Nach Veröffentlichung der Umsatzzahlen

Was bedeuten die Amazon-Milliarden?

12.02.2013
Was sagen Online-Wettbewerber wie der Elektronikversender Cyberport zu den erstmals veröffentlichten Umsatzzahlen von Amazon für den deutschen Markt? Klar ist, dass Amazon mit seiner Meldung an die US-amerikanische Börsenaufsicht SEC für einen lauten Paukenschlag gesorgt hat: Mit rund 6,4 Milliarden Euro Umsatz in 2012 liegt der Onlinehändler bereits bei rund zwei Drittel des Umsatzvolumens, das Media-Saturn mit seinen 404 Retailmärkten auf dem deutschen Markt erzielt. Weltweit ordnet Amazon dem Sortimentsbereich „Electronics and other general merchandise“ einen Umsatzanteil von mehr als 63 Prozent zu. Natürlich handelt es sich dabei nicht ausschließlich um Elektronikartikel, doch wird ersichtlich, dass Amazon auch im Handel mit Weißer und Brauner Ware eine gewichtige Rolle spielt – und wie in der Einzelhandelsbranche generell, so auch im Elektronikbereich bisher gewaltig unterschätzt wurde.

Was sagen Online-Wettbewerber wie der Elektronikversender Cyberport zu den erstmals veröffentlichten Umsatzzahlen von Amazon für den deutschen Markt? Klar ist, dass Amazon mit seiner Meldung an die US-amerikanische Börsenaufsicht SEC für einen lauten Paukenschlag gesorgt hat: Mit rund 6,4 Milliarden Euro Umsatz in 2012 liegt der Onlinehändler bereits bei rund zwei Drittel des Umsatzvolumens, das Media-Saturn mit seinen 404 Retailmärkten auf dem deutschen Markt erzielt. Weltweit ordnet Amazon dem Sortimentsbereich „Electronics and other general merchandise“ einen Umsatzanteil von mehr als 63 Prozent zu. Natürlich handelt es sich dabei nicht ausschließlich um Elektronikartikel, doch wird ersichtlich, dass Amazon auch im Handel mit Weißer und Brauner Ware eine gewichtige Rolle spielt – und wie in der Einzelhandelsbranche generell, so auch im Elektronikbereich bisher gewaltig unterschätzt wurde.

Als Vertreter der traditionellen, stationär geprägten Handelswelt versuchte Media-Saturn-Chef Horst Norberg in seinem aktuellen Interview mit der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung, die Bedeutung der Amazon-Umsatzzahlen weiterhin herunterzuspielen: Da Amazon ja nicht nur Elektrogeräte verkaufe, bleibe Media-Saturn im Elektronikbereich weiterhin mit Abstand Marktführer – „auch inklusive des Online-Geschäfts“, so Norberg in dem Interview. Wettbewerber von Amazon im Onlinehandel mit Elektronikartikeln sprechen dagegen eine deutlich andere Sprache:

Cyberport-Chef Olaf Siegel schätzt Amazon im Elektronikbereich auf eine Umsatzgröße von knapp drei Milliarden Euro
Cyberport-Chef Olaf Siegel schätzt Amazon im Elektronikbereich auf eine Umsatzgröße von knapp drei Milliarden Euro
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„Der Umsatz von Amazon in Deutschland ist höher, als wir es gedacht haben“, räumt Cyberport-Geschäftsführer Olaf Siegel auf Nachfrage von ChannelPartner ein. „Amazons Umsatz nur im Elektroniksegment schätzen wir auf circa 2,8 Milliarden Euro in 2012, und dies ohne Amazon Marketplace. Damit ist Amazon nach Media-Saturn mit Abstand der zweitgrößte Elektronikhändler im deutschsprachigen Markt“, so Siegel. Der Cyberport-Chef geht davon aus, dass der verschärfte Wettbewerb zwischen den beiden Giganten im Elektronikhandel – Media Markt, Saturn und Redcoon auf der einen Seite sowie Amazon und die dort angebundenen Marketplace-Händler auf der anderen Seite – bereits in diesem und den kommenden Jahren zu großen Verwerfungen führen werde. „Gefordert ist insbesondere die Industrie, qualitative Vermarktungskonzepte am POS verstärkt zu unterstützen“, so der Chef des Onlinehändlers, der mittlerweile auch neun stationäre Filialen betreibt. Cyberport, das seinen Umsatz im vergangenen Jahr um ganze 48 Prozent auf 538,3 Millionen Euro steigerte, sieht sich dabei in einer komfortablen Position: „Wir sind überzeugt, dass wir ein überaus geeigneter Handelspartner für den Verkauf von hochwertigen Produkten und Connectivity-Lösungen sind“, so Siegel.

Ebenfalls beeindruckt von den Amazon-Umsatzzahlen zeigt sich Michael Gerke, COO des Aschaffenburger E-Commerce-Dienstleister 004, der unter anderem für den Betrieb der Onlineshops von T-Online und der Bild-Zeitung verantwortlich zeichnet. „Der Handel dürfte die 6,4 Milliarden Euro Umsatz von Amazon mit ziemlicher Schockstarre vernommen haben“, so Gerke gegenüber ChannelPartner. „Die meisten Auguren hatten einem Onliner derartige Volumen in Deutschland nicht zugetraut.“ Die Kernfrage für den ITK-Channel bleibe, wie viel sich davon auf diese Warengruppe beziehe. „Um die Diskussion mit einer weiteren ahnungslosen Mutmaßung zu bereichern, schätze ich im ITK/CE-Channel den Amazon-Umsatz inzwischen sicher auf 3,5 bis 4 Milliarden Euro“, so Gerke. Auf jeden Fall zeigten die Amazon-Umsatzzahlen, dass die „Media-Saturnisierung“ der großen Handelspartner mit einer extremen Zuspitzung und dem dazugehörigen Erpressungspotenzial an die Industrie weit vorangeschritten sei. Auch 004-Geschäftsführer Gerke sieht nun die Hersteller in der Verantwortung, aus den Amazon-Zahlen Konsequenzen zu ziehen: „Nur wenige Industriepartern versuchen, auch im Internet ein gewisses Maß an Heterogenität zu stützen“, so der erfahrene Onlinehändler.

Jemand, dem die hohen Amazon-Umsatzzahlen in Deutschland auf keinen Fall gefallen dürften, ist schließlich Redcoon-Chef Reiner Heckel. Amazon missbrauche seine Macht, um mit Umsätzen ohne Marge eine dominante Stellung zu erobern, erklärte Heckel bereits vergangenes Jahr im ChannelPartner-Interview. „Was hier passiert, ist besorgniserregend“, so Heckel, „denn der deutsche Markt darf nicht in die USA gehen. Da sehe ich eine große Gefahr.“ (mh)

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