Mehr Power durch In-Memory-Computing und Cloud-Technologien

Was der Mittelstand vom Fussball lernen kann



Jochen Wießler verfügt über langjährige Management-Erfahrung im direkten und indirekten Vertrieb von Softwarelösungen sowie im Bereich Technologie- und Produkt-Marketing.

Aktuell ist er Regional President DACH & Eastern Europe bei Unit4. Wießler war schon von 2017 bis 2020 bei Unit4 als Global Head of Professional Services Industries und Managing Director DACH für den deutschsprachigen Raum zuständig. Nach einem Wechsel zu Oracle als Vice President ERP, SCM und EPM kehrte er 2021 zu Unit4 zurück, um die Erfolgsgeschichte fortzusetzen und den Mehrwert für die Kunden in der Region weiter zu steigern. Seine vorherigen Stationen im ERP-Segment waren ab 2007 bei Microsoft Deutschland im Bereich Dynamics ERP and Dynamics CRM und ab 2012 bei SAP Deutschland als Head of General Business (Midmarket & Partner) für Small & Medium Enterprises (SME) und das Partner Ecossystem.
Kleine und mittelständische Unternehmen können sich von Profi-Fußballern durchaus den einen oder anderen Kniff abschauen. Natürlich nicht, wenn es um Bananenflanken oder eine 4-2-3-1-Aufstellung geht. Vielmehr machen Bundesliga-Vereine vor, wie eine erfolgreiche Digitalisierungsstrategie in der Praxis funktionieren kann.

Die Zeiten, in denen Profi-Fußballvereine nach dem Vorbild des örtlichen Vogelzüchtervereins gemanagt wurden, sind längst passé. Das gilt für die Verwaltung der Finanzen, das Merchandising und die Betreuung der Mitglieder ebenso, wie für Fans und Sponsoren. Sportvereine, die über eine Profi-Sparte verfügen, lassen sich in finanzieller und organisatorischer Hinsicht durchaus mit einem mittelständischen Unternehmen vergleichen. Das unterstreichen Beispiele aus der ersten und zweiten Bundesliga: So erzielte der 1. FC Nürnberg, der gegenwärtig in der 2. Bundesliga spielt, im Jahr 2015 einen Umsatz von 47,2 Millionen Euro. In der ersten Liga war der FC Bayern mit rund 524 Millionen Euro der umsatzstärkste Verein, vor der börsennotierten Borussia Dortmund GmbH & Co. Kommanditgesellschaft auf Aktien (276 Millionen Euro) und dem Fußballclub Gelsenkirchen Schalke 04 e.V. (264 Millionen Euro).

Nicht nur die Verkaufserlöse der Karten sondern auch Fanshops sind eine wichtige Einnahmequelle großer Fußballvereine.
Nicht nur die Verkaufserlöse der Karten sondern auch Fanshops sind eine wichtige Einnahmequelle großer Fußballvereine.

Doch auch Taktik und Training sowie das Scouting von Spielern haben sich drastisch gewandelt. Mit einem zünftigen "Geht's raus und spielt's Fußball", das Ex-Nationaltrainer Franz Beckenbauer bei der Fußball-Weltmeisterschaft 1990 seinen Spielern mit auf den Weg gab, ist es heute nicht mehr getan. Vielmehr gehören IT-gestützte Spiel- und Taktikanalysen sowie Gesundheits- und Fitness-Checks zum Standard-Repertoire jedes Profivereins.

Selbst gebautes Vereins-Backend - reicht das?

Eine handgestrickte Vereinssoftware, ein paar PCs, ein Server mit Internetanbindung und vielleicht noch ein Online-Shop von der Stange reichen heute nicht mehr aus. Ebenso wie mittelständische Unternehmen in Handel, Industrie und dem Dienstleistungsgewerbe sehen sich auch Profi-Sportvereine mit dem digitalen Wandel konfrontiert - und mit immer anspruchsvolleren "Kunden".

Denn die erwarten von "ihrem" Fußballverein nicht nur auf dem Platz Topleistungen, sondern auch in anderen Bereichen. Was das heißt, zeigt ein Beispiel anhand des Online-Fanshops des FC Bayern München, mittlerweile eine höchst einträgliche Umsatzquelle für den Verein.
Speziell im Vorweihnachtsgeschäft geriet das System an seine Leistungsgrenzen und kam bei der Verarbeitung der Anfragen nicht mehr hinterher. Daran kritisch: Fußball-Fans, die online ein Trikot ihres Lieblings-Spielers erwerben wollen, nehmen nur äußerst ungern Wartzeiten in Kauf. Durch die Gewöhnung an blitzschnelle Datenverarbeitungszeiten von alltäglichen Onlinediensten wie Google sind die Nutzer beim Shopping nicht sonderlich geduldig.

Nachfragespitzen wie beim FC Bayern München in der Vorweihnachtszeit lassen sich abfedern, wenn eine Cloud-Lösung zum Einsatz kommt. Nach Angaben von Michael Fichtner, dem Chief Information Officer des FC Bayern München, brachte der Umstieg in die "Datenwolke" eine Performance-Verbesserung von bis zu 80 Prozent. In der Praxis bedeutet dies: mehr Umsatz, zufriedene Kunden und eine Flexibilisierung der IT-Kosten. Denn wenn Lastspitzen auftreten, werden weitere Datenbank-Ressourcen und Applikationen ganz einfach hinzu gebucht. Ist der große "Run" vorüber, lassen sich die Kapazitäten wieder reduzieren. Eine solche Vorgehensweise ist der Garant dafür, dass die IT-Abteilung eines Fußballvereins - oder eines anderen mittelständischen Unternehmens - gleichsam schlank aber stets dynamisch bleibt, so wie das auch bei den Spielern der Fall sein sollte.

