Um den CO2-Ausstoß zu reduzieren und unsere Städte lebenswerter zu machen, spielen Mobilitätsökosysteme neben nachhaltigen Antrieben eine wichtige Rolle. Denn wenn über eine Plattform verschiedene Mobilitätsdienstleistungen angeboten werden, steigt insbesondere in den Stadtzentren die Motivation, aufs eigene Auto zu verzichten. Die neue Form der Mobilität bietet zudem Automobilunternehmen vielfältige Chancen, in neue Geschäftsmodelle einzusteigen und die Transformation aktiv zu gestalten.
Die aktuelle Deloitte-Studie "Nachfrage sucht Angebot - Pragmatismus beim Aufbau von Mobilitätsökosystemen" zeigt das enorme ökonomische Potenzial von Mobilitätsdienstleistungen. Demnach wird sich das globale Marktvolumen in den nächsten zehn Jahren vervierfachen. Liegt es in diesem Jahr noch bei 126 Milliarden Euro, so erwarten die Experten von Deloitte bereits für 2030 einen Anstieg auf bis zu 500 Milliarden Euro.
Mikromobilität und Ride Hailing am besten bewertet
Seit 2011 wurden weltweit 160 Milliarden Euro in Start-ups im Automobilumfeld investiert. Rund 29 Milliarden Euro gingen an Mobilitätsökosysteme im B2C-Umfeld, knapp 9 Milliarden Euro an Mobilitätsökosysteme im B2B-Bereich, insgesamt also fast ein Viertel aller investierten Gelder. Weitere 24,3 Milliarden Euro wurden in Start-ups aus dem Bereich Ride Hailing (Taxidienste über App) und Ride Sharing investiert.
Allein der Markt für Ride Hailing und Ride Sharing wird nach Einschätzung der Experten bis Mitte des Jahrhunderts auf 300 Milliarden Euro anwachsen. Rechnet man den öffentlichen Nahverkehr und die IT-Infrastruktur ein, die diese digitalen Dienstleistungen ermöglichen, ist das Marktvolumen bis 2030 voraussichtlich sogar vier Mal größer. Dr. Harald Proff, Partner und Leiter Automobilindustrie bei Deloitte, erklärt: "Es gibt eine zunehmende Nachfrage nach flexiblen Mobilitätslösungen. Derzeit profitieren insbesondere wenig kapitalintensive Unternehmen wie Mikromobilitätsdienstleister von hohen ökonomischen Bewertungen, gefolgt von Ride Hailing-Diensten. Bei Letzteren geht der Markt davon aus, dass diese über KI und schließlich autonome Fahrzeuge Kosten zukünftig massiv senken werden und ebenfalls stark wachsen."
Großteil der Unternehmen nicht rentabel
Obwohl das Potenzial groß ist, arbeitet ein Großteil der Mobilitätsdienstleister derzeit noch unrentabel. Die aktuelle Deloitte-Studie hat deshalb ermittelt, welche Faktoren erfolgreiche Mobilitätsökosysteme von weniger erfolgreichen unterscheiden. Dazu wurden vier Best-Practice-Unternehmen herangezogen und fünf Hypothesen herausgearbeitet.
So sind vielfältige Kooperationen ein wichtiger Erfolgsfaktor, denn sie erweitern die Kundenbasis. Eigene Fahrzeugflotten können beispielsweise durch Kooperationen besser ausgelastet werden.
Entscheidend ist außerdem ein breites Serviceangebot, denn nur darüber können Marktanteile auch langfristig gesteigert werden. Die Daten zeigen, dass Mobilitätsökosysteme meist erfolgreicher sind, wenn sie sich stringent auf Mobilitätsdienstleistungen konzentrieren.
Als weiterer wichtiger Erfolgsfaktor lassen sich Apps identifizieren, die die Kundenbedürfnisse abbilden. Wie die Deloitte-Analysen zeigen, fokussieren sich erfolgreiche Mobilitätsökosysteme auf wenige wirklich wichtige Themen wie Angebot, Sicherheit und Features.
Wer auf weniger kapitalintensive Mikromobilitätsdienstleistungen wie den Verleih von E-Rollern oder Fahrrädern setzt, ist gemessen an der Unternehmensbewertung erfolgreicher. So beträgt der Anteil dieser Assets bei erfolgreichen Unternehmen 50 Prozent, beim weniger erfolgreichen Wettbewerb 18 Prozent. Unternehmen mit kapitalintensiveren Assets sind meist dann erfolgreich, wenn sie die Kapazitäten schon vorher hatten, beispielsweise als Hersteller.
Zuletzt zeigt die Studie, dass ein kundenzentrierter Aufbau von Mobilitätsdienstleistungen zum Erfolg führt. Die Best-Practice-Unternehmen richten ihr Angebot passgenau an dem Bedarf der potenziellen Kunden aus.
"Da Mobilitätsökosysteme bislang hauptsächlich in Stadtzentren Anwendung finden, werden private Fahrzeuge auch weiterhin ihre Berechtigung haben. Begreift man sie aber nicht als Ersatz, sondern als Erweiterung individueller Mobilität, bieten sie vielfältige Chancen. Gerade Hersteller und Zulieferer haben mit der neuen Mobilitätswelt die Möglichkeit, das eigene Portfolio zu erweitern und damit den Wegfall anderer Geschäftsmodelle - beispielsweise aus dem Bereich des Verbrennungsmotors - abzufangen", so Dr. Harald Proff. Großes Potenzial entstehe durch die neue Form der Mobilität aber auch für Technologieunternehmen und Start-ups, wenn sie die Kundenbedürfnisse im Blick haben. (dpa/ad)
Hier können Sie auf die komplette Studie zugreifen: https://ots.de/OdoUbl