur Verwendung redundanter oder veralteter Technologie zwingen. Composable Commerce schafft den Raum für diese Flexibilität, den eine Standardlösung nicht bieten kann. (fm)