Marktschreier-Methoden

Verbraucherschützer kritisieren Amazon Prime-Day

Armin Weiler kümmert sich um die rechercheintensiven Geschichten rund um den ITK-Channel und um die Themen der Distribution. Zudem ist er für den Bereich PCs und Peripherie zuständig. Zu seinen Spezialgebieten zählen daher Notebooks, PCs, Smartphones, Drucker, Displays und Eingabegeräte. Bei der inoffiziellen deutschen IT-Skimeisterschaft "CP Race" ist er für die Rennleitung verantwortlich.
Mit deutlichen Worten hat die Verbraucherzentrale NRW den Exklusiv-Verkauf für Amazon-Prime-Mitglieder kritisiert. Viele "Prime-Day"-Angebote seien nur "aufgeblasen".

Mit der "größten Angebotsaktion aller Zeiten" hat Amazon für den Prime-Day am 12. Juli geworben. In den Genuss der Angebote kamen dabei Amazon-Prime-Kunden, die zuvor ein Abo für 49 Euro beim Online-Versender abgeschlossen haben. Amazon versprach am Prime-Day Preisnachlässe von bis zu 50 oder 70 Prozent, bei "weltweit über 100.000 Angeboten".

''Mondpreise'', ''Marktschreier-Methoden'' und ''Abverkauf von Ladenhütern'', die Verbraucherzentrale lässt kein gutes Haar am Amazon Prime-Day.
''Mondpreise'', ''Marktschreier-Methoden'' und ''Abverkauf von Ladenhütern'', die Verbraucherzentrale lässt kein gutes Haar am Amazon Prime-Day.

Für die Verbraucherzentrale NRW ist das mehr Schein als Sein: "Aufgeblasen wie die Superlativ-Werbung wirken auch die Rabatte", schätzen die Verbraucherschützer die Aktion ein. Die Rabatte orientieren sich häufig an den unverbindlichen Preisempfehlungen der Hersteller. "Diese als Mondpreis verrufene Orientierung nutzen Händler meist nur, um sie gleich wieder durchzustreichen und durch billigere Preise zu ersetzen", kritisieren die Verbraucherschützer. Der Käufer solle sich dadurch nicht blenden lassen. Schon mehrmals habe die Verbraucherzentrale NRW per Stichprobe gezeigt, dass wenn man statt der UVP die üblichen Preise als Vergleich heran zieht, die ausgerufenen Amazon-Rabatte von rund 50 Prozent schnell auf unter 20 Prozent schrumpfen. "Noch ominöser wird es, wenn Amazon sich auf fiktive "Statt"-Preise bezieht, die der Branchenriese selbst nicht nimmt", schreibt die Verbraucherzentrale.

Abverkauf von Ladenhütern

Die Verbraucherorganisation vermutet, dass der Prime-Day "eher zu einem Abverkauf von Ladenhütern denn zum Aufruf begehrter Shopping-Hits" dient. Zu den angebotenen technischen Geräten gebe es immer wieder den Hinweis, dass es bereits ein neueres Modell gibt. Von hundert Produkten, die die Verbraucherschützer in der der "Countdown-Woche" vor dem Prime-Day überprüften, waren gerade einmal sechs aktuell in den Top 10 der jeweiligen Bestseller-Liste auf Amazon.

Durch das zeitlich begrenzte Angebot würden die Kunden zudem zu vorschnellen Käufen verleitet, bemängelt die Verbraucherzentrale. "Trotz des Rummels und Zeitdrucks sollten Interessenten jedes Prime-Day-Angebot vor dem Kauf genau überprüfen - mit kostenlosen Preissuchmaschinen", lautet der Rat.

Wer doch übereilt beim Prime-Day bestellt hat, kann immer noch vom 30tägigen Rückgaberecht Gebrauch machen. Allzu oft sollten Kunden das aber nicht machen. "Amazon kündigt Kunden, die zu viel retournieren, gerne mal das Konto", warnt die Verbraucherzentrale.

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