Derzeit herrscht Windstille auf dem Speichermarkt. Kurzzeitige Preiseinbrüche zu Jahresbeginn, markierten den Übergang vom lebhaften Jahresendgeschäft im vierten Quartal 1998 zum bisher erwartungsgemäß sehr ruhigen ersten Quartal 1999. Doch die Preise für Speicherchips haben sich seit Mitte Januar auf dem derzeitigen Niveau eingependelt. Marktbeobachter sprechen von einer stabilen Nachfrage auf relativ niedrigem Niveau und gehen davon aus, daß die großen Modul- und Systemhersteller noch über ausreichende Lagerbestände verfügen.Das Angebot ist bei allen Chiptypen ausreichend. Der Markt ist aber nach wie vor gespalten, da zwar mehr als genügend Chips von No-Name-Herstellern angeboten werden, Markenhersteller bei einzelnen Chiptypen aber Lieferengpässe haben. Modulhersteller berichten von Qualitätsproblemen mit Speicherchips von Billiganbietern, die die PC100-Spezifikationen nicht erfüllen. Durch den zwiespältigen Markt erklärt sich auch die auf den ersten Blick paradoxe Situation bei Speichermodulen, die sich trotz gefallener Chip-Preise weiter langsam, aber stetig verteuern. Von diesem Trend setzt sich massenhaft auf dem Markt angebotene OEM-Ware vor allem taiwanischer Herkunft ab, für deren Produktion offenbar billige No-Name-Chips verbaut werden.
Mit der schon seit Monaten angekündigten Übernahme von Lucky Goldstar durch Hyundai geht währenddessen die Konzentrationswelle bei den Herstellern weiter. Eine unmittelbare Folge der geplanten Übernahme sind Streiks bei LG, da Hyundai eine Übernahmegarantie für die Beschäftigten ablehnt. Die Auswirkungen auf den Speichermarkt sind ungewiß. Einige Analysten spekulieren, daß der Streik bewußt hochgespielt wird, um bei den im Februar anstehenden Verhandlungen für Lieferkontrakte höhere Preise für die Hersteller durchzusetzen.
Hoffnung auf eine nachhaltige Erholung der Preise machen die Analysten von IDC der Branche erst für die zweite Jahreshälfte 1999 und das Jahr 2000. Voraussetzung dafür ist aber, daß alle Hersteller durch Diversifizierung, Produktionskürzungen und strikte Preisdisziplin ihren Teil zur Stabilisierung des Marktes beitragen. Danach sieht es nicht aus: In Taiwan hat die WSMC Corp. angekündigt, ihre Vorjahresproduktion von 8.000 DRAM-Wafern mit acht Zoll in diesem Jahr auf 140.000 Einheiten hochzufahren. Nach Monaten der Produktionskürzung haben die Koreaner ihren DRAM-Ausstoß schon Ende 1998 wieder um bis zu 40 Prozent erhöht. Aufgrund der längeren Lieferzeiten von Südkorea befürchten Beobachter, daß in den nächsten Wochen eine riesige Welle koreanischer Chips auf den europäischen und amerikanischen Markt schwappen wird und die Preise erneut ins Bodenlose fallen.
Marina Sajitz, Kingston Technology