Man könnte wirklich glauben, die ITK-Welt hätte sich gegen einen verschworen:
Während ein analoger Laden nach dem anderen schließen muss oder bestenfalls aufgekauft wird, schwimmen die hochspekulierten Weltkonzerne wie Dagobert Duck im Mammon. Dem digitalen Handel zeigt nur die Leistungsfähigkeit der Logistik die Grenzen des Profits auf. Dennoch kann er, dank schwächlicher Gewerkschaften und viel zu nachsichtiger Regierungen, die Profite immer noch weiter steigern.
Einzelhandelsgeschäfte gehören eindeutig nicht zu den Profiteuren der Corona-Krise
Am reanimierten analogen "Point-of-sale" gelten jedoch Abstands- und Einlassregeln, dazu Maskenpflicht und bankenfreundliche Kartenzahlung. Zusätzliche Anschaffungen wie Schutzscheiben, Masken oder Desinfektionsmittel zu Wucherpreisen - wenn es denn überhaupt welches gibt - machen das real existierende Händlerleben nicht leichter. Und auch die datenschutzrechtlich umstrittene bargeldlose Zahlung kostet den kleinen Händler Geld.
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Aber die ganzen Profite durch neue Heimarbeitsplätze? Wäre schön, wenn die dafür notwendigen Utensilien auch lieferbar wären. Webcams sind das neue Klopapier, so scheint es, und dank Cloud-Zwang sind potenzielle Unternehmen inzwischen so gebunden, dass lokale Händler zumeist außen vor bleiben.
Ebenso bricht die Consumer-Klientel weg, die sich mit Kurzarbeitergeld über Wasser halten muss. Also doch den Laden schließen, die Kunden im Stich lassen und sie an die Anbieter von Cloud-Abos und Lock-In-Verträgen abschieben?
Corona ist ja nicht der Anfang, sondern ein weiterer Baustein, der die Binnenkonjunktur in die Krise treibt. Denn weder das bedingungslose Grundeinkommen, noch die Mindestrente, die Finanztransaktionssteuer oder eine Digitalabgabe für den Online-Handel sind in Sicht, um den so wichtigen Point-of-sale zu stützen.
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Die ohnehin schon gebeutelten Innenstädte werden zunehmend dystopischer und die Bezeichnung "Zombie-Virus" bekommt so eine nachträgliche Berechtigung. Lokale, stationäre Geschäfte und Dienstleister sind für die Politik nicht systemrelevant - außer sie gehören zu einem Konzern.
Mein Fazit: Während "steueroptimierte" DAX-Konzerne bereits mit zig Milliarden für einen imaginären Wettbewerbsvorteil im Wirtschaftskrieg gesponsert wurden, bleibt für Kleinunternehmen und Soloselbstständige die existenzielle Verunsicherung.
Bis demnächst, Euer Querschläger!
Der ChannelPartner-Autor "Querschläger" ist ein Fachhändler aus Rheinland-Pfalz. Alle Kommentare des CP-"Querschlägers" finden Sie im "Querschläger"-Archiv.