Expertenstreit

Thin Client-Wachstum durch Virtualisierung

07.10.2008
Thin Clients sind auf dem Vormarsch. Marktforscher Gartner prognostiziert eine jährliche Zuwachsrate von 45 Prozent zu Lasten von PCs. Möglich machten das virtualisierte Clients. Doch so mancher Experte widerspricht.

Der Thin Client-Markt steht vor einem ungeahnten Boom. Marktforscher Gartner erklärte, während in diesem Jahr rund vier Millionen neue Thin Clients in Unternehmen eingesetzt werden dürften, sollen im Jahr 2012 rund 20 Millionen solcher festplattenlosen Desktop-Rechner ausgeliefert werden. Die Zuwachsrate von jährlich 45 Prozent begründet der Marktforscher mit zunehmend eingesetzten virtualisierten Desktops. Gartner will sogar eine Gefahr für Anbieter und Partner herkömmlicher PCs und Notebooks ausmachen können. "Viele Unternehmen und Behörden werden gehostete virtuelle Desktoips einsetzen", prognostiziert Gartner-Analyst Ranjit Atwal.

Die Konsequenz für PC-Anbieter und Partner: Der Druck auf sie erhöhe sich und sie müssten besser als bisher begründen, warum sie PCs verkaufen, deren Fähigkeiten am Arbeitsplatz oft ungenutzt bleiben. "Allein Server, das Netzwerk und Speicher sind die grundlegend für jede IT-Lösung", argumentiert Atwal. Alle anderen Bestandteile einer IT-Lösung könnten unter Aspekten wie Kosten, Administrierbarkeit betrachtet und variabel gestaltet werden.

Doch der Gartner-Analyst erfährt mit dieser Prognose deutliche Kritik. So erklärte VMware-Manager Lewis Gee, zwar sei der Client natürlich im Blick von Virtualisierungs-Anbietern, doch er bezweifelte, ob eine ähnlich rapide Entwicklung Rechtung Virtualisierung wie im Server-Umfeld wahrscheinlich wäre.

Die Virtualisierung von Clients sei komplexer aus der Sicht der Nutzer, lautet sein Argument. Während man bei einem Datencenter genau angeben könne, zu welchem Zweck und mit welchen Anforderungen es eingerichtet werden müsse, sorgten unterschiedliche Typen von Nutzer sowie die Verwendung unterschiedlicher Hardware - neben PCs und Notebooks mobile Geräte - für eine genaue Definition und Berechnung dessen , was sinnvoll virtualisiert werden kann.

Das meinte auch Chris Ingle, Analyst bei US-Marktforscher IDC. Er verwies unter anderem darauf, dass Partner von Hardware-Anbietern beziehungsweise der indirekte Kanal unterschiedliche Wissen aufbauen müssten, um auf die Kundenanforderungen adäquate Antworten geben zu könne.

Neben guten Kontakten zu Kunden führte er vor allem Kenntnisse deren Geschäftsprozesse auf, um entscheiden zu könne, ob sie die Client-Virtualisierung brauchten.

Fazit: Der indirekte Kanal kann mit Thin Clients Kunden gewinnen. Doch das Versprechen, damit automatisch bei Kunden eine modernere IT-Umgebung zu schaffen, muss genau abgewogen werden. , (wl)

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