SDN - ein virtueller Switch
CW: Software Defined Networks (SDN) sind ein heißes Thema in der Branche. Ist die Virtualisierung von Netz und Data Center nicht eine Gefahr für Cisco, denn das Geschäftsmodell basierte lange auf dem Verkauf von Hardwareboxen mit sehr teuren Preisschildern?
GANSER: Verzeihung, wir lieferten schon immer mehr als nur Hardware, denn in unseren Produkten steckt eine Menge Software. Doch blicken wir zurück. Wie oft standen in der Industrie schon Veränderungen an und alle unkten, jetzt wir es aber ganz schwierig für Cisco? Als Switches aufkamen hieß es, wir brauchen keine Router mehr. Als wir es mit VoIP mit den klassischen Sprachgiganten aufnahmen, da hieß es, das können die nie - ebenso als wir die Service-Provider adressierten. Das gleiche spielte sich ab, als wir ins Data Center sind.
Immer wenn der Markt sich veränderte, hat dies Cisco gestärkt. Welche der ersten Router-Firmen gibt es denn noch? Wo sind die Switch-Wettbewerber geblieben? Wie geht es den TK-/Sprachgiganten heute, wenn es sie überhaupt noch gibt? Ich glaube, das gehört zu einer unserer Kernstärken: Immer wenn ein Markt im Umbruch war, dann haben wir uns einen guten Marktanteil geschnappt.
Aber zurück zum SDN. Heute versteht man meist verschiedene Aspekte beziehungsweise Anwendungsszenarien darunter. Ein Aspekt ist, große skalierbare Public Clouds zu bauen, ein anderer sind Privat Clouds, die evolutionär wachsen. Oder es geht um die Programmierbarkeit von großen Enterprise und Campus Networks. Das sind alles verschiedene use cases. Um wirklich von der SDN-Idee zu profitieren, müssen sie die die Intelligenz im Netz und ASIC adressieren sowie die Frage beantworten, wie Hard- und Software zusammenspielen. Wir sehen die Entwicklung positiv, denn mit unserem Nexus 1000 nehmen wir eine führende Rolle ein.
Dieser ist im Prinzip ein virtueller Switch, den bereits 8000 Kunden nutzen, ergänzt durch unseren Cisco-One-Ansatz. Für uns ist das eine große Chance, indem wir die physikalischen und virtuellen Netze zusammenführen. Aktuell bauen wir in Europa eines der größten Software Defined Networks - den Namen darf ich leider nicht nennen - und leisten hier Pionierarbeit. Wir sind fest entschlossen - egal wie schnell SDN kommt - auch bei dieser Transition zu führen.
- Bei Cisco im Entwicklungslabor
COMPUTERWOCHE-Redakteur Jürgen Hill hatte Gelegenheit, sich in Ciscos Entwicklungslaboren in Oslo umzuschauen. Er bekam einen Eindruck, wie moderne Collaboration-Plattformen die Arbeitswelt prägen könnten. - Standortfragen:
Die Entwicklungslabore in Oslo haben eine lange Tradition,…. - Standortfragen:
… vor der Übernahme durch Cisco im Jahr 2010 residierte hier Tandberg. Die Geschichte Tandbergs reichte bis 1933 zurück. Damals begann das Unternehmen Radios und TVs zu produzieren. - Qualität sieht anders aus:
Wer vom Bild eines TelePresences-Systems verwöhnt ist, wird sich nur schwer an den Gedanken gewöhnen, per Tablet an Videokonferenzen teilzunehmen. Zumal dem hier verwendeten iPad schnell die Puste ausgeht. Die Kamera löst zu schlecht auf, und beim De- und Encoden des hochauflösenden Videostreams fehlt den Geräten Rechen-Power. Mit Videoaussetzern machen sich zudem die Designschwächen des iOS-Betriebssystems bemerkbar. - Virtuell total:
Dank Blue-Box-Technik scheint die Konferenzteilnehmerin während des Meetings in ihrem iPad zu sitzen. - Videokonferenz trifft Augmented Reality:
Mit der Kombination beider Techniken können in virtuellen Konferenzen 3D-Modelle nicht nur gezeigt, sondern auch gedreht werden. - Collaboration auf See:
Rund um den Globus entstehen bei Aker Solutions, einem auf die Erkundung und Erschließung von Öl-und Gasvorkommen spezialisiertem Unternehmen, Bohrinseln virtuell im Team per Videokonferenz. - Kreatives Chaos:
