Jeder kennt es: Sucht man nach einem bestimmten Produkt, führt der erste Weg in der Regel zu Amazon & Co. - und schon ist das nächste Marktplatzprodukt bestellt. So geht es in Deutschland vielen Menschen, die sich online über Produkte informieren wollen. Der wachsende Umsatz im E-Commerce ist zu einem großen Teil auch auf die stark wachsenden Marktplätze zurückzuführen. Nicht ohne Grund sind die drei umsatzstärksten Shops in Deutschland Marktplätze (Amazon, Otto.de und Zalando).
Bei dieser Entwicklung könnte man schnell glauben, dass Händler auf einen eigenen Onlineshop verzichten und vollkommen auf Amazon und Co. setzen können. Es gibt aber nach wie vor wichtige Gründe, warum ein Onlineshop für Händler noch immer ein sinnvoller Absatzkanal ist.
Schaffung einer Marke
Im allgemeinen Einkaufsverhalten hat sich eine gewisse Routine eingeschlichen. Aussagen wie "Ich schaue mal bei Amazon" oder "Habe ich bei Amazon bestellt", gehören fast schon zum täglichen Sprachgebrauch. Doch wie bei jedem Marktplatz, lebt auch Amazon von den Produkten, die Händler dort anbieten. Nur die wenigsten Kunden wissen tatsächlich, bei wem sie die Produkte eingekauft haben. Am Ende bleibt Amazon in den Köpfen.
Ein Onlineshop kann hier Abhilfe schaffen. Während bei Amazon die Vermittlung der eigenen Marke fast unmöglich ist, schränkt der eigene Onlineshop Händler bei der Abbildung der CI (Corporate Identity) und der Marke nicht ein. Kunden können voll in die Welt des Händlers eintauchen. Dadurch hat er die Möglichkeit, bei Käufern einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.
Stöbern statt suchen
Der Einzelhandel macht sich bereits seit Jahren berechtigterweise Sorgen, dass die Massen an Kunden in den Fußgängerzonen ausbleiben. Schuld daran ist sicherlich auch, dass der Mensch bequemer geworden ist. Oft locken Geschäfte ihre Kunden nur noch zum Stöbern und Entdecken in die Einkaufszentren und Fußgängerzonen. Der Grund dafür ist simpel - die Optik macht's. In der Regel steckt viel Arbeit und Grips hinter der richtigen Einrichtung des Ladengeschäfts, das den Kunden im besten Fall das ganze Sortiment entdecken lässt.
Onlineshops wirken hingegen oftmals lieblos und austauschbar. Es gelingt ihnen nicht, das Markenerlebnis aus dem Geschäft in den Onlineshop zu übertragen. Hier sollten die Händler nachlegen, denn dies ist eine Schwäche der Marktplätze. Während diese doch eher auf suchorientiertes Kaufen ausgerichtet sind, kann der eigene Onlineshop Kunden zum Entdecken der Ware anregen - wenn man sich genug Mühe gibt.
Ein Onlineshop verlangt eine Menge Pflege. Banner, wechselnde Angebote, stimmige Videos - dies alles sind Möglichkeiten, Kunden emotional zu binden und zum Wiederkehren zu bewegen. Onlinehändler müssen an dieser Stelle nur nachvollziehen, dass der eigene Shop die gleiche Pflege wie ein stationäres Geschäft benötigt.
Erklärungen liefern
Eines haben die meisten Marktplätze dieser Welt gemeinsam. Sie sind überladen mit Produkten - Erklärungen und weitere Infos zu den Produkten bleiben häufig auf der Strecke. Es gibt jedoch Produkte, bei denen ein eigener Onlineshop nicht nur Verkaufsplattform ist, sondern der virtuelle Laden auch als Berater fungiert. Ist sich ein Kunde bei einem Produkt nicht sicher, will er eine tiefergehende Beratung oder wenigstens eine umfangreiche Beschreibung mit ergänzenden Videos.
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Auch hier kann der Onlineshop die Lösung sein. Eigene Shopseiten für Produkte, die lediglich mit Content gefüllt sind, der dem Endkunden als Erklärung oder Impression dient, sind im eigenen Store möglich. Dank künstlicher Intelligenz gehören auch automatisierte Chatbots nicht mehr der Vergangenheit an. Will man den Kunden an die Hand nehmen, ist der eigene Shop doch deutlich persönlicher als ein Marktplatz.
