Skill Portal auf Expansionskurs: Börse für IT-Services eröffnet

15.05.2003
Vor drei Jahren trat Manfred Tubach an, um den Markt für IT-Services mit einem B2BMarktplatz "von Grund auf zu verändern". Die Revolution ist zwar ausgeblieben, doch Skill Portal hat überlebt und schreibt heute sogar schwarze Zahlen. Nun hofft Tubach wieder auf den großen Wurf: Jetzt soll eine IT-Dienstleistungs-Börse die Kunden locken.

"5 bis 15 Prozent der IT-Dienstleistungen eignen sich für die Abwicklung über eine Internet-Plattform. Der Rest wird immer über den persönlichen Kontakt laufen", schätzt Skill-Portal-Chef Manfred Tubach. "Aber bei dem Marktvolumen reichen auch fünf Prozent zum Überleben." Die Skill Portal AG, Betreiber des gleichnamigen OnlineB2B-Marktplatzes für IT-Dienstleister, kann sich jedenfalls nicht beklagen: Das Unternehmen meldet für das vergangene Geschäftsjahr einen Umsatz von 61,6 Millionen Euro, ein Plus von fast 500 Prozent und damit erstmals seit der Gründung im Jahr 2000 auch schwarze Zahlen. "Unsere Strategie hat funktioniert, und wir haben im Gegensatz zu vielen anderen sogar Geld verdient", sagt Tubach. Zu verdanken hat man das allerdings weniger der Masse der registrierten Nutzer, sondern vor allem Großkunden wie Dresdner Bank, Deutsche Bahn und dem Skill-Portal-Miteigner Lufthansa Systems, für die der Betreiber sogar jeweils eigene Marktplätze eingerichtet hat.

60 Angebote kommen auf eine Nachfrage

Insgesamt seien über Skill Portal 2002 mehr als 600.000 Arbeitsstunden an Computer- und Software-Services abgewickelt worden, erzählt Tubach. Die schwächelnde Konjunktur habe sich in einer massiven Veränderung der Angebots- und Nachfragestruktur niedergeschlagen: "2001 haben die Unternehmen noch händeringend nach IT-Spezialisten gesucht, 2002 war es umgekehrt. Auf eine Nachfrage wurden da im Durchschnitt zirka 60 Angebote abgegeben", schätzt Tubach.

Registrieren kann man sich bei Skill Portal kostenlos, alle Mitglieder werden einer mehrstufigen Qualitätskontrolle unterzogen: "Der Nachfragende kann sicher sein, dass der Anbieter geschäftsfähig ist", sagt Tubach. Im Klartext: Wer nach finanziellem Engpass riecht oder bei seinen Qualifikationen schummelt, kommt bei Skill Portal nicht rein. Übertrieben findet Tubach den Aufwand keinesfalls, denn "wir wollen keine schwarzen Schafe auf unserem Marktplatz".

Sein Geld verdient Skill Portal mit denen, die ihr Unternehmen hier präsentieren und Angebote platzieren wollen. Außerdem wird dem Kunden in einigen Markträumen kostenpflichtig die Vorauswahl der Kandidaten abgenommen, die sich um einen Auftrag beworben haben. "Es gibt viele Unternehmen, die das wollen, von der kleinen Arztpraxis bis hin zum Großkonzern", sagt Tubach. Mehr als 10.400 Angebote habe man im vergangenen Jahr analysiert und bewertet: Geprüft werden unter anderem die fachliche Qualität und das Preis-Leistungs-Verhältnis. Zum Check gehört nicht nur ein Blick in die Unterlagen, sondern auch ein persönliches Gespräch. Erst dann landet eine festgelegte Zahl von Bewerbern beim Kunden.

Kooperation mit der Technologiestiftung Hessen

Für alle, die die Zügel lieber in der Hand behalten, hat Tubach seine neueste Plattform kreiert: Die erste "Börse für IT-Services" öffnete vorige Woche ihre virtuellen Pforten. Der zusätzliche Marktraum erlaubt nicht nur direkten Kontakt von Anbieter und Interessent, sondern bietet auch die Möglichkeit, eingegangene Angebote einzusehen und dann eben auch zu unter- oder zu überbieten. "Softwarehersteller, Systemhäuser, VARs, Beratungsgesellschaften und IT-Freiberufler sollen hier direkt zusammenfinden", schwärmt Tubach, 1.500 Unternehmen seien an der IT-Börse bereits "notiert". Die Technologiestiftung Hessen begeistert sich für die Qualitätsstandards bei Skill Portal und unterstützt als Kooperationspartner das neue Projekt. Tubach hofft, dass die Zusammenarbeit einige der 6.500 in Hessen ansässigen Softwareunternehmen auf seinen Marktplatz locken wird: "Unsere Grundidee war schon vor drei Jahren, etwas Großes hinzustellen", sagt Tubach.

Neue Ziele - Standard statt Revolution

Tatsächlich gab sich der ehemalige Systemhaus-Chef bereits bei der Gründung von Skill Portal sehr selbstbewusst: Man werde den Dienstleistermarkt "revolutionieren", "von Grund auf verändern" und "die Gesamtsituation der Marktteilnehmer verbessern", sagte er damals. Viel bescheidener fallen die Ziele heute auch nicht aus: "Wir wollen Standards schaffen", sagt Tubach. Und zwar Vertrags-, Haftungs- und Qualitätsstandards. So sieht der Manager die Zulassung bei Skill Portal durchaus als eine Art "Gütesiegel" in der IT-Servicebranche: "Anbieter, die die Zulassung erhalten, dürfen damit auch auf anderen Vertriebswegen außerhalb der Börse werben."

Tubach ist auf Wachstum aus und sieht Skill Portal mit derzeit einer Million Euro Grundkapital für die weitere Expansion in 2003 gut gerüstet: "Wir werden neue Markträume schaffen, in denen weitere Anbieter und Interessenten zusammenfinden können." Davon, dass es diesmal mit dem ganz großen Durchbruch wirklich klappen könnte, ist er überzeugt, schließlich habe Skill Portal den anderen Online-Marktplätzen etwas voraus: "Die meisten waren nach Art der ,Gelben Seiten’ aufgebaut und von Anfang an tot", sagt Tubach. "Es gab also einen guten Grund, warum ein Bankhaus Metzler und eine Lufthansa bei uns eingestiegen sind: Skill Portal lebt."

www.skillportal.com

ComputerPartner-Meinung

Skill-Portal-Chef Manfred Tubach war noch nie darum verlegen, seine Ziele schlagzeilenkräftig zu verpacken. Dabei ist der Hintergrund des neuen Angebotes ziemlich bodenständig: Skill Portal braucht neue Ideen und Angebote, um sein weiteres Überleben zu sichern. Denn das Unternehmen steht derzeit nur auf drei großen Säulen - Dresdner Bank, Deutsche Bahn und Lufthansa - und wird ins Trudeln geraten, wenn eine wegbricht. (mf)

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