Visio Incorporated

23.09.1999

SEATTLE: Wieder einmal ist eine unabhängige Softwarefirma unterdie Räder geraten. Diesmal geht es um Visio, Softwarehersteller aus Seattle. Das Unternehmen hat sich vor allem mit Programmen für Businessgrafiken und Ablaufdiagramme einen Namen gemacht.

Jetzt ist es mit der Unabhängigkeit von Visio vorbei - Big Brother Microsoft hat zugeschlagen und das Unternehmen für umgerechnet 2,5 Milliarden Mark im Aktientausch gekauft. "Die Produkte von Visio passen exzellent in unser Produktportfolio," schwärmt die Microsoft-Sprecherin Petra Trautwein. Die Befürchtung, daß Visio allerdings jetzt im Office-Universum untergeht, seien unbegründet. "Natürlich sind wir im Moment noch dabei, die Einzelheiten festzulegen, aber der Name Visio bleibt wahrscheinlich erhalten", verspricht sie. Und zwar im Rahmen der Business Systems Division von Microsoft.

Auch bei Visio trifft man nur auf fröhliche Gesichter. "Wir sind der erste Kauf überhaupt, den Microsoft in dieser Form

tätigt", erklärt Jim Horsburgh, Senior Vice President World Wide Marketing bei Visio, stolz. "Durch Microsoft erreichen unsere Produkte noch eine viel größere Verbreitung", ergänzt er.

Wie sich der Kauf auf die deutschen Niederlassungen von Visio auswirkt, ist noch keiner der beiden Parteien klar. Dies wird erst bekanntgegeben, wenn auch die Visio-Aktionäre dem Deal zustimmen.

Auch die Zukunft der Partner von Visio ist unklar. In diesem Punkt

allerdings sieht Trautwein kein Problem. "Die Zusammenarbeit dauert schon viele Jahre - in großen Teilen sind die Partner von Visio und Microsoft identisch", erklärt sie.

Die Partner an der Verkaufsfront selbst sehen den Merger allerdings nicht so gerne wie die zwei Vertragsparteien. "Ich find es schade, daß schon wieder eine Softwarefirma gekauft wurde. Ich glaube nicht, daß Visio uns nach der Übernahme auf Dauer erhalten bleibt. Die Produkte sind gut, aber ich glaube, daß sie über kurz oder lang Bestandteile von Microsoft Office werden. Sonst hätte Microsoft die doch gar nicht gekauft", seufzt der Geschäftsführer eines bayrischen Softwarehauses. (gn)

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