Dr. Rudolf Aunkofer, Direktor am Institut für Information & Supply Chain Management (iSCM) der Hochschule für angewandtes Management in Ismaning und regelmäßiger Gastautor bei ChannelPartner, holt in seinem aktuellen Beitrag ganz weit aus: "Seit den Marktplätzen der Antike, über das Mittelalter hinweg und bis in unsere heutige Zeit besteht Retail aus einem sehr einfachen Konzept: Kunden zeitgemäß anzusprechen." Das gilt natürlich auch für den IT-Fachhandel. Aunkofers Fazit nach lesenswerten Überlegungen und Analysen des Kundenverhaltens: "Zeitgemäße Kundenansprache bedeutet heute "Online First, kombiniert mit einer pragmatisch-effizienten, transparenten wie bequemen und sortimentsübergreifenden Shopping-Experience".
Shopping-Experience im Fachhandel - so könnte sie aussehen
Doch wie soll sie aussehen, diese "Shopping-Experience"? Einen Vorschlag macht Thomas Nyga, CEO des Softwareherstellers Beny Repricing: Digitalisierung am PoS. Einen weiteren Aspekt erläutert Florian Lüft von Envision Digital Deutschland. Er schlägt Ladeinfrastruktur für E-Autos auf Kundenparkplätzen vor, so wie das zum Beispiel Euronics schon seit 2019 anbietet. Apropos Euronics: Die Verbundgruppe gab auf der traditionellen Summer Convention in Mallorca den offiziellen Startschuss für die Kundenbindungs-App. Sie wird von zusätzlichen Digitalisierungsschritten flankiert, deren Umsetzung ein neu eingerichteter Digitalbeirat begleitet.
Unterstützung von ganz unerwarteter Seite bekam der stationäre Fachhandel diese Woche durch Ergebnisse einer Umfrage von Manhattan Associates. Das auf Supply Chain- und Omnichannel-Lösungen spezialisierte Unternehmen hat in einer repräsentativen Befragung herausgefunden, dass knapp die Hälfte der Verbraucher in Deutschland glaubt, dass Einkaufen im Laden vor Ort grundsätzlich nachhaltiger ist, als Waren online zu kaufen.
Fast ebenso vielen (41 Prozent) ist zudem die Möglichkeit wichtig, dass sie Produkte reparieren lassen können, anstatt sie ersetzen zu müssen. Details zum Reparaturvorgang wurden leider nicht abgefragt. Man kann sich aber leicht vorstellen, dass Einschicken und sechs Wochen auf das Ergebnis warten, nicht die ideale Lösung ist. Am liebsten würde man wahrscheinlich während der Reparatur einen Kaffee trinken (Auto lädt ja gerade auf dem Parkplatz …), sich im Laden umschauen und etwas Neues ausprobieren, oder kurz etwas anderes in der Nähe erledigen.
Damit haben Reparaturservices durchaus Potenzial für den stationären Handel. Ob man sich deshalb auf Produkte spezialisieren sollte, die regelmäßig kaputt gehen? Das ist eine Gratwanderung. Bei der Entscheidung helfen kann eine diese Woche veröffentlichte Statistik des Onlinehändlers Galaxus darüber, bei welchen Produkten am häufigsten Garantiefälle auftreten. Einfach mal reinschauen. PCs und Workstations liegen da übrigens auf Rang vier, Notebooks rangieren - für mich überraschend -, deutlich weiter unten. Dass auch Reparaturservices ihre Tücken haben, zeigte sich zuletzt an älteren Lenovo-Workstations. Da sorgte ein BIOS-Update für Ärger - und die lange Reaktionzeit des Herstellers. Inzwischen (15.6.) hat sich aber etwas getan. Mehr dazu im Beitrag "BIOS-Update zerstört Lenovo-Workstations"
Prozesse gestalten, statt Software zu programmieren
Die Digitalisierung erfasst aber nicht nur den Handel. Auch beim eigentlich per se schon digitalen Thema Software tut sich einiges. Das Thema "Low Code" wird von manchen Anbietern schon gar nicht mehr gerne so bezeichnet, weil der Begriff nahelegt, dass das nichts besonders sein kann. Es setzt sich aber immer mehr durch, denn "echtes" Programmieren ist langwierig, aufwändig und komplex - und damit für eine Zeit, in der schnell und flexibel reagiert werden soll, oft der falsche Weg.