Im norwegischen Entwicklungszentrum pflegt man laut Olve Maudal (im Bild), Minister of Knowledge bei Cisco, einen eigenen Stil. So graust es den bekennenden AGILE-Anhänger beispielsweise vor Dokumentationen. Für ihn ist in der kreativen Entwicklung die Kommunikation im Team wichtiger. - Oslo ruft Shanghai:
Jørgen Gulnes, Leiter der Application Services bei der Klassifikationsgesellschaft Det Norske Veritas (DNV), erklärt den Journalisten in Oslo, warum er nun in Shanghai sitzt und sein Unternehmen dort Software entwickelt. - Fortschritt im Labor:
Miniaturisierung ist Trumpf – so werden nicht nur die Videokameras immer kleiner, sondern auch die Codecs. Benötigten diese bis vor kurzem noch eigene Gehäuse wie auf dem Tisch, sind aktuelle Geräte nicht mehr viele größer wie ein DSL-Router (links im Bild). - Der Fernseher machts:
In der Theorie lassen sich Videokonferenzen bereits mit normalen Fernsehern realisieren. Allerdings haben die Consumer-LCD-TVs, wie hier verwendet, eine zu große Latency. - Das Bild begeistert:
Bei allen Einschränkungen wie Latency etc. begeistert die Bildqualität, wenn man bedenkt welches Equipment hierzu vor wenigen Jahren noch erforderlich war. - Geschrumpft:
Das ist Ciscos Videokonferenzsystem „SX20“, das auf den beiden vorherigen Bildern Live zu sehen war. - Dauertest:
Neue Systeme und Konfigurationen werden in Oslo im Dauertest auf Herz und Nieren getestet. Dazu gehören unter anderem Netzsimulatoren sowie eine Armada an Videokameras (rechts im Bild). - Entspannung:
Was in deutschen Unternehmen der Fußballkicker ist, ist für die norwegischen Entwickler der Billardtisch. Ein Möbelstück, das in den Entwicklungslabors auf keinem Stockwerk fehlt. - Virtuelle Welten:
Moderne Videokonferenzsysteme, so zeigt ein Rundgang durch die Entwicklungslabore von Cisco in Oslo, werden immer leistungsfähiger. So ist FullHD-Auflösung heute eigentlich schon Standard. - Folgsam:
Die Videokamera dieses mittelgroßen Konferenzsystems (zwei Bildschirme) folgt dem Sprecher aufs Wort und richtet sich automatisch aus. - Geschichte:
Vor zehn bis 15 Jahren galten diese Tandberg-Konferenzsysteme noch als State of the Art.
CW: Sie sprechen in Sachen SDN von Pionierarbeit. Warum tun sich die Anwender so schwer, sich mit SDN anzufreunden?
GANSER: Weil das Ganze nicht einfach commodity ist, sondern der Kern für die künftige IT-Struktur und das Business ist. Und mit meinem wichtigsten Asset gehe ich als Anwender sehr sorgfältig um. Hinzu kommt die Erwartungshaltung, dass Skalierbarkeit und Investitionsschutz gewährleistet sein müssen. Ferner werden die gleichen Features verlangt wie bisher. Deshalb wird wohl eher ein evolutionärer Ansatz gefragt sein.
CW: Wer steuert später dieses Netz? Wird die Aufgabe outgesourct, eventuell gar an eine Cisco als Service-Partner?
GANSER: Unsere Rolle und die unserer Partner wird sich grundlegend verändern. Weg von dem Modell, dass wir einen Service für ein bestehendes Netz bieten, hin zu einem umfassenden Angebot. Dies beginnt etwa mit der Hilfe beim Design der IT-Struktur oder dem Support zu Beginn des IT-Betriebes. Eine eindeutige Antwort wird es nicht geben. Ich bin überzeugt, dass wir alle Facetten im Markt sehen werden, also die Service-Provider und Systemintegratoren. Und sicherlich werden auch wir mit unseren Services aktiv unterstützend tätig sein.
CW: Und wie sieht ihre Strategie für das Data Center selbst aus? Verkaufen Sie weiter Hardware oder wird der Schwerpunkt auf dem Software Defined Data Center liegen?
GANSER: Unsere Wertschöpfung liegt ganz klar in beiden Bereichen: Der Produktion exzellenter Hardware und exzellenter Software. Und der dritte Aspekt ist die Zusammenarbeit mit Partnern, um eine komplett Lösung anzubieten und so für den Anwender die Komplexität zu verringern.