Sportvereine werden Versandhändler und Social-Media-Experten

Alle Sportvereine im Profigeschäft sehen sich mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert. Im Merchandising-Bereich agieren sie wie ein (Online-)Versandhändler. Kataloge und Marketing-Materialien müssen erstellt werden; es gilt die Zusammenarbeit mit Lieferanten, Logistikfirmen, Partnern und Ladengeschäften zu koordinieren. Hinzu kommt eine Fülle weiterer Aufgaben, die ohne passgenaue Lösungen für das Enterprise Resource Planning (ERP), Customer Relationship Management (CRM) sowie eine flexible, leistungsfähige IT-Umgebung nicht zu bewältigen sind.

Die Palette reicht vom Verkauf von Tickets und der Koordination der Social-Media-Aktivitäten bis hin zur Verwaltung der Daten von Mitgliedern und Fanclubs. Der FC Bayern München beispielsweise zählte Ende 2015 rund 270.000 Mitglieder. Schalke 04 (140.000 Mitglieder) und Borussia Dortmund (130.000) rangierten in Deutschland auf den Plätzen zwei und drei. Es gilt somit eine Fülle von Informationen aus einer Vielzahl von Quellen und in unterschiedlichen Formaten zu erfassen, zu konsolidieren und auszuwerten.

Doch es zahlt sich aus, Daten über Geschäftstransaktionen, Social-Media-Aktivitäten, Nutzer und Kunden auf einer zentralen, cloudbasierten Plattform zusammenzufassen und auszuwerten. Für mittelständische Unternehmen respektive Profi-Vereine wie Manchester City, Real Madrid und eben den FC Bayern sind solche Informationsbestände die Grundlage für das Geschäft der Zukunft. Die Rückmeldungen von Fans und Kunden auf Facebook, Twitter, YouTube und anderen Social-Media-Plattformen erlauben beispielsweise Rückschlüsse darauf, welche Services und Produkte in besonderem Maße gefragt sind und in welchen Bereichen sich möglicherweise neue Absatzchancen ergeben.

Neue Märkte erschließen

Diese Analyse ist von zentraler Bedeutung. Denn was das Erschließen neuer Märkte betrifft, sehen sich mittelständische Unternehmen aus Deutschland mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert wie Profi-Sportvereine: Sie müssen sich in einem immer härteren internationalen Wettbewerb behaupten und in der Lage sein, schnell auf Änderungen am Markt zu reagieren - national wie international.

Dass sich Fußball-Clubs wie Dortmund, Schalke und Bayern in einem Haifisch-Becken bewegen, zeigt ein Blick in den Football Money League-Report des Beratungshauses Deloitte. Demnach schaffte es im Jahr 2015 mit dem FC Bayern München (Platz 5) nur ein einziger Fußballverein aus Deutschland unter die Top 10 der umsatzstärksten Clubs der Welt. Dafür waren dort gleich fünf englische Vereine vertreten. Die ersten beiden Plätze belegten Real Madrid und der FC Barcelona, mit jeweils deutlich über einer halben Milliarde Euro Umsatz.

Während die Clubs in England und Spanien von deutlich höheren TV-Einnahmen profitieren, müssen Vereine aus Deutschland neue Einnahmequellen erschließen. Eine Option besteht beispielsweise darin, sich mit Unterstützung von Big-Data-Analysen und Online-Vermarktungsstrategien ein Standbein in Ländern wie China aufzubauen.

Konkreter Nutzen für KMU

Dass kleine und mittelständische Unternehmen durchaus von dieser digitalen Transformation profitieren können, belegt eine Studie des Marktforschungsunternehmens IDC. Im Rahmen der Erhebung wurden mehr als 3.200 Unternehmen in elf Ländern befragt, darunter in den USA, Großbritannien, Frankreich und Deutschland. Demnach weisen 38 Prozent der Unternehmen, die Technologien wie Cloud, Big Data und In-Memory-Technologien einsetzen, ein Umsatzwachstum von mehr als zehn Prozent aus. Bei weiteren 35 Prozent beträgt der Zuwachs bis zu neun Prozent. Dagegen erreichen nur 14 Prozent der Unternehmen, die auf solche Technologien und eine Digitalisierungsstrategie verzichten, ein Wachstum von mehr als zehn Prozent. Vielmehr steigt der Umsatz solcher Firmen entweder gar nicht oder nur in bescheidenem Maße.

Positiv ist, dass ein Großteil der KMU erkannt hat, welche zentrale Rolle die Digitalisierung von Geschäftsprozessen spielt. So befinden sich beispielsweise bereits 41 Prozent der Unternehmen mit 500 bis 999 Beschäftigten in einem fortgeschrittenen Stadium, was die Umsetzung einer Digitalisierungsstrategie betrifft. Dies schließt den Einsatz von Software aus der Cloud mit ein, ebenso die Nutzung von In-Memory-Technologien. Rund 13 Prozent haben diesen Prozess bereits in weiten Teilen abgeschlossen. Dies ist ein ermutigendes Zeichen und ein Beleg dafür, dass der Mittelstand seiner Rolle als Vorreiter in vielen Bereichen gerecht wird. Nicht nur im Fußball.

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