Wie Partner vom Low-Code-Trend profitieren können, erklärt Marcus Nagel, Co-CEO beim deutschen Anbieter JobRouter, im Gespräch mit ChannelPartner Chefredakteur Ronald Wiltscheck. Sie sehen, bei uns ist das Thema schon Chefsache - warum es das auch bei Ihnen sein sollte, erfahren Sie im Interview mit JobRouter-CEO Marcus Nagel.
"Langwierig, aufwändig und komplex" damit sind wir auch schon beim nächsten Thema: SAP. Aber sitzen wir da vielleicht einem alten Vorurteil auf? Sieht fast so aus. Christian Tauchmann, Software Consultant bei Theobald Software, jedenfalls zeigt anhand von vier Beispielen, wie sich mit der Microsoft Power Platform auch in SAP-Umgebungen Use Cases bei Robotic Process Automation (RPA), Business Process Integration (BPI) und Data Management schnell umsetzen lassen. Mehr dazu erfahren Sie im Beitrag "Prozesse ohne Programmieraufwand automatisieren".
Low-Performer der Digitalisierung
Den Artikel hätte die Verwaltung in Deutschland vielleicht schon vor fünf Jahren lesen sollen. Denn damals ging es los, mit der großen Digitalisierungsinitiative durch das Onlinezugangsgesetz. Wie wir alle seit Ende 2022 wissen, verfehlte die ihre Ziele krachend. Der Bitkom sprach sogar vom "Digitalisierungs-Fail". Einer der Gründe: Der Fokus der behördlichen Low-Performer lag zu sehr darauf, Papierdokumente durch digitale Dokumente zu ersetzen. PDF statt DINA4 - und das dann womöglich noch auszudrucken und nach Unterschrift wieder einzuscannen, kann jedoch nicht die Lösung sein.
Lasst Papier da weiterexistieren, wo es Vorteile hat - und konzentriert Euch darauf, die Prozesse hinter den Dokumenten digital zu optimieren. "Kampf dem ineffizienten Prozess, statt Kampf dem Papierstapel", so meine Empfehlung im Kommentar "Digitalisierung geht auch mit Papier" - mit einem Aufruf, uns auf besonders gute und oder besonders schlechte Beispiele aufmerksam zu machen.
IT-Security - immer eine Meldung wert
Ganz wichtig bei allem, was digital ist: die Sicherheit. Der Markt hat das verstanden. Das Segment IT-Security ist so dynamisch und vielfältig wie kein anderes in der IT-Branche und deshalb gibt es hier wöchentlich Neuzugänge im Markt, neue Aufgaben für alte Bekannte und neue Kooperationen zur besseren Channel-Ansprache.
Diese Woche erfuhren wir unter anderem:
von der Kooperation des französischen Security-Anbieters (XDR-Plattform mit EDR-Modul und Erweiterungsoptionen via APIs) Tehtris mit dem VAD ProSoft,
dass Vipre Security die DACH-Region über den Channel ansprechen will und dazu Jörn Koch als Channel Development Manager verpflichtet hat,
dass der in Deutschland gegründete Anbieter Drivelock (Schutz von Endpoints, Datenverschlüsselung und IAM) Ralf Stadler als Regional Vice President Channel und Alliances verpflichtet hat
dass WatchGuard und Ionos ihre Kooperation ausbauen, dabei mit virtuellen Firewalls anfangen und Partner mitnehmen wollen
dass Sysob durch den Distributionsvertrag mit Forescout dessen Produkte für IT- und OT-Netzwerksicherheit in Deutschland, Österreich und der Schweiz anbieten kann.
Mit Sicherheit wird es auch nächste Woche wieder einige Neuheiten im Security-Bereich geben. Das steht jetzt schon fest. Dafür sorgen werden unter anderem Prianto mit seinem Security-Stammtisch in München (20. Juni - Last-Minute-Anmeldungen hier möglich), Westcon-Comstor mit seiner Partnerkonferenz am selben Tag in Paderborn (Zugfahrt schon gebucht, beten Sie bitte für pünktliche Ankunft der ICEs 538 und 2152 - danke!) und später in der Woche dann beim Sysob-Gipfeltreffen (beten Sie für gutes, aber nicht zu heißes Wetter im Postleitzahlengebiet 93485 - danke!)
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