Es sieht eher danach aus, dass T-Systems gefordert ist, seinem Mutterkonzern Deutsche Telekom billige Arbeitskräfte zu bieten. Allerdings verfügt T-Systems in der Sparte Systemintegration über einen großen Stamm an deutschen Beschäftigten, der erst 2006 durch die Akquisition von Gedas aufgestockt wurde. Zwar behauptet T-Systems, dass es keinen zusätzlichen Personalabbau geben soll, das steht aber zu bezweifeln, denn die Deutsche Telekom wird nur durch solche Maßnahmen tatsächlich Kosten einsparen können, auch wenn man natürlich sinkende IT-Kosten anführen könnte – doch das wäre ein wenig arg spitzfindig.
In der Vergangenheit haben wir immer wieder darauf hingewiesen, wie wichtig es ist, dass Dienstleister ihre unterschiedlichen Aktivitäten 'zusammenbringen'; für T-Systems war das schon immer ein größeres Problem. Das SI-Geschäft ist nicht mit dem Infrastrukturgeschäft integriert worden, und durch die Allianz wird das bestimmt nicht besser.
Was sind nun die Aussichten für T-Systems?
Für eine Firma wie T-Systems sehe ich zwei Möglichkeiten: Zum einen die Konzentration auf netzwerkfähige Dienstleistungen, was für die IT-Tochter eines Telekommunikationsanbieters am besten geeignet ist und wie es von BT bereits erfolgreich praktiziert wird (wenn auch derzeit mit relativ geringen Gewinnspannen); Zum anderen die Konzentration auf den Applikationsbereich und damit ein Schritt die Wertschöpfungsleiter hinauf. Diese Partnerschaft scheint auf letzteres abzuzielen, obwohl die Verlautbarungen von T-Systems eher denen von BT ähneln.
T-Systems wird als Technik lastiger Infrastruktur-Dienstleister wahrgenommen, der im Bereich Business Consulting nur wenig zu bieten hat. Angesichts des verstärkten Fokus europäischer Anwenderunternehmen auf dem IT-Business Alignment kann sich T-Systems so nicht besonders gut positionieren – und auch die Allianz mit Cognizant ändert daran nichts. Auch günstige Preise machen das nicht wett.
Zum Glück für T-Systems ist der deutsche Markt im IT-Umfeld stärker kosten- und technologieorientiert als die restlichen europäischen Länder, so dass hier vielleicht Expansionsmöglichkeiten gegeben sind.
Die Partnerschaft könnte T-Systems in den bereits etablierten Hochburgen von Nutzen sein, vorausgesetzt sie funktioniert. Neue Kunden als Basis für die weitere Expansion gewinnt T-Systems dadurch nicht – im Gegensatz zu Cognizant. Man denke an die Übernahme von Kanbay durch Capgemini, durch die Capgemini seine Position im Finanzdienstleistungssektor und in den USA erheblich stärken konnte.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Kundenverantwortung und damit die Kontrolle über die Kunden. Prozessberater von Cognizant sollen in Deutschland mit dem Vertrieb von T-Systems zusammenarbeiten. Ist das ein Trojanisches Pferd? Wie lange braucht Cognizant einen zwischengeschalteten 'Vermittler' im deutschen Markt?
Cognizant hat Zugang zum Kundenstamm von T-Systems; aber da das Unternehmen in Kontinentaleuropa als Marke nicht etabliert ist, der Name T-Systems dagegen zwar nur begrenzt, aber immerhin in gewissen Umfang bekannt ist, wird T-Systems sich als Türöffner bei Neukunden betätigen müssen – nicht unbedingt eine Stärke des Dienstleisters. Und abgesehen vom weltweiten Automobilmarkt trägt das für T-Systems nicht zum Wachstum außerhalb Europas bei – ein ziemliches Problem für das Unternehmen.
T-Systems springt sehr spät auf den Offshoring-Zug auf. Die Allianz ist ein "Offshore 1.0" Deal zu einem Zeitpunkt, wo führende Mitbewerber sich bereits dem Offshore 2.0 zuwenden. Nach unserer Meinung ist das zwar besser als gar nichts, aber deswegen noch lange nicht als gut zu bewerten. Der große Gewinner dürfte der Partner Cognizant sein, denn er sichert sich damit einen Vorsprung im kontinentaleuropäischen Markt. (rw)