Produktplatzierung selbst bestimmen
229 Millionen Produkte waren laut Angaben von Amazon im Jahr 2016 auf dem Marktplatz verfügbar. Natürlich wird ein Händler mit seinem Angebot nicht gegen alle diese Produkte konkurrieren müssen. Dennoch wird er nur in den seltensten Fällen entscheiden können, wo und an welcher Position seine Produkte angeboten werden.
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Zudem besteht die Möglichkeit, dass Händler auf ein und demselben Marktplatz gegenseitig zueinander in Konkurrenz treten. Zwar verspricht ein eigener Onlineshop nicht, dass ein Kunde dort die besten Preise erhält, doch kann der Onlineshop durch gezieltes Suchmaschinenmarketing bei potenziellen Kunden in den Fokus gerückt werden. Im Shop bestimmt dann schließlich der Händler, welche Produkte wie platziert werden und auf welche Produkte der Fokus gelegt wird.
Marge nicht unerheblich
Ein wichtiger Punkt ist auch die Marge. Selbstverständlich können die Absatzzahlen durch eine Anbindung an Marktplätze steigen und so auch der Umsatz. Dennoch sollte ein Onlinehändler nie vergessen, dass er dafür auch einen Teil seiner Einnahmen an den Marktplatzbetreiber zahlt.
- Top 10 Online-Shops in Deutschland
EHI und Statista haben die umsatzstärksten deutschen Online-Händler ermittelt. Hier finden Sie die Online-Shops, die 2015 die höchsten Umsätze erzielten. - Top 10 Online-Shops in Deutschland
Platz 10 in Deutschland: Apple Umsatzzahlen: 396,9 Mio. Euro - Top 10 Online-Shops in Deutschland
Platz 9 in Deutschland: Alternate Umsatzzahlen: 376,7 Mio. Euro - Top 10 Online-Shops in Deutschland
Platz 8 in Deutschland: Conrad Umsatzzahlen: 433,2 Mio. Euro - Top 10 Online-Shops in Deutschland
Platz 7 in Deutschland: Tchibo Umsatzzahlen: 450 Mio. Euro - Top 10 Online-Shops in Deutschland
Platz 6 in Deutschland: Bonprix Umsatzzahlen: 484,7 Mio. Euro - Top 10 Online-Shops in Deutschland
Platz 5 in Deutschland: Cyberport Umsatzzahlen: 491,3 Mio. Euro - Top 10 Online-Shops in Deutschland
Platz 4 in Deutschland: Notebooksbilliger Umsatzzahlen: 610,9 Mio. Euro - Top 10 Online-Shops in Deutschland
Platz 3 in Deutschland: Zalando Umsatzzahlen: 1.081,8 Mio. Euro - Top 10 Online-Shops in Deutschland
Platz 2 in Deutschland: Otto Umsatzzahlen: 2.300 Mio. Euro - Top 10 Online-Shops in Deutschland
Platz 1 in Deutschland: Amazon Umsatzzahlen: 7.790,6 Mio. Euro
Je nach Fertigungskosten kann so der Gewinn deutlich geringer ausfallen, als es über den eigenen Shop der Fall wäre. Eventuell ist es für einen Händler sogar besser, er investiert sein Budget eher in Marketing-Maßnahmen für den eigenen Shop, als einen Teil des Gewinns an Marktplätze abzutreten. Eine weitere Idee wäre, ein eigenes Affiliate-Programm aufzubauen und so über die Marge am Ende selber zu entscheiden.
Fazit
Ein Marktplatz ist eine Möglichkeit für jeden Händler, den Ab- & Umsatz zu steigern. Dennoch bietet der eigene Onlineshop unschätzbare Vorteile. Kundenfokussiertes Marketing und die Vermittlung der eigenen Werte und Marke sind über den eigenen Shop deutlich einfacher. Der Händler muss hier nur genügend Pflege betreiben, sodass die Kunden zukünftig anstatt bei einem Marktplatz zu suchen, lieber direkt den Weg in den Onlineshop wählen. Schließlich ist man dort sein eigener Herr und kann seinen Kunden ein einmaliges Kauferlebnis bescheren.