Sie klingen verlockend, die niedrigen Preise von Tonerkartuschen-Imitaten. Welche rechtlichen und gesundheitlichen Folgen sie aber nach sich ziehen können, schildert ein Webcast von Computerwoche und ChannelPartner. Hubert Ortner, Chefredakteur DI Digital Imaging spricht über die Gesundheitsgefahren und mögliche rechtliche Folgen etwa durch die Marktaufsicht. Siegfried Dewaldt, Nachhaltigkeitsmanager für DACH bei HP, schildert die Initiativen seines Unternehmens für die nachhaltige Versorgung mit Verbrauchsmaterialien. Er spricht zudem über die Anforderungen, die Drucksysteme für eine Zertifizierung wie den „Blauen Engel" erfüllen müssen.
Fachjournalist Thomas Hafen von der Computerwoche moderiert den Live-Webcast und fragt als erstes nach dem sogenannten papierlosen Büro. Ortner seufzt: "Über das papierlose Büro spricht man seit 20 Jahren, aber bisher ist es ein Treppenwitz der Geschichte!" Faktisch sei das Druckvolumen in den vergangenen Jahren eher gestiegen. Ortner erwartet schon, dass in vier bis fünf Jahren ein "papierärmeres Büro" Alltag sein wird, aber ganz wegzudenken ist Papier kaum.
Wie Dewaldt sagt, schreibt HP seinen Lieferanten genau vor, welche Rahmenbedingungen bei der Herstellung von Produkten für HP einzuhalten sind. Dazu zählen auch ethische und arbeitsrechtliche Vorschriften. „Wir prüfen die Fabriken direkt vor Ort und unterziehen die einem umfassenden Audit“, sagt er.
Ein Markt von 25 bis 30 Milliarden Euro
Zum Markt hat Ortner ein paar Zahlen mitgebracht. Derzeit werden weltweit rund 400 Millionen Tonerkartuschen für Laserdrucker im Jahr abgesetzt, das entspricht einem Wert von 25 bis 30 Milliarden Euro. Es sind vier Produktkategorien im Angebot: OEM (also Originalkartuschen), Reman (wiederaufbereitete Kartuschen), Imitate oder "Klone" und schließlich Counterfeits (Fälschungen).
Zahlen hat auch Moderator Hafen. Im Vorfeld des Webcasts hat er eine Umfrage unter den Lesern der Magazine Computerwoche und ChannelPartner durchgeführt. "Welche Art von Tonerkartuschen nutzen Sie?", lautete die Frage. Fazit: mit 49 Prozent liegen OEM-Kartuschen vorn. 29 Prozent nutzen Imitate, elf Prozent wiederbefüllbare Kartuschen und ebenfalls elf Prozent geben an, das nicht zu wissen. Eben diese letzte Zahl findet Ortner "erstaunlich niedrig".
Er weist darauf hin, dass 60 bis 70 Prozent aller Non-OEM-Kartuschen weltweit in China hergestellt werden. Die Marktanteile in der Region DACH (Deutschland, Österreich, Schweiz) stellen sich so dar: Die OEMs halten 70 Prozent, Imitate 20 und Reman zehn Prozent. "Viele Imitate sind patentverletzend," weiß Ortner, "und sie werden häufig ohne Umsatzsteuer nach Europa verkauft."
Ihm geht es aber auch um die gesundheitlichen und ökologischen Folgen. Denn viele Tonerkartuschen-Imitate enthalten verbotene Stoffe, zudem gibt es kein Re-Use-Konzept für Toner-Imitate. "Die landen auf der Müllhalde oder im Verbrennungsofen", so Ortner. Zu den verbotenen Stoffen zählt zum Beispiel ein Flammschutzmittel, das in der EU weitgehend verboten ist. Dieser Stoff heißt DecaBDE. Der Experte zitiert hier das Umweltbundesamt mit einer klaren Regelung: Für Tonerkartuschen mit Elektronik-Anteil (Chip) ist der Einsatz von DecaBDE in Konzentrationen größer als 0,1 Prozent seit dem 1.7.2008 verboten. Der Stoff gilt als giftig für das zentrale Nervensystem und in den USA als potenziell krebserregend. So haben Laborratten Leberkrebs entwickelt.
Erste "Blaue Briefe" an Händler
Laut Tests sind hochgerechnet 83 Prozent der China-Imitate mit DecaDBE belastet. Konkret: der Grenzwert wird teils bis zum 30fachen überschritten. "Dagegen waren alle OEM-Kartuschen sauber", betont Ortner. Und chinesische Händler ohne eigene Niederlassung in Deutschland können rechtlich nicht belangt werden - wohl aber die "Inverkehrbringer", also Händler und Importeure mit Firmensitz in Deutschland. Diese sind voll in der Haftung. "Wer gegen deutsches Recht verstößt, dem nützt auch keine Freistellungserklärung vom Hersteller, denn Papier ist geduldig", erklärt Ortner. In Nordrhein-Westfalen haben die ersten Händler bereits "blaue Briefe" von der zentralen Marktüberwachung bekommen, weiß er. Fazit: "Man sollte seine Hardcopy-Einkaufsquellen sehr genau prüfen!" Denn: Nicht jedes Toner-Imitat aus China ist rechtsverletzend, aber ein Großteil der rechtsverletzenden Kartuschen sind chinesische Imitate.
Und was tut HP, will Moderator Hafen von Dewaldt wissen. Dessen klare Antwort: „Eine ganze Menge.“ Für HP geht es nicht nur darum, die Gesetze einzuhalten. „Wir gehen mit unseren eigenen Maßstäben weit darüber hinaus. Ein Beispiel: Wir haben eine GSE – General Specification for the Enviroment definiert“, erklärt Dewaldt. „Eine Liste von Substanzen, die bei der Herstellung von HP Produkten nicht eingesetzt und auch nicht in HP Produkten enthalten sein dürfen.“ Mit seinem „Planet Partners Programm" unterstützt HP bereits seit über 20 Jahren die Kreislaufwirtschaft und hilft seinen Kunden durch moderne Technologien, den CO2 Fußabdruck zu verringern und Klimaziele zu erreichen. Dazu zählen spezielle Services ebenso wie die Haltbarkeit der Drucker und deren leichte Reparierbarkeit. Zudem trägt HP in Zusammenarbeit mit der Initiative „Prima Klima“ zur Aufforstung bei.
Wann der "Blaue Engel" seine Gültigkeit verliert
Ein weiteres Thema sind Siegel und Zertifikate wie die CE-Kennzeichnung oder der „Blaue Engel“. "Diese können einerseits gefälscht sein oder wie im Fall des 'Blauen Engel' ihre Gültigkeit verlieren, werden keine original Verbrauchsmaterlien eingesetzt“, erklärt Dewaldt, der den „Blauen Engel“ als strenges Umweltzertifikat für Drucker schätzt: „Da müssen über hundert strenge Kriterien eingehalten werden.“ An dieser Stelle hakt ein Webcast-Zuschauer nach. "Prüft der Zoll die Echtheit von CE-Siegeln oder das Vorhandensein von DecaBDE?", fragt er. Ortner antwortet: "Das kann der Zoll nicht, denn dieses Verfahren ist sehr aufwendig, der Zoll kann leider nur Papiere prüfen!"