Der Handel mit "gebrauchter" Software, also mit Lizenzen aus zweiter Hand, ist prinzipiell erlaubt und laut einem EUGH-Urteil auch rechtlich zulässig - solange bestimmte Regularien eingehalten werden. Die meisten Gebrauchtsoftware-Händler beachten diese gesetzlichen Bestimmungen penibel und werden daher auch von den großen Software-Herstellern wie Microsoft, Adobe, Oracle oder SAP in Ruhe gelassen.
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Nicht so die wenigen "schwarzen Schafe" unter den Software-Lizenz-Händlern, beispielsweise Lizengo. Dessen Geschäftsgebaren war Microsoft schon lange ein Dorn im Auge und im September 2020 hat der Softwarekonzern bei der Staatsanwaltschaft Köln eine Durchsuchung der Geschäfts- und Privaträume der Lizengo-Geschäftsführung durchgesetzt.
"Der Imageschaden, den diese schwarzen Schafe unserer Branche zufügen, ärgert uns maßlos", erklärt U-S-C Geschäftsführer Peter Reiner, "wir handeln seit über 15 Jahren transparent, erfolgreich und ohne Schnick-Schnack mit gebrauchter Software. Und nach wie vor kann man beim Kauf von gebrauchten Software-Lizenzen sehr viel Geld sparen. Aber es sollte eben nicht der Preis, sondern die rechtliche Sicherheit kaufentscheidend sein."
Der Präsident des Verwaltungsrates der LizenzDirekt AG Andreas E. Thyen ist genauso verärgert: "Wir haben nicht nur für diese Freiheit des Gebrauchthandels über viele Jahre gekämpft, sondern auch massiv in das Vertrauen des Marktes investiert. Deshalb waren wir schockiert über die Dreistigkeit von Lizengo - umso mehr noch, als wir sahen, wie lange das Unternehmen sein Angebot ohne Konsequenzen im Markt halten konnte. Zumal auch die LizenzDirekt mehrfach öffentlich in Fachmedien davor gewarnt hat. Wir begrüßen jedenfalls den Ausgang und hoffen auf eine abschreckende Wirkung auf andere unseriöse Anbieter."
Lizengo hat am Montag, den 23. November 2020, einen Antrag auf die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. Das hat auch eine Anwältin des Unternehmens heise.de gegenüber bestätigt.