Was heißt denn hier "Silver Surfer"?

24.04.2006

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Intel GmbH Geschäftsführung Herrn Hannes Schwaderer Dornacher Straße 3 85622 Feldkirchen

München, 24.04.2006

Was heißt denn hier "Silver Surfer"?

Sehr geehrter Herr Schwaderer,

dass Sie in Ihrer neuen Studie zur Computerausstattung der "Generation 50 +" diese Menschen als "Silver Surfer" bezeichnen (Artikel dazu auf Seite 21), wird für den einen oder anderen eine Provokation sein. Denken Sie nur an unseren Altbundeskanzler Gerhard Schröder, der bekanntlich sehr viel Wert auf die Tatsache legt, dass seine Haare naturschwarz und nicht mal ansatzweise gefärbt sind.

"Häuptling Silberlocke" - so nannten wir, als ich noch jung war, Leute im Pensionsalter, die abends am Lagerfeuer saßen und ihren Enkeln Geschichten aus ihrer Jugend erzählten, als sie sich mit Winnetou noch auf dem Kriegspfad befanden. Irgendwie paradox: Auf der einen Seite werden die Menschen immer älter, auf der anderen Seite werden die Menschen, die man als alt bezeichnet, immer jünger. Nach der neuen Intel-Studie ist man also schon mit 50 alt. Vielen Dank, ich habe noch genau drei Jahre.

Aber zur Studie selbst: Ich finde sie gar nicht so spannend. Irgendwelche neuen Erkenntnisse? Irgendetwas, wo man sagt "Ach was, das ist ja interessant!"? Habe ich nicht gefunden. Sie, sehr geehrter Herr Schwaderer, waren davon "überrascht, wie technikbegeistert diese Generation ist". Hm, geben die Studienergebnisse diese Interpretation wirklich her? Ich glaube nicht. Die Umfrageteilnehmer nutzen PCs und Internet ja nicht, weil sie die Technik so faszinierend finden, sondern wegen der vielen tollen Sachen, die sie damit machen können. Das sind zwei völlig verschiedene Dinge. Oder glauben Sie, dass jeder, der mit einem Ferrari durch die Gegend brettert, sich deshalb auch für die Technik unter der Motorhaube interessiert?

Ich vermute, dass dieses Denken - Nutzung von Technik = Begeisterung für die Technik - noch ein Relikt aus alter Computerzeit ist. Gerade Intel ist ja so eine "klassische" Ingenieursfirma, in der 98 Prozent der Beschäftigten Technik-Freaks sind. Aber die Mehrzahl der Bevölkerung tickt anders. Gott sei Dank hat sich das in der IT-Branche allmählich herumgesprochen, sogar beim Verkaufspersonal (Ausnahmen bestätigen die Regel).

Genauso wie Techniknutzung und Technikbegeisterung zwei völlig verschiedene Paar Schuhe sind, hat Technikbegeisterung auch wenig mit dem Alter zu tun. Ich kenne sehr viele Menschen unter 50 - meine beiden Kinder zum Beispiel -, die sich nicht die Bohne für Technik interessieren. Und wenn einige der heute über 50-Jährigen sich nicht für Technik interessieren würden, dann gäbe es viele Erfindungen, Entwicklungen und Produkte heute gar nicht. Oder sind Sie der Ansicht, dass Technikbegeisterung mit dem 50. Geburtstag schlagartig aufhört?

Eine Aussage von Ihnen aber kann ich absolut unterschreiben: "Es ist an der Zeit", sagen Sie, "dass sich die Unternehmen stärker mit dieser Zielgruppe auseinander setzen." Ja, sehe ich genauso. Ich denke, dass sich gerade der IT-Fachhandel viel stärker als bisher mit den reiferen Jahrgängen befassen sollte. Denn wie aus Ihrer Studie hervorgeht, stehen gute Beratung und kompetenter Service vor und nach dem PC-Kauf bei diesen Menschen ganz oben. Wenn die dann auch noch bereit sind, für diesen Service zu bezahlen...

Mit freundlichen Grüßen

Damian Sicking

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