Lange Telefon-Warteschleifen ziehen ahnungslosen Konsumenten weiterhin das Geld aus der Tasche. Trotz politischer Debatten um ein Verbot scheinen sich viele Konzerne nach wie vor keine Gedanken um verbraucherfreundliche Hotlines zu machen. Zu diesem Fazit kommt eine Erhebung der grünen Bundestagsfraktion, bei der 700 Testanrufe bei 40 Unternehmen getätigt wurden, die teure 0180- und 0900-Nummern verwenden. Erst nach etlichen Minuten meldeten sich viele Firmen. Im Extremfall kann dies den Anrufer im Handumdrehen 22 Euro kosten.
"Obwohl Handlungsbedarf besteht, braucht das Gesetzgebungsverfahren seine Zeit. Trotzdem ist darauf zu verwiesen, dass bei 0900-Nummern bereits die technischen Voraussetzungen für kostenfreie Warteschleifen aus dem Festnetz gegeben sind", so Lina Ehrig, Referentin Telekommunikation, Post und Medien bei der Verbraucherzentrale Bundesverband http://vzbv.de , gegenüber pressetext. Nun müssten auch die technischen Voraussetzungen bei 0180-Nummern geschaffen werden. Dies gelte für beide Nummern auch für Anrufe, die vom Handy erfolgen.
debitel, Kabel Deutschland und Alice Schlusslichter
Im Zuge der Analyse der Unternehmen hingen die Testanrufer über anderthalb Minuten in der Schleife. Spitzenreiter waren dabei debitel, Kabel Deutschland und Alice mit Wartezeiten von drei bis sechs Minuten. Bei der DAK, Miele und der Deutschen Telekom war die Verbindung mit einem Berater indes in nur weniger Sekunden hergestellt. Die überlangen Warteschleifen lassen die stellvertretende Fraktionsvorsitzende der Grünen, Bärbel Höhn, bereits mutmaßen, dass diese "bei vielen Unternehmen zum Geschäftsmodell gehören". Ein Verbot sei sinnvoll.
Während 0180-Nummern in der Regel 0,14 Euro je Minute kosten, schlagen 0900-Nummern mit deutlich höheren Minutenpreisen bis zu drei Euro zu Buche. Neben einigen Mobilfunk-Anbietern fielen besonders negativ erneut vor allem Billigflieger wie Ryanair oder easyJet auf. 1&1 sowie O2 als die besonders schwarzen Schafe der ersten Erhebung dieser Art vom Dezember 2009 sollen ihre teuren Hotlines eigenen Angaben nach inzwischen umgestellt haben. Die Daten kommen nicht von ungefähr. Am Donnerstag wird der Bundestag über einen grünen Antrag zur gesetzlichen Regelung von kostenfreien Warteschleifen abstimmen. (pte) (wl)