Ein weiter Weg

Vom 3D-Objekt zum gedruckten Modell

Jürgen Hill ist Chefreporter Future Technologies bei der COMPUTERWOCHE. Thematisch befasst sich der studierte Diplom-Journalist und Informatiker derzeit mit aktuellen IT-Trendthemen wie KI, Quantencomputing, Digital Twins, IoT, Digitalisierung etc. Zudem verfügt er über einen langjährigen Background im Bereich Communications mit all seinen Facetten (TK, Mobile, LAN, WAN). 

3D-Scannen

Entsprechende 3D-Scanner sind derzeit jedoch noch nicht zum Schnäppchenpreis zu bekommen. So sind beispielsweise für den "Canon RE-455X Visualizer" um die 2000 Euro zu veranschlagen. Leistungsfähigere 3D-Scanner zum Erfassen größerer Objekte kosten dann schnell mehrere zehntausend Euro.

Einfachere Scanner, die Objekte bis zu 40 Zentimeter Höhe erfassen, vertreibt beispielsweise das Braunschweiger Unternehmen David Laserscanner. Das Starterkit ist für rund 450 Euro erhältlich. Ähnlich wie bei den 3D-Druckern existieren bei den Scannern auch Open-Source-Projekte. Eines von ihnen, das FabScan, wird an der RWTH Aachen betrieben.

Microsofts Kinect scannt

Einen preisgünstigen, wenn auch ungewöhnlichen Einstieg in die Welt des 3D-Scannes eröffnet Microsofts Controller "Kinect" für die Spielekonsole Xbox, der für rund 190 Euro erhältlich ist. So wird mit der 500 Euro teuren Software "Artec Studio 9.0" aus dem Gesten-Controller ein 3D-Scanner. Laut Artec funktioniert diese Methode auch mit anderen Modellen wie dem Asus "Xtion". Voraussetzung ist, dass diese über sogennante Primesense-Sensoren verfügen.

Eine kostenlose App zur Kinect-Nutzung als Scanner stammt von Faro. Die Scenect-App, so verspricht der Anbieter, erstellt schnell komplette 3D-Modelle. Auch Microsoft hat das Potenzial von Kinect erkannt und im November auf der Entwicklerkonferenz Build 2012 in Redmond die 3D-Scan-Software "Kinect Fusion" vorgestellt.

Doch egal, auf welche Weise die Vorlage nun gescannt wurde, sie lässt sich so nicht weiterverwenden. Dies liegt daran, wie das Fablab München auf seinen Web-Seiten erklärt, dass das Ergebnis eines 3D-Scans Punktwolken sind. Für den 3D-Druck werden aber Flächen benötigt, weshalb die Punktwolken trianguliert werden müssen. Zu den Open-Source-Werkzeug mit entsprechenden Funktionen zählt "MeshLab".

Druckbare Gehäuseschale des Lumia 820 als STL-Datei.
Druckbare Gehäuseschale des Lumia 820 als STL-Datei.

3D-Bibliotheken

Deutlich einfacher ist es dagegen, gleich auf passende 3D-Vorlagen zuzugreifen. Zwei populäre 3D-Bibliotheken im Internet sind GrabCad.com oder Thingiverse.com. Angesichts der großen Menge an Projekten -GrabCad hat eigenen Angaben zufolge über 65.000 3D-Vorlagen - ist es nicht ganz einfach, das Passende zu finden, zumal das Angebot von einfachen Gadgets über Handy-Halter für das Auto, Zahnräder und Ersatzteile bis zu kompletten Druckvorlagen für flugfähige Modellflugzeuge reicht.

Offen ist zudem, inwieweit etwa Druckvorlagen für nachgefertigte Zahnräder als Ersatzteil via Internet ausgetauscht werden dürfen. Während in den USA bereits heftige Copyright-Diskussionen im Zusammenhang mit 3D-Printing geführt werden, herrscht hierzulande noch Funkstille. Ob die landläufige Meinung, dass die Praxis für den privaten Gebrauch zulässig sei, einer rechtlichen Überprüfung standhalten wird, bleibt abzuwarten.

Unabhängig davon, aus welcher Quelle nun die STL-Datei als Druckvorlage stammt, sie sollte vor der Weiterverarbeitung noch überprüft und gegebenenfalls repariert werden. Fehler in der Datei - etwa Löcher oder Unregelmäßigkeiten in der Oberflächenstruktur - führen sonst später zu fehlerhaften Ergebnissen. Kostenlose Software zum Überprüfen und Reparieren ist beispielsweise "Netfabb Studio Basic" oder "VisCAM View". Wie die Prozedur mit Netfabb funktioniert und worauf zu achten ist, beschreibt ein Skript der Hochschule München (http://w.idg.de/VmH37R) sehr anschaulich.

Zerlegen in Schichten

Liegt eine fehlerfreie STL-Datei vor, folgt der vorletzte Arbeitsschritt vor dem eigentlichen Druck: das Zerschneiden (Slicen) des 3D-Objekts in dünne Schichten. Eine Software, die diese Aufgabe übernimmt, ist "Slic3". Da jeder Drucker seine Eigenarten hat, hängt dieser Schritt stark von der jeweils genutzten Maschine ab. Deshalb sollte der Anwender prüfen, ob die ins Auge gefasste Software die entsprechenden Parameter für seinen Drucker kennt. Schließlich kreiert die Software die numerischen Steuerungsinformationen, den GCode, für den 3D-Druck.

Druckertreiber

Ähnlich einem PC-Drucker benötigt der 3D-Drucker noch einen "Druckertreiber", der den GCode weiterreicht. Gleichzeitig wird mit der Software, der Hersteller German RepRap setzt hier beispielsweise auf "PRotos Printrun Host", die Feineinstellung des Druckers vorgenommen. Statt wie beim PC-Drucker die Papierausrichtung oder Druckqualität zu wählen, werden etwa die Temperatur des Druckkopfs eingestellt oder der Drucker kalibriert. Nun heißt es, sich je nach Objektgröße in Geduld zu üben.

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